Die Vorwürfe gegen den bisherigen Dekan Markus Erhart (53) sind massiv: Bereits Ende 2015 waren Hinweise auf ein "Fehlverhalten" des Geistlichen aufgekommen. Eine Prüfung im vergangenen Jahr erhärtete den Verdacht, berichtet das Erzbistum. Dem kirchlichen Rechnungshof zufolge "bestehen starke Anhaltspunkte für Untreue, Bestechung und Bestechlichkeit im geschäftlichen Verkehr, Betrug und Steuerhinterziehung," so wörtlich.

Markus Erhart ist Jesuit. Er gehört demselben Orden an, dem auch Papst Franziskus vor vielen Jahren beigetreten ist. Eines der drei Gelübde lautet auf Armut, der sich alle Mitglieder unterwerfen. Mit der Armut hatte Pfarrer Erhart offenbar ein Problem. Er baute eine Scheinfirma auf. Diese stellte Scheinrechnungen und falsche Belege aus. Die bischöflichen Prüfer fanden Hinweise, dass der Pfarrer diese "Firma" Beratungstätigkeiten in Rechnung stellte, die nie geleistet wurden. Die Rechnungen gingen an kirchliche Einrichtungen.

Betroffen sind der Caritasverband, ein Orden, die Sozialstation und die Kirchengemeinde selbst. Ihnen ist finanzieller Schaden entstanden. Die Schadenshöhe könne im Moment noch nicht beziffert werden, berichtet Pressesprecher Michael Hertl. Wenn diese Vorwürfe zutreffen, dann hat Markus Erhart jene Einrichtungen geschröpft, mit denen er auch offiziell dienstlich zu tun hatte. Zudem ließ er sich persönliche Gegenstände von der Kirche bezahlen.

Nach bisherigem Stand hat der Beschuldigte vermutlich zum eigenen Vorteil gehandelt. Die Entwicklung hatte sich im Herbst zugespitzt. Zum 1. September war er "krankheitsbedingt", wie es noch hieß, von seinen seelsorgerlichen Verpflichtungen entbunden worden. Er werde sich erst einmal erholen. Die Prüfer hatten da längst Verdacht geschöpft. Ende Oktober lagen die Ergebnisse des Rechnungshofs vor. Dann erstattete die Erzdiözese Anzeige.

Für Stephan Burger, dem Leiter der Diözese, kommt der Fall zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Vor wenigen Wochen erst war bekannt geworden, dass kirchliche Verrechnungsstellen über viele Jahre hinweg für ihre Mitarbeiter im unteren Lohnsektor keine Sozialversicherungsbeiträge abgeführt hatten. Seitdem wird diese Panne untersucht. Die fehlenden Beiträge sollen nachbezahlt werden. Erzbischof Burger versprach damals größte Transparenz.

Auch im Lahrer Fall will er nichts unter der Decke halten. Persönlich zeigte sich Burger enttäuscht. Er schreibt: "Ich bin erschüttert über das Maß an krimineller Energie, das sich hier abzeichnet. Es tut mir in der Seele weh, dass ein Priester mutmaßlich kirchliche Institutionen geschädigt hat."

Als Dekan nahm der Mann eine Führungsaufgabe wahr: Er leitet einen größeren Sprengel und ist von den Geistlichen dieses Bezirks gewählt worden.