Lina Frijus-Plessen

In den kommenden Jahren dürfte nicht nur die Anzahl der Rentnerinnen und Rentner in Deutschland zunehmen, auch die Renten selbst werden voraussichtlich spürbar steigen. So erwartet man nach dem jüngsten Rentenversicherungsbericht auch für 2026 eine Rentenerhöhung von über drei Prozent, während der Anteil an Menschen im Rentenalter laut dem Statistischen Bundesamt immer weiter wächst.

Diese beiden parallelen Entwicklungen könnten bereits bis zum Jahr 2028 zu einem signifikanten Anstieg der Rentenbeiträge führen. Das prognostiziert die Frühjahrsfinanzschätzung 2025 des Rentenschätzerkreises, die kürzlich der Bundesvertreterversammlung der Deutschen Rentenversicherung (DRV) vorgelegt wurde. Wie sehr wächst der Anteil, den die Beitragszahler in naher Zukunft von ihrem Bruttogehalt an die Rentenkassen abtreten müssen?

Wie sehr sollen die Rentenbeiträge bis 2028 ansteigen?

Laut der Frühjahrsfinanzschätzung wird der Beitragssatz, der aus den Löhnen und Gehältern in die Rentenkassen fließt, im Jahr 2027 erstmals nach 20 Jahren wieder ansteigen. Darüber informiert das von der Deutschen Rentenversicherung betriebene Informationsportal ihre-vorsorge.de. Aktuell zahlen Arbeitnehmer 18,6 Prozent ihres Bruttogehalts in die Rente ein, wobei die Hälfte des Betrags vom Arbeitgeber übernommen wird.

Die kommende Erhöhung soll sich zunächst auf 0,2 oder 0,3 Prozentpunkte belaufen, was den Beitragssatz auf 18,8 beziehungsweise 18,9 Prozent anhebt. Ein weiteres Plus von 1,1 bis 1,2 Prozentpunkten im darauffolgenden Jahr 2028 könnte den Anteil schließlich auf 20 Prozent steigen lassen. Damit wäre innerhalb weniger Jahre eine bedeutende Beitragsgrenze erreicht.

Für den Zeitraum ab 2031 drohen weitere Erhöhungen des Beitragssatzes, die sich laut ihre-vorsorge.de auf rund 20,3 bis 20,4 Prozent belaufen könnten. Ab 2035 erwartet der Rentenschätzerkreis ein Überschreiten der 21-Prozent-Marke und im Jahr 2040 soll sich der Wert auf etwa 21,4 Prozent belaufen.

Wie genau der Anstieg ab 2031 verläuft, hängt nach der Meldung von ihre-vorsorge.de davon ab, ob das von der Bundesregierung beschlossene Rentenpaket 2025 noch in den kommenden Monaten vom Bundestag verabschiedet wird. Das Rentenpaket soll gewährleisten, dass das Rentenniveau bis 2032 bei 48 Prozent stabil bleibt. Zudem ist vorgesehen, die Rentenkassen mit den zusätzlichen Ausgaben, die durch dieses Paket entstehen, in Milliardenhöhe zu unterstützen.

Finanzielle Rücklagen der Rentenversicherung in Gefahr: So schnell sollen sie in Zukunft sinken

Trotz der erwarteten Erhöhung der Rentenbeiträge sieht sich die gesetzliche Rentenversicherung künftig mit wachsenden finanziellen Verlusten konfrontiert. So soll ihre Geldrücklage der aktuellen Frühjahrsfinanzschätzung zufolge bereits in den kommenden Jahren deutlich schrumpfen: Betrug sie Ende 2024 noch 43,8 Milliarden Euro, sollen zum Jahresende 2025 lediglich 38,5 Milliarden Euro übrig bleiben. Wie ihre-vorsorge.de berichtet, entspricht das 1,29 Monatsausgaben. Im darauffolgenden Jahr dürfte die Reserve auf 25,8 Milliarden Euro oder 0,82 Monatsausgaben schmelzen. Ende 2027 droht dann sogar ein Absturz auf die gesetzliche Mindestrücklage von 0,2 Monatsausgaben.

Bereits im vergangenen Jahr hatte der DRV-Vorstand Alexander Gunkel vor dem Szenario gewarnt, dass die Rentenversicherung im Herbst 2027 vorerst nicht mehr in der Lage sein könnte, die Renten aus eigenen Mitteln zu zahlen. Um zu verhindern, dass die Rentenversicherung im Falle einer plötzlichen, starken Wirtschaftskrise in Finanzierungsnot gerät, will die Bundesregierung die Mindestrücklage der Rentenkassen künftig auf 0,3 Monatsausgaben erhöhen. So sieht es das geplante Rentenpaket 2025 vor. „Dadurch wird die unterjährige Liquidität der allgemeinen Rentenversicherung gestärkt“, wird im zugehörigen Regierungsentwurf erläutert.

Übrigens: Die Problematik steigender Rentenbeiträge und sinkender Finanzrücklagen der Rentenversicherung dürfte zusätzlich durch die Tatsache verstärkt werden, dass immer mehr Menschen früher in Rente gehen wollen. So gerät das deutsche Rentensystem unter massiven Druck. Experten warnen im Hinblick auf den verfrühten Renteneintritt vieler Babyboomer vor einem Horror-Szenario.