Florian Junker

An der Börse sind es Namen von Giganten: Warren Buffett, einer der reichsten Männer der Welt, George Soros, der als Fondsmanager das britische Pfund ins Wanken brachte und ebenfalls zum exklusiven Klub der Multimilliardäre zählt, sowie Investmentaltmeister André Kostolany, der eine ganze Generation von Anlegern in Deutschland noch über seinen Tod hinaus beeinflusst. Hatten sie eine Erfolgsformel, um reich zu werden? „Was man von den großen Investoren lernen kann, ist vor allem ihre Konsequenz und Disziplin, mit der sie ihre Ideen umsetzen“, sagt Rainer Laborenz, Geschäftsführer bei der Offenburger Azemos Vermögensmanagement GmbH. „Als Anleger dürfen Sie sich von kurzfristigen Misserfolgen nicht aus der Bahn werfen lassen.“

Dabei unterscheiden sich die Strategien der Profis grundsätzlich. Während US-Investor Warren Buffett einfach Unternehmen sammelt, die ihm günstig erscheinen, sucht der aus Ungarn stammende George Soros nach günstigen Gelegenheiten aus dem Zusammenspiel zwischen Markt und Politik. Sein hierzulande unvergessener Landsmann André Kostolany favorisierte einfaches Abwarten oder Spekulation auf Grundlage der Massenpsychologie.

Wen sollen sich ganz normale Sparer als Vorbild nehmen? „Nach meiner Einschätzung gibt es einige Gemeinsamkeiten, die die drei Legenden auszeichnen und von denen der Privatanleger lernen kann“, sagt Azemos-Experte Laborenz. Dazu gehört zuallererst eine gründliche Analyse der Unternehmen vor einer Investition. Zudem ist es wichtig, die eigenen Emotionen zu kontrollieren, sich nicht von oft irrationalen Übertreibungen des Marktes anstecken zu lassen und der eigenen Strategie selbst in schwierigen Phasen treu zu bleiben. Trotzdem ist es unerlässlich, aus Fehlern zu lernen und sich ständig weiterzuentwickeln. Dennoch sollte niemand darauf spekulieren, den gleichen Erfolg an der Börse zu haben, wie die ganz Großen.

„Investmentgurus machen eine viel gründlichere Unternehmensanalyse als das Privatanlegern überhaupt möglich ist“, weiß Roman Harzenetter, Vorstand bei der Anceka Vermögensbetreuungs AG aus Kaufbeuren. „Sie nutzen dazu weit mehr als die öffentlich zugänglichen klassischen Bewertungszahlen wie Kurs-Buchwert-Verhältnis, Kurs-Gewinn-Verhältnis oder Dividendenrendite.“ Zudem haben Investoren wie Warren Buffett den Mut und die Mittel, eine antizyklische Strategie zu verfolgen und durchzuhalten. Das heißt, sie können es sich leisten dann zu kaufen, wenn alle verkaufen und so lange zu warten bis diese Aktien wieder mit Gewinn abgestoßen werden, auch wenn das viele Jahre braucht.

Günstig kaufen, teuer verkaufen

Trotzdem können auch ganz normale Anleger mit begrenztem Vermögen auf die Erfolgsstrategien der Großen setzen. Gerade an der Value-Strategie, die Warren Buffett zu einem der reichsten Menschen der Welt gemacht hat, orientieren sich eine Reihe von Aktienfonds. „Wir haben zwar nicht das eine Vorbild, doch bei der Anceka Vermögensbetreuung suchen wir nach Unternehmen für unsere Kunden, die an der Börse günstiger zu haben sind als es ihrem tatsächlichen Wert entspricht“, erklärt Roman Harzenetter. Warren Buffett hat das einmal so formuliert: „Der Preis ist das, was gezahlt wird, was man kriegt ist der Wert.“ Um also eine Investmentlegende zu werden, reicht es also eigentlich einfach günstig einzukaufen. Egal, wie viel Geld man dafür einsetzt.

„Ich verzichte auf Schlaftabletten“

Rainer Laborenz, Geschäftsführer bei der Offenburger Finanzdienstleister Azemos, erklärt, warum Anleger ihr Depot regelmäßig überprüfen sollten

Herr Laborenz, André Kostolany ist unter anderem berühmt für seinen Tipp, Aktien zu kaufen, Schlaftabletten zu nehmen und reich aufzuwachen. Sehen Sie das genauso?

Ich persönlich verzichte auf Schlaftabletten. Denn auch bei den scheinbar besten Unternehmen der Welt kann es ein böses Erwachen geben.

Mit welchen Aktien kann so eine Buy-and-hold-Strategie überhaupt heute noch funktionieren?

Da sind zunächst die klassischen Markenartikler wie Coca-Cola oder Nestlé zu nennen, aber auch die sogenannten „Consumer des 21. Jahrhunderts“ wie die IT-Dinos Microsoft, Oracle oder Google sowie die großen Pharmakonzerne wie Novartis oder Roche. Deren Produkte und Dienstleistungen werden täglich milliardenfach nachgefragt.

Warum ist es trotzdem ratsam, ein Depot im Auge zu behalten und wann ist es sinnvoller zu handeln?

Irrationale Übertreibungen schaffen Kaufgelegenheiten, wenn die Aktienkurse von Panik getrieben stark unter ihren fundamentalen Unternehmenswert fallen. In Zeiten höchster Euphorie hingegen können die Kurse durch die Decke gehen. Dann ist es besser, sich von überbewerteten Aktien zu trennen.