Die Prognose wenig später sieht die rechtspopulistische Partei deutlich über 20 Prozent. Für Schwarz-Rot reicht es hingegen nicht mehr. Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) ist auf einen weiteren Partner angewiesen.
Um 18 Uhr versammelt sich André Poggenburg mit seinem Tross, zu dem auch Thüringens umstrittener AfD-Fraktionschef Björn Höcke gehört, auf dem Landtagsflur vor einem Bildschirm. Beide zählen zum rechtsnationalen Flügel der AfD. Als die ersten Zahlen über den Bildschirm flimmern, fallen sich Poggenburg und Höcke in die Arme. Schulterklopfen, lautes Lachen.
In den Hochrechnungen kurz vor 20 Uhr liegt die AfD bei bis zu 24 Prozent. Damit wird sie aus dem Stand zweitstärkste Kraft hinter der CDU und zieht an den Linken vorbei. Das Abschneiden der Rechtspopulisten in Sachsen-Anhalt, die von den Flüchlingsdebatten im Wahlkampf profitieren konnten, übersteigt noch einmal alle Erwartungen. Nur Poggenburg ist nicht wirklich überrascht. Er hatte sich „20 plus x“ als Ziel gesetzt. „Wir haben mit einem höheren Ergebnis gerechnet und 36 Kandidaten aufgestellt“, sagt er strotzend vor Selbstbewusstsein.
Einige Etagen höher, unter dem Landtagsdach, herrscht in den Räumen der CDU-Fraktion gedämpfte Partylaune. Die Christdemokraten sind zwar erneut stärkste Partei, wenngleich sie ihr Ergebnis von 2011 nicht ganz halten konnten. Doch ihr Koalitionspartner SPD ist auf nur noch knapp über elf Prozent abgestürzt. Damit hat Schwarz-Rot keine Mehrheit mehr.
„Wir wissen, dass wir auch Wähler an die AfD verloren haben“, räumt Haseloff vor seinen Anhängern im Landtag ein. Es sei „schmerzlich, dass wir eine so starke Kraft rechts von uns haben“, fügt er mit Blick auf die Rechtspopulisten hinzu. Doch schnell hat Haseloff seine gute Laune zurück. „Keiner kann eine Regierung an uns vorbei bilden“, ruft er seinen Anhängern zu. Dafür muss er nun einen dritten Partner ins Boot holen. Für Schwarz-Rot-Grün hatte sich Haseloff schon vor der Wahl grundsätzlich offen gezeigt. Er sieht durchaus Schnittmengen mit den Grünen. Die halten sich am Wahlabend bedeckt und freuen sich, dass sie es laut den Hochrechnungen hauchdünn wieder in den Landtag geschafft haben könnten. „Wir haben unser Wahlziel erreicht, alles Weitere später“, sagt die grüne Spitzenkandidatin Claudia Dalbert. Nicht nur die von Haseloff geforderte Obergrenze für Flüchtlinge dürfte ein Streitpunkt sein in möglichen Gesprächen.