Jeder kennt den typischen Schwimmbadduft. Diesen leicht süßlichen Geruch nach Chlor. Dafür verantwortlich sind die sogenannten Chloramine, also chemische Verbindungen aus dem Desinfektionsmittel Chlor, welches dem Wasser zur Reinigung beigegeben wird und Harnstoffen, Kreatin und Aminosäuren. Letztere kommen allesamt aus dem menschlichem Urin. Im Umkehrschluss bedeutet das aber leider auch: Je stärker ein Becken diesen typischen Duft nach Schwimmbad beziehungsweise Chlor hat, desto mehr Urin befindet sich im Becken.

Damit nicht genug: kanadische Wissenschaftler haben nun versucht, die Menge von Urin in Schwimmbecken wissenschaftlich nachzuweisen. Wie wichtig ihre Untersuchung ist, wurde laut dem Bericht nochmals klar, als die Bilder des grünen Pools bei den olympischen Spielen in Rio 2016 um die Welt gingen.
Das berüchtigte grüne Schwimmbecken in Rio bestärkte die Forscher, dass ihre Arbeit richtig und wichtig war.
Das berüchtigte grüne Schwimmbecken in Rio bestärkte die Forscher, dass ihre Arbeit richtig und wichtig war. | Bild: Cao Can (Xinhua via ZUMA Wire)
„Das war ein "Highlight" das zeigte, wie wichtig es ist, die Wasserqualität in Schwimmbecken zu kontrolliert“, erklärten die Forscher in ihrem Artikel. Denn nicht nur Chlor und Urin befinden sich in normalen Schwimmbadwasser: Unzählige andere Chemikalien tummeln sich ebenfalls darin. Das können Make-Up-Rückstände, aber auch künstliche Stoffe in Badekleidung sein. „Es muss klar sein, wie diese mit den zugefügten Desinfektionsmitteln [Chlor - Anm. d. Red.] reagieren.“

Der Fokus lag bei der Studie hauptsächlich auf Urin, da dieser auch am einfachsten nachzuweisen war.
Dazu nutzen die Forscher den Süßstoff Acesulfam-K. Dieser kommt in fast jedem Lebensmittel vor, dass heutzutage konsumiert wird und kann vom menschlichen Körper zusammen mit dem Urin natürlich ausgeschieden werden. Da er außerdem chemisch sehr stabil ist und nicht mit anderen Stoffen im Wasser reagiert, konnten die Forscher durch den Nachweis von Acesulfam-K direkten Rückschluss auf den Uringehalt innerhalb eines Beckens geben.

Die Wissenschaftler sammelten daher Wasserproben aus 21 Schwimmbädern, acht Hot-Tubs, 12 Freizeiteinrichtungen und drei Hotels. Insgesamt 250 analysierte Proben später hatten die sie dann das Ergebnis:

In allen Proben konnten sie den Süßstoff und somit Urin nachweisen - und das teils in sehr hohen Mengen. So konnten die Forscher bei einem normalen Schwimmbecken, also 25 Meter lang, 13 Meter breit und zweieinhalb Meter tief, ungefähr 75 Liter Urin nachweisen. Ein halb so großes Becken beinhaltet laut der Analyse noch knapp 30 Liter.

Die Forscherin Lindsay Blackstock, die an der Studie mitarbeitete, sagte der englischen Zeitung „The Guardian“ dazu: „Wir sollten an andere denken, wenn wir im Schwimmbad sind und dann auch die Toilette aufsuchen, wenn die Natur ruft.“

Wünschenswert wäre es.