Mit dem Wahlsieg von Donald Trump erreicht auch die außergewöhnliche Karriere von J.D. Vance einen Gipfel. Der erst vor drei Jahren in die Politik eingestiegene Bestsellerautor und frühere Finanzinvestor wird Vizepräsident. Mit seinen erst 40 Jahren wird er der drittjüngste Politiker auf diesem Posten in der Geschichte der Vereinigten Staaten sein.

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Der ultrarechte und scharfzüngige Senator aus dem Bundesstaat Ohio hatte im Wahlkampf für viel Wirbel gesorgt. Seinem Ruf als Trumps Wadenbeißer wurde er vollends gerecht – mit heftigen Attacken auf die Rivalin Kamala Harris, der er unter anderem vorwarf, für unerschwingliche Lebenshaltungskosten und unkontrollierte Zuwanderung verantwortlich zu sein.

Vance auch immer wieder selbst in der Defensive

Der Jung-Senator mit dem makellosen Scheitel, gepflegten Bart und stechenden Augen geriet aber auch selbst immer wieder stark in die Defensive, besonders nachdem frühere Interviewäußerungen wieder ausgegraben worden waren, in denen er kinderlose Spitzenpolitikerinnen der gegnerischen Demokraten als unglückliche „Katzenfrauen“ geschmäht hatte.

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Auch wenn Vance sagte, seine frühere Äußerung sei „sarkastisch“ gemeint gewesen und absichtlich fehlgedeutet worden – den Ruf eines Frauenfeindes wurde er bei vielen nicht mehr los. Vance ist auch der Urheber des rassistischen Lügenmärchens, haitianische Einwanderer hätten in der Stadt Springfield in Ohio Haustiere verspeist – eine Lüge, die Trump dann in seiner Fernsehdebatte mit Harris aufgriff.

Vance im TV-Duell eher zurückhaltend

Doch Vance kann auch anders: In seinem Fernsehduell mit Harris‘ Vizekandidaten Tim Walz zeigte er sich relativ umgänglich und zurückhaltend. Der weitgehend ruhige und sachliche Verlauf der Debatte war eine seltene Ausnahme in dem überaus aggressiv geführten Wahlkampf und wurde geradezu als Sensation wahrgenommen.

Seine Wendigkeit hat Vance allerdings auch in der Vergangenheit unter Beweis gestellt – besonders in seinem Verhältnis zu Trump. Denn früher war Vance ein scharfer Kritiker des Rechtspopulisten, weshalb viele in ihm heute das Paradebeispiel eines Wendehalses sehen.

Vance verglich Trump mit Hitler

„Mein Gott, was für ein Idiot“, twitterte Vance früher über Trump. Und er verglich ihn sogar mit Adolf Hitler. Nach seinem Wechsel in die Politik wandelte sich der katholische dreifache Familienvater dann zum glühenden Trump-Verehrer.

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Trump war es auch, der Vance bei seinem Einzug in den US-Senat kräftig unterstützte. Vance kroch damals öffentlich zu Kreuze und nahm seine Kritik an Trump zurück: „Ich bedaure, dass ich falsch lag.“

Vance als Buchautor

Vor seinem Einstieg in die Politik war Vance bereits als Buchautor berühmt geworden. In seinem autobiografischen Bestseller „Hillbilly-Elegie“ von 2016 schildert er seine Herkunft aus einer armen Arbeiterfamilie, die Alkohol- und Drogenprobleme seiner Mutter und die Folgen des industriellen Niedergangs in der „Rostgürtel“-Region. Das Buch wurde später für den Streamingdienst Netflix verfilmt.

Beeindruckt von dem Buch war auch Olaf Scholz. Der „Süddeutschen Zeitung“ sagte der Kanzler, die Lektüre habe ihn zu Tränen gerührt: „Es ist eine ganz berührende persönliche Geschichte, wie sich ein junger Mann mit schlechten Startbedingungen durchschlägt.“

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Schon bevor er zum Bestseller-Autor wurde, hatte Vance einen steilen Aufstieg geschafft. Nachdem er als Soldat im Irak-Krieg gedient hatte, absolvierte er den Jura-Abschluss an der Eliteuniversität Yale. Danach machte Vance als Venture-Capital-Unternehmer im kalifornischen Silicon Valley ein Vermögen. Zu seinen Förderern gehörte der aus Deutschland stammende, politisch rechtsgerichtete Investor Peter Thiel, der ihm 2022 mit 15 Millionen Dollar bei seiner Kandidatur für den Senatorenposten half.

Über deutsche Politik zieht Vance immer wieder her

Den Deutschen ist Vance allerdings nicht sonderlich freundlich gesonnen: Wie Trump hat der künftige Vizepräsident immer wieder über die deutsche Politik hergezogen. So prangerte er etwa die „schwache“ deutsche Verteidigungspolitik und die „idiotische“ deutsche Energiepolitik an – womit er meinte, dass sich Deutschland früher zu sehr von russischem Gas abhängig gemacht habe.

Nicht nur wegen Trump, sondern auch wegen seines Stellvertreters könnte es also in den kommenden Jahren in den US-deutschen Beziehungen wieder ruppiger zugehen. (AFP)