Die Queen ist hocherfreut. Denn sie wird zum sechsten Mal Uroma. Prinzessin Kate, die Ehefrau von Prinz William, ist erneut schwanger. Die Vorfreude im Hause Windsor wird groß sein, aber mit Sicherheit wird die werdende Mutter, Prinzessin Kate, auch mit einem gewissen Schrecken an die kommenden Wochen denken. Denn bekanntermaßen leidet sie unter einer schweren Form der Schwangerschaftsübelkeit.
Aber mit diesem Leiden ist sie nicht alleine. Denn wer Mutter wird, betreibt im Prinzip Hochleistungssport. Zumindest der Körper einer Schwangeren tut dies. Immerhin muss sich der Körper erst mal auf die Herausforderung einstellen und der Organismus muss sich nach und nach anpassen. Dabei beginnt die Schwangerschaft mit einem Paradoxon: In den ersten zwei Wochen der Schwangerschaft ist man gar nicht schwanger. Dies liegt daran, dass die Befruchtung der Eizelle erst in der Mitte des Zyklus erfolgt, die spätere Zählweise der Schwangerschaftswochen aber mit Beginn des Zyklus startet. Sobald ein Spermium das den Eileiter herunter wandernde Ei befruchtet hat, beginnt die Veränderung im Organismus einer Frau. Alles ist jetzt darauf ausgerichtet, dem werdenden Leben gute Bedingungen zu verschaffen. Wilhelm Gienger, Gynäkologe in Ostfildern bei Stuttgart und Mitautor zweier Bücher zum Thema, sagt: „Schwangerschaft bedeutet eine Riesenumstellung für den Körper. Im ersten Drittel und im letzten Drittel haben die Schwangeren vielfach mit Beschwerden zu kämpfen, das zweite Drittel ist die schönste Zeit. Frauen mit einer erwünschten Schwangerschaft erleben sie insgesamt oft besser als andere.“
Aufatmen in der zwölften Woche
Als Erstes werden Hormone produziert, die die Gebärmutter auf das befruchtete Ei vorbereiten, damit es sich in die Schleimhaut dort einnisten kann. Der Nachweis dieses Hormons – abgekürzt Beta-HCG genannt – ist auch die Grundlage nahezu aller Schwangerschafts-Teste. Es ist im Blut und im Urin nachweisbar und steigt in den ersten Wochen der Schwangerschaft stark an. Nach der zwölften Woche sinkt sein Wert langsam wieder ab. Vermutlich ist dieses Hormon auch für Beschwerden wie Übelkeit und Erbrechen verantwortlich, mit denen manche Schwangere zu Beginn zu kämpfen haben.
Anderen wie Katrina S. geht es von Anfang an gut: „ Ich hatte überhaupt keine Probleme“, erzählt die 32-Jährige, die ihr erstes Kind erwartet. „Höchstens ein leichtes Ziehen im Bauch. Allerdings habe ich gemerkt, dass ich weniger belastbar bin und schneller müde werde.“ Über große Müdigkeit speziell im ersten Drittel der Schwangerschaft berichten viele Frauen, dies wird im weiteren Verlauf meist wieder besser. „Schwangere brauchen im Durchschnitt eine Stunde mehr Schlaf als vorher“, erklärt der Gynäkologe Gienger. „Zu Beginn liegt das vermutlich am Hormon Progesteron. In der zweiten Schwangerschaftshälfte ist vielfach Eisenmangel der Grund für die Müdigkeit.“ Mitunter schlagen auch Geruchs- und Geschmackssinn muntere Kapriolen in dieser ersten Phase der Schwangerschaft. So kann man beispielsweise den früher so geliebten Kaffee auf einmal nicht mehr riechen oder hat heftige Gelüste auf Saures. „Ich hatte einfach auf manche Sachen keinen Appetit mehr“, so Katrina S. „Dies war zum Beispiel beim Fisch so.“
Die ersten neun Wochen sind eine besonders sensible Phase in der Entwicklung des Kindes. Es wird an die Blutversorgung der Mutter angeschlossen, sein Herz bildet sich und zieht sich zu ersten Kontraktionen zusammen. Die zukünftigen Arme und Beine sind bereits als kleine Ausstülpungen am Rumpf zu erkennen. Bei der Mutter machen sich schon ab der vierten Woche Veränderungen an den Brüsten bemerkbar, die zunehmend spannen: Unter dem Einfluss der Hormone vergrößern sich die Brustdrüsen, die an Volumen und Gewicht stark zunehmen und sich auf das spätere Stillen vorbereiten. Brustwarzen und Brustwarzenhof werden größer und dunkler. Bei manchen Frauen werden auch Muttermale und Sommersprossen ausgeprägter.
Das Herz muss mehr leisten
Der mütterliche Organismus hat mit dem Fortschreiten der Schwangerschaft nun immer mehr zu leisten: Die Blutmenge nimmt um 50 Prozent zu, da Gebärmutter und Plazenta ausreichend durchblutet werden müssen und da die Nieren verstärkt arbeiten. In der Folge muss auch das Herz mehr Pumpleistung erbringen. Sie steigert sich im Laufe der Schwangerschaft um 40 bis 50 Prozent. Der oft niedrige Blutdruck in den ersten drei Monaten normalisiert sich in der Mitte der Schwangerschaft und kann bei manchen Frauen gegen Ende weiter ansteigen.
Im zweiten Drittel ihrer Schwangerschaft fühlen sich viele Frauen besonders wohl. Durch den Östrogeneinfluss ist ihre Haut prall und rosig, das Haar voller und glänzend. Die Anfangsschwierigkeiten sind überwunden, der Babybauch behindert noch nicht und die Hormone setzen viele Energien frei. Mit dem Fötus nimmt auch die Gebärmutter an Größe zu. Ihre Muskelmasse erhöht sich bis zur Geburt um das 30-Fache auf knapp 1500 Gramm. Zusammen mit dem wachsenden Kind beansprucht sie deutlich mehr Platz im Bauchraum und schiebt die anderen Bauchorgane nach und nach zur Seite.
Viele Beschwerden im Verlauf der Schwangerschaft werden durch diese Verdrängung verursacht. So kann der Magen unter Druck geraten, was zu Sodbrennen führt. Wird der Darm zusammengedrückt, leidet die werdende Mutter unter Verstopfung. Kann die Lunge sich nicht mehr komplett ausdehnen, kommt es zur Kurzatmigkeit. Der vermehrte Druck der Gebärmutter auf die Blase verursacht bei der Schwangeren das Gefühl, ständig auf die Toilette zu müssen. Hormonelle Einflüsse verstärken den Harndrang noch zusätzlich. Auch die Beckenvenen können unter dem Druck der Gebärmutter leiden, was zu einem Blutstau in den Beinvenen und schließlich zu Krampfadern führen kann. Das Tragen von Kompressionsstrümpfen und häufiges Hochlegen der Beine bringen Erleichterung.
Besonders gegen Ende der Schwangerschaft werden oft Rückenschmerzen zum Problem. Durch den Babybauch verändert sich der Schwerpunkt des Körpers, was viele Frauen durch ein Hohlkreuz ausgleichen. Außerdem sorgen Hormone in Vorbereitung auf die Geburt dafür, dass Bänder und Sehnen dehnbarer und schlaffer werden. Die Rückenmuskulatur wird deshalb überanstrengt und kann schmerzen. Schwangerschaftsgymnastik, bei der gezielt die Rückenmuskeln gestärkt werden, ist daher ratsam.
Trotz der gravierenden Umstellungen, die der Organismus der werdenden Mutter in den neun Monaten durchmacht, und trotz aller eventuell auftretenden Beschwerden ist die Schwangerschaft eine Zeit der Vorfreude. „Manchmal bin ich auch ängstlich“, gibt Katrina S. zu, “ aber insgesamt gucke ich optimistisch nach vorne. Bis jetzt gab es keine Komplikationen und ich hoffe, die Zeit mit dem Baby genießen zu können.“
Worauf sollten Schwangere achten?
Interview mit Dr. med. Wilhelm Gienger, Gynäkologe in Ostfildern bei Stuttgart
Wie viele Arztbesuche sollten in der Schwangerschaft wahrgenommen werden?
Dr. W.Gienger: In den Mutterschaftsrichtlinien ist das vorgegeben. Bis zur 32. Woche steht alle vier Wochen ein Arztbesuch an, danach alle zwei Wochen. Ab dem Entbindungstermin sollte die Schwangere sich alle zwei bis drei Tage vorstellen.
Was wird dabei untersucht?
Das Standardprogramm sieht neben der Anamnese eine körperliche Untersuchung vor. Der Urin wird auf Eiweiß und Zucker kontrolliert und das Gewicht wird festgestellt. Außerdem werden die Herztöne des Ungeborenen abgehört. Drei Ultraschalluntersuchungen, in der 10., 20. und 30. Woche sind vorgegeben, was aber meiner Meinung nach zu wenig ist. Sechs US-Kontrollen sollten es schon sein. Manche Krankenkassen zahlen das auch bereits.
Worauf sollte bei der Ernährung geachtet werden?
Es gibt keine Schwangeren-Diät. Eine gesunde Mischkost ist am besten, wie sie auch außerhalb der Schwangerschaft üblich ist. Vegetarierinnen sollten auf ihren Eisenspiegel achten, wohingegen von einer rein veganen Ernährung abgeraten wird. Bei vorher normalgewichtigen Frauen wird eine Gewichtszunahme von 10 bis 12 Kilo empfohlen, bei Übergewichtigen sollte es weniger sein.
Alkohol ist grundsätzlich tabu?
Ja, auch bereits das eine Glas Sekt. Das Gleiche gilt für das Rauchen. Man muss ganz klar sagen: Eine Schwangere, die raucht, schädigt ihr Kind.
Wie sieht es mit Sport und Bewegung in der Schwangerschaft aus?
Frauen, die bereits vorher Sport gemacht haben, können dies auch weiter machen, sofern es ihnen gut tut. Ausdauersportarten werden dabei besonders empfohlen. Vorsicht ist bei allen Sportarten angebracht, die mit Verletzungsrisiken einhergehen. Beim Reiten besteht z.B. Sturzgefahr, bei Ballsportarten das Risiko, einen Ball gegen den Bauch zu bekommen.
Fragen: Anette Brecht-Fischer
So beugt man Schwangerschaftsstreifen vor
- Haut elastisch halten: "Zwar kann Pflege Schwangerschaftstreifen entgegenwirken, auftreten können sie aber dennoch", sagt von Sven von Saldern, Facharzt für ästhetische und plastische Chirurgie in Augsburg. Trotzdem sollte man Öl verwenden – es hält die Haut elastisch. Christian Albring, Frauenarzt und Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte, rät, damit zu beginnen, bevor die Dehnung so stark ist, dass die Haut die Belastung gar nicht mehr aushält. Es müssen dafür keine Spezialöle sein. Stefanie Montag, Mitglied im Berufsverband der Deutschen Dermatologen in Berlin rät, ein- bis zweimal am Tag zu ölen.
- Langsames Zunehmen: Die beste Vorsorge ist eine behutsame Gewichtszunahme. "Schwangere, die anfangs sehr schlank waren, dürfen zehn bis 15 Kilogramm zunehmen", sagt Albring. Frauen, die zu Beginn der Schwangerschaft bereits fülliger waren, sollten nicht mehr als 6 bis 10 Kilogramm zulegen. Darüber hinaus rät Albring zu Bewegung. "Täglich eine halbe Stunde Spazierengehen ist das Minimum. Dazu ein bisschen Sport ist empfehlenswert." Gerne wird behauptet, eine gesunde, vitaminreiche Ernährung, viel Wasser und der Verzicht auf Kaffee würden helfen, Schwangerschaftsstreifen vorzubeugen. "Das sind aber alles nur Vermutungen", so Albring. "Eine Wirkung auf die Festigkeit oder Dehnbarkeit des Bindegewebes ist nicht bewiesen."
- Gelassen bleiben: "Die Streifen verblassen mit der Zeit", erklärt Montag. "Die gut durchblutete Fettschicht, die unter der Dermis liegt, scheint anfangs rötlich durch die Haut. Dank der Reparaturmechanismen des Körpers werden die Dehnungsstreifen weiß." Aber das könne durchaus ein Jahr dauern. Ganz verschwinden werden die Schwangerschaftsstreifen nicht, aber man kann mit Behandlungen dafür sorgen, dass sie weniger auffallen, erklärt von Saldern. "Per Laser kann man viele kleine Löcher ins Gewebe schießen, die vernarben und die Haut dabei straffen, wodurch die Streifen weniger sichtbar sind." Solche Eingriffe sind aber teuer. (dpa)
So bekämpft man Schwangerschaftsübelkeit
- Kaffee vermeiden: Manchmal empfiehlt es sich, das frei verkäufliche Vitamin B6 einzunehmen. Absolut tabu sind Kaffee, Zigaretten und Alkohol. „Manchen Frauen hilft es, morgens so lange nichts zu essen und nur zum Beispiel lauwarmes Wasser, Kräuter- oder Ingwertee zu trinken, bis die Übelkeit vorbei ist“, erläutert Doris Scharrel, Ärztin in Kiel.
- Auf Blutzuckerspiegel achten: Da ein niedriger Blutzuckerspiegel Übelkeit begünstigt, sollten Frauen schon vor dem Aufstehen eine Kleinigkeit zu sich nehmen, etwa einen Zwieback oder einen Keks. „Allgemein gilt, dass die Frauen das essen sollten, worauf sie Appetit haben“, unterstreicht Susanne Quell-Liedke vom Deutschen Hebammenverband in Karlsruhe. Die ausgewogene Ernährung könne warten, bis es der Schwangeren wieder besser geht. Da Übelkeit vielfach durch bestimmte Gerüche ausgelöst wird, sollten Schwangere auf viel frische Luft auch daheim achten.
- Homöopathie kann helfen: Auch die klassische Homöopathie kann bei der Eindämmung der Schwangerschaftsübelkeit eine Möglichkeit sein. „Ein Patentrezept gibt es aber hier nicht, da in der Naturheilkunde immer sehr individuell vorgegangen wird“, erläutert Ursula Hilpert-Mühlig vom Fachverband Deutscher Heilpraktiker in Bonn.
- Psychische Spannungen lösen: Mit Akupunktur können etwa die psychischen Spannungen, die häufig mit zu der Übelkeit beitragen, gelöst werden. Manchmal empfiehlt sich auch eine Aromatherapie, das Unwohlsein wird hier mit ätherischen Ölen behandelt. „Es ist eine uralte Methode, bei aufkommender Übelkeit das Riechfläschchen zu benutzen“, sagt Quell-Liedke. Manche Frauen mögen den Duft von Bergamotte, Mandarine, Pampelmuse oder Pfefferminze. Welcher Duft der richtige ist, weiß die eigene Nase. (dpa)