Blauer Himmel, Getränke mit Schirmchen und zwei in Pastellfarben gekleidete junge Frauen, die in einem unnatürlich idyllischen Garten synchron ihre Lippen zur Musik bewegen, 90er-Jahre-Ästhetik.

So beginnt das Musik-Video zum Lied „Es könnte grad nicht schöner sein“ der Band Blond. Plötzlich eine überraschende Wendung: „Ich habe eine gute Zeit und genau dann kicken meine Tage rein“ singen die beiden Frauen lächelnd. Blut spritzt in Fontänen aus allen Ecken, glückliche Menschen tanzen im roten Regen.

Jung, provokant und talentiert: Das ist die Chemnitzer Formation Blond. Nina und Lotta Kummer, Schwestern der Kraftklub-Musiker Felix und Till Kummer, und ihr Sandkastenfreund Johann Bonitz haben seit ihrer Gründung 2011 mit einer Mischung aus Indie, Pop und Rap ihren eigenen Sound entwickelt.

Zwischen Glitzer und Sarkasmus

Doch die drei Musiker, alle Mitte 20, fallen auch sonst auf: Mit ihrer Vorliebe für perlenbesetzte Haut und glitzernde Kleider. Mit ehrlichen, oft sarkastischen Texten. Und nicht zuletzt durch ihr gesellschaftliches Engagement für Opfer sexualisierter Gewalt. Unter anderem stellten sie Erfahrungsberichte in einem Hörbuch zusammen, wofür sie im Oktober den Preis für Popkultur in der Kategorie „Schönste Geschichte“ erhielten.

Mit einer großen Portion Selbstironie und gutem Gespür für Ohrwürmer schaffen sie einen locker-witzigen Umgang mit den vielschichtigen Problemen unserer Zeit. Es geht um Geschlechterrollen, Versagensängste und Spinat zwischen den Zähnen.

Die Band Blond bei der Verleihung des Preises für Popkultur.
Die Band Blond bei der Verleihung des Preises für Popkultur. | Bild: Fabian Sommer/dpa

„Wir verfolgen keine Mission oder Agenda mit unserer Musik“, erklären die Künstler gegenüber dem SÜDKURIER. „Uns freut es natürlich, wenn Mädchen anfangen, Schlagzeug zu spielen, weil sie Lotta gesehen haben. Wenn man eine Reichweite hat, dann kann man sich für Dinge einsetzen. Das versuchen wir auf jeden Fall.“

Ob sie es wollen oder nicht – ihre Kunst polarisiert: Während Blond sich in den vergangenen Jahren eine treue, ständig wachsende Zuhörerschaft aufgebaut hat, gibt es weiterhin eine laute Minderheit, die sich von ihrem expliziten Umgang mit Themen wie der Menstruation provoziert fühlt.

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Doch was treibt die Band an? „Wir haben während der Pandemie das Konzerte-Spielen sehr vermisst, umso mehr schätzen wir es, jetzt endlich wieder Shows spielen zu dürfen“, erzählen sie. „Auf unserer ersten Show der aktuellen Tour in Erfurt haben die Menschen so laut geklatscht und gerufen, da hatten wir eine Gänsehaut und Tränen des Glücks in den Augen. In solchen Momenten wissen wir, wieso wir das alles hier überhaupt machen.“

Denn das gehört zu den besonderen Stärken der Band: einfallsreiche Bühnen-Shows mit wechselnden bunten Outfits, Choreografien sowie eine enge Publikumsbindung. Trotz kleiner Besetzung schaffen sie es, mit ihrer Musik volle Hallen zum Jubeln zu bringen.

Blond tritt am Freitag, 21. Oktober 2022, um 20.30 Uhr im Kula in Konstanz auf. Tickets gibt es online oder an der Abendkasse.