Rein regional betrachtet beginnt die vorzügliche Fortsetzung des ARD-Freitagsfilms „Das Leben ist kein Kindergarten“ mit einer Enttäuschung: Konnten sich Konstanz und der Bodensee im ersten Film noch von ihrer besten Seite zeigen, dient die Gegend im zweiten Teil bloß noch als Sehnsuchtsort, denn die Familie von Erzieher Freddy zieht nach Berlin.
Hauptdarsteller Oliver Wnuk, der erneut das Drehbuch geschrieben hat, bedauert diese Entwicklung, kann sie aber nachvollziehen: „Ich hätte gern die gesamte Reihe in Konstanz spielen lassen, aber produktionstechnisch war es doch ein größeres Unterfangen, am Bodensee zu drehen.“ Abgesehen davon hat ihm der Handlungskern gefallen, vielleicht, weil das „Loslassen müssen, sich lösen, die Komfortzone verlassen“ den gebürtigen Konstanzer, der seit vielen Jahren in Berlin lebt, auch an seine eigene Geschichte erinnert.

War der Tonfall des ersten Films trotz einiger dramatischer Entwicklungen überwiegend heiter, so konfrontiert Wnuk seine Figuren nun mit existenziellen Herausforderungen – im Vergleich zu Themen wie Abtreibung oder Demenz wirkt eine Ehekrise fast harmlos. Die Fortsetzung beginnt mit einem Abschied: Ein letztes Mal paddelt Freddy mit seinem Kajak über den Bodensee.
Ehefrau Juli (Meike Droste), Medizinerin, macht einen Karrieresprung nach Berlin, also zieht Familie Kleemann um. Der Ärger mit Tochter Zoe (Sophie Reiling), die sich gegen die Entwurzelung wehrt, verblasst ebenso wie die Streitereien mit Schwiegermutter Regina (Hedi Kriegeskotte) zur Nebensache, als Juli feststellt, dass sie schwanger ist; ein drittes Kind würde jedoch überhaupt nicht in ihre Lebensplanung passen. Und dann ist da noch Freddys Vater (Siemen Rühaak), der die Familie nach Berlin begleitet.
Mischung aus ernsten und lustigen Momenten
Kein Wunder, dass hinter den Bildern eine große Ernsthaftigkeit spürbar ist. Die große Kunst von Wnuks Drehbuch liegt in der jederzeit schlüssigen Kombination mit lustigen Momenten. Gerade die Kita-Szenen sind ein zuverlässiger Quell großer Heiterkeit. Weniger lustig waren offenbar die Dreharbeiten unter Corona-Bedingungen, wie der 45-Jährige berichtet: Krankenhaus-Szenen konnten nicht im Krankenhaus gedreht werden, im Kindergarten durfte sich wegen der Auflagen nur eine bestimmte Anzahl an Menschen aufhalten.
Außerdem sei es gar nicht so einfach gewesen, Kinder zu finden, „deren Eltern cool genug sind, ihre Sprösslinge jeden Tag aufs Neue testen zu lassen“. Öffentliche Verkehrsmittel kamen als Drehort ebenfalls nicht in frage. Es sei ohnehin eine echte Herausforderung gewesen, geeignete Motive zu finden, „weil natürlich niemand seine Wohnung hergeben oder während Corona ins Hotel ziehen möchte“. Umso erstaunlicher, dass man dem Film das in keinem einzigen Moment anmerkt. Die ARD zeigt „Umzugschaos“ am 12. November 2021 um 20.15 Uhr.