Besonders in der Kritik stehen in dem Liederbuch „Kameraden singt!“ enthaltene Stücke wie „Schwarzbraun ist die Haselnuss“, das „Panzerlied“ oder „Das Westerwaldlied“. Sie wurden dem Ministerium zufolge in der NS-Zeit und während des Zweiten Weltkriegs als Ausdruck nationalsozialistischer Überhöhung missbraucht. Zudem finden sich in dem Liederbuch Kompositionen und Texte von NS-Ideologen.
Nach Angaben des Ministeriums wurde das Streitkräfteamt beauftragt, eine völlig neue Form des Liederbuchs zu entwickeln. „Alle derzeitig im Liederbuch erfassten Lieder werden unter Einbindung des Zentrums für Innere Führung und des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr erneut kritisch und auch sensibel betrachtet“, teilte das Ministerium den RND-Zeitungen mit.
Ein Ministeriumssprecher ergänzte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP, das Streitkräfteamt sei schon seit Januar 2017 auf Fachebene durch das Verteidigungsministerium mit der Überarbeitung und Neuentwicklung beauftragt. Die angewiesene Überarbeitung stehe „in keinem Zusammenhang mit aktuellen Vorgängen“ um die Verhaftung des mutmaßlich rechtsextremen Oberleutnants Franco A. Im laufenden Haushaltsplan des Ministeriums hieß es bislang, „dass an jede Soldatin und an jeden Soldaten auf Wunsch ein Liederbuch der Bundeswehr unentgeltlich abgegeben wird“. Die Auflage des seit 1991 unveränderten Liederbuchs umfasst 100.000 Exemplare, von denen noch etwa ein Zehntel verfügbar war. Bislang war das Singen der Lieder in der Bundeswehr ausdrücklich erlaubt.
Im Traditionserlass der Bundeswehr, in dem die Regeln zur Traditionspflege in der Truppe festgelegt werden, heißt es: „Das Singen in der Truppe ist ein alter Brauch, der bewahrt werden soll. Das Liedgut ist im Liederbuch der Bundeswehr zusammengestellt.“ Im Zuge des Skandals um rechtes Gedankengut bei der Bundeswehr hatte Bundeverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) angekündigt, den Traditionserlass überarbeiten zu lassen. Generalinspekteur Volker Wieker ordnete zudem an, sämtliche Kasernen und Bundeswehrgebäude nach Wehrmachtsandenken zu durchsuchen und diese zu entfernen. Auslöser war die Festnahme des Oberleutnants Franco A. am 26. April, der sich monatelang als syrischer Flüchtling ausgegeben und offenbar mit Komplizen einen rechtsradikal motivierten Anschlag geplant hatte.
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