Ob in der Schule, in der Kunst oder der Arbeitswelt: Künstliche Intelligenz (KI) ist überall auf dem Vormarsch und verändert jetzt schon den Alltag vieler Menschen. Auch im Jobcenter soll zukünftig künstliche Intelligenz eingesetzt werden, hat der Bundestag bestätigt. Die Erklärung vom 20. September ist eine Antwort auf eine Anfrage der CDU und stellt fest: „Als Reaktion auf den demografischen Wandel sei der Einsatz von KI zur Entlastung der Mitarbeiter von Routinetätigkeiten in den Jobcentern ein wesentlicher Hebel.“ Vor allem Personalengpässen soll mithilfe von KI entgegengewirkt werden. Was konkret dahinter steckt, was das für Bürgergeldempfangende bedeutet und welche Schwierigkeiten KI mit sich bringen kann, das erfahren Sie hier.
Auch interessant: Auch wenn künstliche Intelligenz vielerorts noch in der Testphase steckt, kann man schon jetzt absehen, welche Berufe KI wahrscheinlich in Zukunft verdrängen wird. Bei anderen Tätigkeiten ist KI jetzt schon unterstützend im Einsatz. Laut mancher Stimmen führt KI allerdings nicht dazu, dass Menschen in Zukunft weniger arbeiten müssen.
Wie soll künstliche Intelligenz im Jobcenter eingesetzt werden?
Künstliche Intelligenz ist vielseitig einsetzbar und kann komplizierte Aufgaben lösen. Das Fraunhofer-Institut für Kognitive Systeme (IKS) beschreibt KI so: „Sie imitiert menschliche kognitive Fähigkeiten, indem sie Informationen aus Eingabedaten erkennt und sortiert.“ Laut der Erklärung des Deutschen Bundestag soll diese Fähigkeit in folgenden Arbeitsbereichen des Jobcenters eingesetzt werden:
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mit dem Projekt „Adest“ füllt KI Stellenangebote aus und nimmt Mitarbeitenden die Übertragung von Informationen in das Vermittlungssystem ab.
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die KI extrahiert Inhalte aus digital eingereichten Arbeitsverträgen und trifft eine Vorauswahl der wichtigsten Informationen, damit Mitarbeitende nicht mehr im Detail alle Dokumente durchgehen müssen.
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Ein Voice-Bot soll Mitarbeitende bei telefonischen Anliegen entlasten.
Übrigens: Wer Bürgergeld beziehen will, muss vor dem Jobcenter seinen Finanzen darlegen. Darüber, wann das Jobcenter zum Hausbesuch vorbeikommen darf, weiß nicht jeder Bescheid. In welcher Höhe die Miete vom Jobcenter übernommen wird, welche Schulden das Amt für Arbeit für einen zahlt und welche weiteren Kosten es trägt, kann man schnell herausfinden.
Künstliche Intelligenz im Jobcenter: Was bedeutet das für Bürgergeldempfänger?
Wer Bürgergeld empfängt, steht im ständigen Austausch mit dem Jobcenter und muss regelmäßig Termine vor Ort wahrnehmen. Wer zu einem Termin ins Jobcenter geht, sitzt allerdings noch nicht in naher Zukunft einer künstlichen Intelligenz mit automatischer Sprachausgabe gegenüber. Nur telefonisch könnte es bald dazu kommen, dass eine automatische Stimme statt eines Menschen antwortet. Größere Veränderungen für Bürgergeldempfangende wird es durch die künstliche Intelligenz zunächst wohl nicht geben. Vor allem soll sie für eine Entlastung in der internen Verwaltung und Organisation sorgen, schreibt bundestag.de.
Im besten Fall könnte die KI zukünftig zu einer schnelleren Bearbeitungszeit von Anliegen führen, das ist allerdings Spekulation. Sicher ist: Im Zuge der Digitalisierung und Automatisierung ist geplant, dass Bürgergeldempfangende für weniger Behördengänge das Haus verlassen müssen, heißt es bei arbeitsagentur.de. Die Frankfurter Rundschau sieht einen weiteren Aspekt: „Für einige Menschen dürfte weniger Zusammenarbeit mit Mitarbeitenden vom Jobcenter eine positive Nachricht sein.“ Einer Studie von 2017 zufolge herrschen im Jobcenter „teils gravierende Diskriminierungsrisiken“, schreibt tagesschau.de.
Welche Gefahren bringt künstliche Intelligenz mit sich?
Künstliche Intelligenz wird durch „Machine Learning“ trainiert, erklärt das Fraunhofer-Institut für Kognitive Systeme (IKS). Das heißt, sie wird mit ganz vielen Informationen gefüttert. Diese informationen, oder auch Datensatz, ist das, worauf die künstliche Intelligenz in ihren Entscheidungen zurückgreifen kann. Und das kann auch problematisch sein: Die Informationen, die KIs zur Verfügung stehen, sind menschengemacht und damit nicht neutral. Außerdem ist es in Fällen nicht transparent oder nachvollziehbar, mit welchen Informationen KIs trainiert wurden.
In der Vergangenheit haben KIs in den USA, die Stellenbewerbungen auswerten und die besten Bewerbenden ermitteln sollten, laut der Frankfurter Allgemeine Zeitung rassistische Entscheidungen getroffen. Wenn statt Sachbearbeiter die künstliche Intelligenz in Zukunft Entscheidungen über den Status von Bürgergeldempfangenden trifft, heißt das nicht automatisch, dass diese unvoreingenommen handeln.