Vorbei die Zeit, in der Sparer für ihr Guthaben sogar mit sogenannten Verwahrgeldern traktiert wurden. Die Banken kommen inzwischen fast täglich mit neuen Angeboten auf die Verbraucher zu. Das ist eine Folge der deutlich strengeren Geldpolitik der Notenbanken.
Wer sein Erspartes für zwei Jahre fest anlegt, erhält aktuell im Marktdurchschnitt der bundesweit verfügbaren Angebote 2,09 Prozent Zinsen. Anfang August 2022 – also unmittelbar nach der ersten Leitzinserhöhung durch die Europäische Zentralbank (EZB) – lag der Durchschnittszins noch bei 0,82 Prozent.
Zwei Prozent auf Festgeld locker drin
Das zeigen aktuelle Zinsauswertungen des Vergleichsportals Verivox. Bei den Festgeldern mit zwölf Monaten Laufzeit haben sich die Zinsen im selben Zeitraum sogar mehr als verdreifacht und stiegen von 0,54 auf aktuell 1,73 Prozent. Auch Tagesgeldanlagen werfen inzwischen wieder durchschnittlich 0,45 Prozent Zinsen ab.

„Der Markt hatte den erwarteten Zinsschritt der EZB schon im Vorfeld ein Stück weit eingepreist“, erklärt Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich. „Die vier Leitzinserhöhungen in der zweiten Jahreshälfte haben die Rallye dann nochmal spürbar angeheizt.“ Er beobachtet, dass der Wettbewerb unter den Banken an Schärfe zugenommen hat.
Sparkassen und Volksbanken hinken hinterher
Bis zu 3,1 Prozent zahlen deutsche Geldhäuser aktuell für Festgelder mit zwei Jahren Laufzeit. Einige Banken mit Sitz im EU-Ausland bieten mit bis zu 3,36 Prozent noch höhere Zinsen. Bei so viel Bewegung am Zinsmarkt seien Sparer gut aufgestellt, die mit zwei abwechselnd auslaufenden Festgeldanlagen arbeiten, sagt der Experte.
So kommt jedes Jahr eine der beiden Anlagen zurück. Bei der Wiederanlage profitieren die Sparer dann von zwischenzeitlich gestiegenen Zinsen. „Die Ersparnisse einfach liegen zu lassen, weil man immer weiter auf den besten Anlagezeitpunkt wartet, ist keine Lösung“, so Maier.
Auch bei den Regionalbanken steigen die Zinsen. Doch mit 1,14 Prozent ist der Durchschnittszins zweijähriger Festgeldanlagen bei genossenschaftlichen Kreditinstituten wie den örtlichen Volks- und Raiffeisenbanken und den Sparda-Banken nur etwas mehr als halb so hoch wie bei den bundesweit verfügbaren Angeboten.
Sparkassen wiederum zahlen im Schnitt 1,21 Prozent Zinsen für Festgeld mit zwei Jahren Laufzeit. „Die Regionalbanken müssen aufpassen, dass ihnen die Kunden nicht weglaufen“, sagt Maier.
Neukunden oft mit besseren Konditionen
Er verweist darauf, dass aktuell mehrere Wettbewerber mit Kampfkonditionen versuchen, den anderen Banken die Kundschaft abzuwerben. Dabei erhalten Neukunden, die ein Tagesgeldkonto eröffnen, für einige Monate einen Zinsaufschlag. Nach Ablauf der Frist wird das Guthaben dann zu den regulären Standard-Konditionen weiter verzinst.
Bis zu 2,1 Prozent Zinsen zahlen Banken im Rahmen solcher Neukunden-Aktionen aktuell aufs Tagesgeld – fast doppelt so viel wie deutsche Geldhäuser als Standard-Kondition maximal zu bieten haben. Wer 10.000 Euro für die Dauer von zwei Jahren bei Top-Banken anlegt, erhält dafür insgesamt 261 Euro mehr Zinsen als bei einer durchschnittlich verzinsten Anlage.