Die erbittert geführte Schlacht um den konservativen Richter-Kandidaten Brett Kavanaugh, der für Jahrzehnte das Gewicht im obersten Gerichtshof der USA nach rechts verschoben würde, hat das Land in eine Art Narrenschiff verwandelt, auf dem die Passagiere jedes Gefühl für Anstand und angemessenes rationales Handeln verloren haben. Und das gilt für beide Seiten bei diesem monumentalen Machtkampf, bei dem es um Grund nur um eine Frage geht: Kommt Präsident Donald Trump mit der Durchsetzung seines Wunschkandidaten Kavanaugh zu einem Erfolg oder können ihm seine Gegner eine schwere Niederlage zufügen?

Noch existieren keinen klaren Beweis dafür, dass Kavanaugh – wie von Amerikas Linken und den Trump-Gegnern schon für bare Münze genommen – tatsächlich eine oder mehrere Frauen sexuell bedrängt hat. In allen dieser Fälle gibt es jede Menge Fragen und Widersprüche, die hoffentlich die laufende FBI-Untersuchung klären kann. Und doch fürchtet Trump mit einer weit überzogenen Schwarzmalerei bereits um die Zukunft junger Männer im Land, die sich bald nicht mehr ohne die Gefahr falscher Anschuldigungen mit Frauen treffen könnten, weil sie später – in einer radikalen Umkehr der Beweislast – ihre Unschuld klar machen müßten. Er beleidigt Journalistinnen, die ihm berechtigte Fragen zu dem Fall stellen. Und er macht sich über eines der mutmaßlichen Opfer durch Nachäffen lustig. Das ist eines Präsidenten unwürdig.

Dabei funktioniert das Rechtssystem abseits der in Hysterie verfallenen Politik immer noch: Am Tag der Trump-Warnung wurden vier Männer freigesprochen, die in Las Vegas fälschlicherweise von einer Frau der Gruppenvergewaltigung beschuldigt worden waren. Videoaufnahmen lieferten die entscheidenden Beweise für die Lügen des vermeintlichen Opfers. Doch im Fall Kavanaugh, bei dem bisher nur Aussage gegen Aussage steht, hat Amerikas Opposition Blut gerochen. Selbst das Trinkverhalten des jugendlichen Jurastudenten und Bierliebhabers Kavanaugh vor mehr als 30 Jahren wird seziert, als hätte dies tatsächlich einen tiefen Aussagewert für seine heutige Arbeit oder logische Beweiskraft für die angeblichen Sexattacken.

Aktivisten bewerfen das Haus des Richters mit Fäkalien, zerstören den Vorgarten und verfolgen konservative Politiker, die zu Augenmaß mahnen, bis in Restaurants, um sie dort mit einem Flash-Mob zu belästigen. Und die Demokraten-Senatorin Mazie Hirono mahnt tatsächlich, Männer sollten endlich den Mut aufbringen und gestehen, wenn sie beschuldigt werden. Eine irrwitzige und feministisch-populistische Position, die alle bisher bekannten Grundzüge eines fairen Verfahrens auf den Kopf stellt.

Gleichzeitig wird bekannt, dass die lautstärksten Aktivistinnen und zumindest eines der mutmasslichen Kavanaugh-Opfer Beziehungen zum linksliberalen Milliardär George Soros haben, dessen wichtigstes Ziel ist, mit seinem Geld Trump als Präsident zu stürzen und ihm Erfolge zu verwehren. Einer der kuriosesten Punkte in der oft heuchlerisch geführten Debatte ist, dass selbst Hillary Clinton nun Kavanaugh attackiert hat – jene Demokratin, die immer wieder Frauen als Lügnerinnen gebrandmarkt hat, die sich mit ihrem untreuen Gatten einließen oder von diesem eigenen Berichten zufolge attackiert worden sind.

Nun reitet Clinton unbeirrt im Sattel der MeToo-Bewegung – und gibt eine durch und durch unglaubwürdige Protagonistin her. Doch was macht das schon in einer Zeit, in der Amerikas Politik jede Zurückhaltung verloren hat und nur dem Prinzip maximaler Macht mit allen Mitteln als wichtigstem Maßstab folgt. Wie sonst kann der frische Vorwurf gegenüber Kavanaugh, er habe vor 33 Jahren in einer Bar einen Mitstudenten mit einem Eiswürfel beworfen, überhaupt in eine Debatte um die Tauglichkeit als oberster Richter in aller Ernsthaftigkeit einfließen?