Mit der Bahn zu reisen, hat Vorteile: Man ist vergleichsweise umweltfreundlich unterwegs, sieht während der Fahrt viel vom Land und kommt oft direkt in der Stadt an. Wenn es mitunter nur nicht so teuer wäre und die Verbindungen ins Ausland so schwierig zu planen … Stopp! Die Fahrt im Zug muss weder viel kosten noch mit Hektik und Stress verbunden sein.
Wir haben mit Bahn-Experte Sebastian Wilken gesprochen. Der Herausgeber des Bahnreise-Newsletters Zugpost verrät seine Buchungstipps:
1. Wer früh buchen kann, sollte das tun
Nicht nur die Deutsche Bahn (DB), sondern fast alle europäischen Bahngesellschaften nutzen dynamische Preissysteme mit bestimmten Ticket-Kontingenten, sagt Wilken. Es geht darum, die Nachfrage und die Auslastung der Züge bestmöglich zu steuern. Meist heißt das: Die ersten Tickets für eine Verbindung gibt es am günstigsten. Sind diese vergriffen, wird das nächst teurere Kontingent freigeschaltet, und so steigt in der Regel der Preis, je näher die Abfahrt rückt.
Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) haben das dynamische Preissystem dem Fachmann zufolge bei deren Nightjet-Nachtzügen auf die Spitze getrieben. „Es geht ein bisschen in die Richtung: Für jeden Kunden den Preis zu machen, den er maximal zu zahlen bereit ist“, so beschreibt es Wilken. Das verspricht am Ende mehr Profit.
Was heißt das für den richtigen Buchungszeitpunkt? „Die Wahrscheinlichkeit, dass man einen günstigen Preis hat, wenn man früh bucht, ist recht groß“, sagt Wilken. Aber es könne durchaus sein, dass es ganz kurz vor der Abfahrt noch einen günstigen Ticketpreis gibt. „Da muss man natürlich den Mut haben, darauf zu setzen.“
Das zeigte sich jüngst bei einer Stichprobe der Stiftung Warentest: Bei der Deutschen Bahn wurden Flexpreis-Tickets ohne Zugbindung in der Untersuchung teilweise günstiger, je näher die Abfahrt rückte, während Sparpreis-Tickets mit Zugbindung, für die es Kontingente gibt, auf den Strecken mit Heranrücken des Reisetages je nach Nachfrage teils deutlich teuer wurden. Wer mit Sparpreis-Tickets der DB sparen möchte, ist tatsächlich besser dran, wenn er sie früh bucht.

2. Auch andere Anbieter als die Bahn nutzen
Wer von Hamburg nach Prag im Eurocity fährt, kann das Ticket dafür nicht nur bei der Deutschen Bahn buchen, sondern auch bei České dráhy, der tschechischen Bahn. Der Vergleich kann sich lohnen, der Preis kann günstiger sein, bestätigt Wilken. Es lohne sich generell, bei grenzüberschreitenden Verbindungen auch bei den Bahngesellschaften der anderen Länder nach Tickets zu suchen.
Möchte man von einer Stadt in Deutschland nach Österreich fahren, lohnt ein Vergleichsblick auf die Website der ÖBB. „Wenn ich nach Italien will, kann ich nicht nur bei Trenitalia, sondern lustigerweise auch noch bei den ÖBB gucken, da diese Linien teils aus Deutschland im Transit durch Österreich fahren und oft von den ÖBB betrieben werden“, erläutert Wilken. Geht es nach Frankreich, schaut man am besten auch mal bei SNCF, den dortigen Staatsbahnen. Entsprechend gilt das für alle Länder, in die man mit per Zug reisen will.
3. Aufteilen kann sich lohnen
Statt eines durchgehenden Tickets kann es zudem günstiger sein, die Fahrstrecke aufzuteilen. Als Beispiel nennt Wilken den Chiasso-Trick. Der Hintergrund: Alle Eurocity-Züge von Zürich nach Mailand hielten an diesem schweizerisch-italienischen Grenzbahnhof, wie es in einem Bericht auf Zugpost.org heißt. Bis dorthin gelte der Sparpreis der Deutschen Bahn. Es kann sich manchmal lohnen, statt einer Fahrkarte für die Gesamtstrecke ein Ticket bis Chiasso bei der DB und das zweite Ticket ab Chiasso bei Trenitalia zu kaufen.
Problematisch wird es, wenn sich ein Zug verspätet und man dadurch den anderen nicht mehr erreicht. Bei solch einem Anschlussverlust kann man nur dann auf seine Fahrgastrechte pochen, wenn man eine Durchgangsfahrkarte hat – also die Tickets in einem Buchungsvorgang auf einer Plattform gekauft hat. Dann dürfte man statt des verpassten Zuges einen beliebigen anderen Zug nehmen, um ans Ziel zu gelangen.

Das gilt aber nicht, wenn man Fahrschein 1 etwa auf der Website der DB und Fahrschein 2 auf der Seite einer anderen Eisenbahngesellschaft, in diesem Beispiel Trenitalia, gekauft hat. In so einem Fall sind Reisende schlecht dran, wenn Zug 1 so sehr verspätet ist, dass Zug 2 schon weggefahren ist. Dann müssten sie womöglich ein neues Ticket für die zweite Strecke kaufen.
Wer sich über seine Rechte bei Verspätungen und Zugausfällen sowie zum Thema Durchgangsfahrkarte schlaumachen will, findet zum Beispiel auf der Website des Europäischen Verbraucherzentrums viele nützliche Informationen.
4. Pufferzeiten einplanen
Von sich selbst sagt Wilken, dass er auch mal knappere Umsteigezeiten in Kauf nehme. Aber das könne man nicht der Allgemeinheit raten. Gerade wer mit viel Gepäck oder mit Kindern reist, plant lieber großzügiger und schiebt ausreichend zeitlichen Puffer ein, wenn an einem Bahnhof der Zug gewechselt werden muss. Bei der Deutschen Bahn etwa kann man Umsteigezeiten bei der Buchung anpassen, sodass nur Verbindungen angezeigt werden, die ausreichend Puffer bieten.
In Ländern wie Deutschland, wo auf den wichtigen Fernverkehrsstrecken stündlich ein Zug fährt, sei es vielleicht nicht so schlimm, wenn man mal einen Zug verpasse, sagt Wilken dazu. „Wenn man jetzt aber in ein anderes Land guckt, wo gewisse Verbindungen vielleicht nur einmal am Tag angeboten werden, ist das was anderes.“
Sein Rat: Je weniger Alternativen es gibt, falls man den Anschluss verpasst, desto mehr Puffer plant man lieber für den Umstieg ein. Vor allem auch für Bahnen, die einen zu einem Nachtzug bringen. „Da würde ich nicht 20 Minuten Umstiegszeit planen, sondern lieber zwei Stunden.“ Denn wenn der Nachtzug weg ist, bleibt nur die Nacht im Hotel vor Ort und die Hoffnung, dass man am darauffolgenden Abend im nächsten Nachtzug mitfahren kann.
5. Weitere Buchungsplattformen checken
Gerade wer grenzüberschreitende Zugreisen plant, beispielsweise von Deutschland nach Spanien oder nach Osteuropa, kann die Angebote auf Plattformen wie Trainline, Omio oder Rail Europe checken. „Da kann ich oft Verbindungen buchen, die es etwa über die Website der Deutschen Bahn so nicht gibt“, sagt Wilken. Allerdings gilt auch hier: Preise vergleichen, denn die Plattformen erheben Buchungsgebühren.
In der Regel sind die gekauften Tickets dann auch Durchgangsfahrkarten mit entsprechenden Vorteilen bei den Fahrgastrechten. Allerdings: „Manchmal kann es auch sein, dass sie dir zwei separate Tickets ausstellen“, so Wilken. Dann zählen die einzelnen Zugfahrten womöglich nicht als Durchgangsfahrkarte.
Die Plattformen haben auch nicht alle großen Bahngesellschaften integriert. „Wir sind noch lange nicht da, dass man ein europaweites Buchungsportal hätte, wo man einfach alles machen könnte“, so Wilken. Aber es seien Schritte in die richtige Richtung. Auf den Portalen lassen sich auch Sitzplatzreservierungen für Züge kaufen – etwa für Interrail-Nutzer, die in reservierungspflichtigen Fernzügen mitfahren wollen.