Herr Lichter, seit zehn Jahren gibt es „Bares für Rares“ – war das Konzept der Trödel-Show damals Ihre Idee?
Das nicht, aber ich war von dem Konzept sofort begeistert. Das sind ja alles meine Leidenschaften: Ich liebe diese alten Dinge, und noch viel mehr liebe ich Menschen und die Geschichten hinter den Gegenständen. Es gab damals durchaus Leute, die am Erfolg gezweifelt haben. Sendungen, die mit Antiquitäten zu tun haben, galten nicht unbedingt als Publikumsmagnet.
Ich fand die Idee aber wunderbar und habe sofort gesagt, dass ich das machen möchte. Es war dann auch von Anfang an ein großer Erfolg, und der Fan-Kreis wuchs mit jeder Sendung.
Ihre Aufgabe ist weniger die des Experten als die des Menschenflüsterers, der die Kandidaten ins Plaudern bringt …
Ich war und bin kein Experte, dafür sind die anderen Herrschaften da. Ich habe nur Halbwissen und kenne mich nur bei den Dingen aus, die ich selber liebe, also speziell wenn es um Automobile und Motorräder geht.
Ich bin sozusagen der Anwalt der Verkäuferinnen und Verkäufer und gebe ihnen das, was heute so selten ist: Freundlichkeit, Höflichkeit und Respekt. Egal ob jemand eine Tasse im Wert von fünf Euro bringt oder ein Gemälde für 20.000 Euro.

Haben Sie mal eines der Objekte für sich selber gekauft?
Inzwischen verkneife ich mir das. Aber anfangs war die Show in dieser Hinsicht eine dauernde Versuchung für mich, denn gerade wenn man ein Objekt von den Expertinnen und Experten erklärt bekommt, entsteht automatisch der Wunsch, es haben zu wollen. Ein, zwei wunderschöne Modellautos habe ich mir gekauft, und einmal eine sehr schöne Silberschale. Die steht bei mir zu Hause, und darin liegt immer Leckeres – mal Kekse, mal Bonbons.
Wie erklären Sie sich eigentlich den riesigen Erfolg der Sendung?
Sehen Sie sich die heutige Fernsehlandschaft doch mal an. Da geht es ja eigentlich nur noch um Skandale, Mord und Totschlag, oder die Kandidaten von Shows werden verhohnepipelt.
Wir dagegen zeigen unserem Publikum, dass es in der heutigen Zeit auch noch eine Welt geben kann, in der wir alle normal sind, einfach und echt. Außerdem haben wir bei jedem Fall einen anderen Verlauf. Mal ist es ein Krimi, mal eine Komödie, mal eine Tragödie, und da will der Zuschauer einfach wissen, wie die Geschichte weitergeht.

Können Sie überhaupt noch auf die Straße gehen, ohne dass die Leute Ihnen irgendwas über ihren eigenen Trödel erzählen?
Nein, aber das ist ja ein Teil meiner Belohnung, wenn die Menschen mich erkennen und dabei höflich sind, und das sind sie zu 99 Prozent. Natürlich werde ich immer wieder gefragt „Du, ich hab hier dies oder das …“, aber dann erkläre ich den Leuten, so wie Ihnen vorhin auch: Ich bin kein Experte. In den zehn Jahren habe ich natürlich einen gewissen Blick entwickelt, aber ich habe mich bei der Einschätzung eines Objekts auch oft schon mächtig vertan.
Sie tragen neuerdings Vollbart …
Ich kann Ihnen auch sagen, wie das zustande kam. Nicht etwa, weil ich mein Gesicht verstecken will. Ich hatte schlicht und einfach 14 Tage frei und keine Lust, mich zu rasieren. Am Ende dieser Zeit hat mir der Look so gefallen, dass ich gesagt habe: Das bleibt jetzt so.
Die meisten Leute, denen ich begegne, sagen: „Horst, das sieht wirklich gut aus.“ Ich hatte übrigens seit meinem 16. Lebensjahr einen Vollbart, der ging erst im Lauf meiner Zeit bei „Lafer! Lichter! Lecker!“ Mitte der 90er-Jahre weg, weil er mich da gestört hat.
Nach mehr als 1800 Ausgaben „Bares für Rares“: Denken Sie an Rente?
Ich sehe diese Tätigkeit nicht als Arbeit an, deshalb muss ich auch nicht in Rente gehen. In dem Moment, wo mir das keine Freude mehr macht, werde ich mich um einen Nachfolger kümmern. Aber es macht mir so viel Spaß, die Zusammenarbeit ist fast familiär, da denke ich noch lange nicht ans Aufhören.