Sandra Markert

„Uffbasse, mehr suchän Disch! Du bischd de 007 mit ner Lizenz zum Schrauwe“ – oder aber der Mechaniker, der einen neuen Job bei einer Pfälzer Baumaschinen-Firma sucht. Geschäftsführer Uwe Holla verfasst seine Stellenanzeigen seit einem halben Jahr im Pfälzer Dialekt. „Da ist eine viel persönlichere Ansprache möglich, und die Resonanz gibt uns recht“, sagt Uwe Holla. Plötzlich findet er wieder Mitarbeiter, die er zuvor monatelang vergeblich gesucht hat. „Bei uns ist es sicher nicht von Nachteil, wenn man im Vorstellungsgespräch mit Dialekt ankommt.“

60 Prozent der Deutschen sprechen Dialekt

Gut 60 Prozent der Deutschen sprechen irgendeinen Dialekt. „Ob der auch im Arbeitsleben nützt, kommt ganz klar auf den Beruf an“, sagt Stefan Kleiner, Sprachwissenschaftler am Institut für deutsche Sprache in Mannheim. Wer regional tätig sei und das in einer Gegend, die noch stark vom Dialekt geprägt ist, könne mit der Mundart Vorteile haben. „Denn Dialekt erzeugt Nähe und schafft Vertrauen“, betont Kleiner. Mit dem Bäcker vor Ort lässt es sich so leichter plaudern, mit dem Handwerker einfacher um den Preis feilschen.

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Im Verkaufsgespräch kann Dialekt also durchaus von Vorteil sein. Das haben auch die Wirtschaftswissenschaftler Robert Mai und Stefan Hoffmann in einer Studie für die Technische Universität Dresden herausgefunden. Allerdings, so schreiben die Autoren, kommt es stark darauf an, wie verständlich der Mitarbeiter am Bahnschalter oder der Apotheker spricht. Und wie der Kunde dem jeweiligen regionalen Dialekt gegenüber eingestellt ist.

Sprachtrainerin Ariane Willikonsky weiß, was die Vor- und Nachteile am Dialekt sind.
Sprachtrainerin Ariane Willikonsky weiß, was die Vor- und Nachteile am Dialekt sind. | Bild: fon-institut

Denn nicht alle Dialekte gelten als sympathisch. „Während die meisten Leute Norddeutsch und Bayerisch gern hören, trifft das für Sächsisch nicht zu“, sagt Kleiner. Wie gut ein Dialekt angesehen sei, hänge damit zusammen, wie vertraut das Klangbild ist. „Sächsisch hat auffallend viele Merkmale, die wir in anderen Dialekten nicht haben“, erläutert Kleiner.

Schwäbisch mittelmäßig beliebt

Der schwäbische Dialekt wiederum, der in den Umfragen einen mittleren Rang bei der Beliebtheit einnimmt, nutzt recht viele grammatikalische Besonderheiten, die im Hochdeutschen nicht korrekt sind, wie beispielsweise „der wo“. „In den Ohren von Leuten, die solche Besonderheiten nicht kennen, sind das einfach Fehler und die führen dazu, dass ein Dialekt sprechender Schwabe bei einem Vortrag an Kompetenz einbüßt“, sagt Ariane Willikonsky. Die Sprecherzieherin bietet in ihrem Fon-Institut für Sprache und Stimme in Stuttgart seit 2003 Kurse für Hochdeutsch an.

Die meisten Teilnehmer werden von ihren Chefs zu den Hochdeutsch-Kursen geschickt, weil sie überregional tätig sind und repräsentative Aufgaben innehaben. Ein Dialekt kann hier wie eine Barriere wirken und Kontakte versperren. In Vorträgen lenkt er vom eigentlichen Thema ab – oder führt dazu, dass die Zuhörer nicht alles verstehen.

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Anfangs seien die Befürchtungen der Kursteilnehmer oft groß, dass sie jetzt ihren Dialekt verlernen müssen, erzählt Willikonsky. „Aber das ist totaler Quatsch. Wir lernen ja auch Englisch und können trotzdem noch Deutsch sprechen.“

Sprecherzieher üben das Umschalten auf Hochdeutsch

Sechs Stunden braucht die Sprecherzieherin, um den Teilnehmern die Regeln von Grammatik und Aussprache im Hochdeutschen beizubringen. „Danach kann jeder problemlos einen Text auf Hochdeutsch vorlesen“, sagt sie. Damit das Umschalten zwischen Dialekt und Hochdeutsch auch im Alltag klappe, brauche es dann viel praktische Übung. Die sich Willikonsy zufolge aber immer auszahlt. „Wenn Sie es schaffen, einen Vortrag auf Hochdeutsch zu halten und dann in den Pausen im Dialekt zu plaudern, ist das einfach faszinierend, authentisch und sympathisch.“

Was sie damit meint, zeigt Sprecherzieherin Willikonsy, indem sie selbst auf Knopfdruck und völlig unerwartet ins schönste Schwäbisch wechselt. „Ich bin unheimlich stolz darauf, Schwäbisch zu können. Denn im Gegensatz zu Hochdeutsch kann man einen Dialekt nie richtig lernen, das klingt immer aufgesetzt.“

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