Die zunehmende Spaltung zwischen den Einkommensschichten in Deutschland spiegelt sich auch im Ernährungsverhalten wider. „Deutschland isst immer geteilter. Vor allem zwischen den sozialen Schichten geht die Schere beim Essen zunehmend auseinander“, sagte Marc-Aurel Boersch, Vorstandschef von Nestlé Deutschland, bei der Vorstellung der Studie zum Ess- und Ernährungsverhalten „So is(s)t Deutschland“ in Frankfurt. „Die Ernährung der Bevölkerung hat sich in den letzten zehn Jahren auch wegen der Entwicklung der Einkommen gravierend verändert“, betonte auch Renate Köcher, Geschäftsführerin des Instituts für Demoskopie Allensbach, das die Studie für Nestlé erstellt hat. „Ob es um den Stellenwert guten Essens geht, um eine bewusst gesunde Ernährung, Essen als Genusserlebnis oder Ernährungsmaximen – die Unterschiede zwischen den sozialen Schichten sind groß und wachsen“, erklärte sie.
Oberschicht treibt Trends
Während 72 Prozent der Befragten aus der Oberschicht betonten, sie ernährten sich aus Überzeugung gesund, waren es bei den wenigen Vermögenden nur 39 Prozent. Dies führt auch dazu, dass der wachsende Trend zu Produkten aus der jeweiligen Region, zu Saisonprodukten, zu natürlichen Lebensmitteln, zu Nachhaltigkeit und artgerechter Tierhaltung nur von der Ober- und Mittelschicht vorangetrieben wird.
Weniger Zucker und Fett
Alle Schichten aber vermeiden immer stärker Zucker, Fett und Salz. Dies gilt für zwei Drittel der Bevölkerung. Aber nur 20 Prozent wollen generell auf Fertigprodukte verzichten, 11 Prozent setzen auf vegetarische, 2 Prozent auf vegane Ernährung.
Gemeinsames Essen wird seltener
So manches Mal klaffen laut Studie bei den Essgewohnheiten aber Wunsch und Wirklichkeit auseinander. So haben zwar gemeinsame Mahlzeiten in der Familie für die allermeisten Menschen eine hohe Bedeutung, doch gerade unter der Woche wird immer seltener zusammen gespeist.
Oft nicht zu festen Zeiten
„Ernährung wird immer mehr an die individuellen Bedürfnisse und Lebenssituationen angepasst“, unterstrich Köcher. Dadurch lösten sich feste Gewohnheiten auf. Unter der Woche isst demnach nur noch jeder Zweite der Befragten sein Mittagessen in Gesellschaft, 39 Prozent frühstückten noch gemeinsam. Eine warme Mahlzeit stehe für 45 statt zuvor für 55 Prozent auf dem täglichen Speiseplan. Rund ein Drittel der Befragten esse nicht zu festen Zeiten, sondern wenn sie gerade Hunger oder Zeit haben. Zudem werde häufiger auswärts gegessen.
Und noch etwas zeigt die Studie: Junge Menschen holen sich Ernährungstipps immer häufiger bei ihren Großeltern als etwa bei Ernährungsberatern und im Internet.
Die wichtigsten Ernährungstrends
Die Ernährungsgewohnheiten der Deutschen befinden sich im Wandel. Immer mehr Konsumenten versuchen ihren Konsum von ungesunden Stoffen wie Fett, Salz oder Zucker zu reduzieren. Auch der Fleischkonsum sinkt hierzulande. Wir stellen Ihnen die wichtigsten Ernährungstrends vor.
- Vegetarisch: Vegetarier verzichten strikt auf Fleisch, entweder aus gesundheitlichen oder ökologischen Gründen (denn die Produktion von Fleisch benötigt viel CO2 und Wasser). Allerdings essen sie tierische Produkte wie Eier oder Milch – denn dafür muss kein Tier geschlachtet werden.
- Vegan: Veganer verzichten ganz auf tierische Produkte. Auch Eier oder Milch sind somit tabu. Allerdings mangelt es Veganern an Vitamin B12, das in tierischen Produkten enthalten ist. Deshalb müssen Veganer Vitamin B12 als Nahrungsergänzung nehmen.
- Flexitarier: Diese immer größer werdende Gruppe isst prinzipiell Fisch und Fleisch, ernährt sich aber auch gerne vegetarisch. Flexitarier legen in der Regel großen Wert auf die Qualität des Fleisches, verzehren es aber nur ein- oder zweimal pro Woche.
- Paleo: Die sogenannte Steinzeiternährung stammt aus einer Zeit, als Ackerbau und Viehzucht noch nicht verbreitet waren. Sie besteht aus Gemüse, Fleisch (vom Wild), Beeren, Fisch, Meeresfrüchten, Schalentieren, Eiern, Obst sowie Kräutern, Pilzen, Nüssen und Honig. Zu vermeiden sind industriell verarbeitete Nahrungsmittel wie Zucker und alkoholische Getränke sowie Getreideprodukte wie Brot, Nudeln oder Pizza. (td)