Absolut. Auch falls das jetzt etwas kitschig klingt: Old Shatterhand ist tatsächlich ein Held meiner Kindheit. Manche stehen ja als Kind auf Superman oder Spiderman – aber ich war schon immer Shatterhand-Fan. Und wenn ich als kleiner Steppke im Wald mit meinen Freunden Cowboy und Indianer spielte, war ich immer Old Shatterhand und hab die Mädels gerettet (grinst).
Sattelfest sind Sie ja. Was ist für Sie hier die größte Herausforderung?
Das Wetter. Ich hoffe, dass ich mich immer oben im Sattel halten werde, auch bei Regenvorstellungen, wenn der Boden weich wird. Und ich hoffe, dass ich gesund bleibe. Denn ich muss ja alle 72 Vorstellungen ohne Ersatz spielen.
Sie engagieren sich für die Initiative „Schau hin“. Worum geht es da?
Es geht um Leseförderung von Kindern, um alternative Medien und um die richtige Nutzung der aktuellen Medien. Vor allem aber geht es darum, dass Eltern Schritt halten können mit den technischen Fortschritten. Die Kinder sind ihren Eltern ja heute oft um Längen voraus, was die Technik angeht. Doch die Inhalte der Medien können sie noch nicht alleine verarbeiten. Und da sollten Eltern aufpassen, dass die Kindheit gewahrt wird. Die Dosis macht’s. Man sollte die digitale Welt nicht verteufeln, aber man muss den Umgang mit ihr lernen. Fantasie braucht Freiraum: Wer nur vor dem Smartphone oder Tablet hängt, ist nicht mehr offen für seine Umwelt, engt sich selbst ein und erlebt keine echten Abenteuer mehr.
Genau. Deshalb finde ich es so schön, mit der ganzen Familie hierher zu kommen und handgemachtes Open Air-Theater zu erleben, Fantasien zu übertragen, Bildern in den Köpfen entstehen zu lassen. Diese gemeinsamen Erlebnisse sind so viel wert. Auch das ist ein starkes Stück Kindheit. Und besonders schön, wenn diese Erlebnisse in der Natur stattfinden.
Naturnah sind auch die von Ihnen organisierten Benefiz-Events, bei denen Sie Geld für die Welthungerhilfe sammeln.
Stimmt. Ich mache viele pro-aktive Veranstaltungen wie Schlittenhunderennen in Tirol oder Reitjagden auf Usedom, bei denen die Teilnehmer einer künstlich gelegten Fährte folgen – also absolut unblutig, wohl gemerkt. Und alle diese Events dienen dazu, dass ich Aufmerksamkeit generiere für die Arbeit der Welthungerhilfe. Natürlich verdiene ich selber nichts dabei. Es geht darum, möglichst viel Geld für die Welthungerhilfe zu erzielen.
Ihre Veranstaltungen haben meist eine hohe Promi-Dichte. Kann man Prominente Champagner schlürfen lassen gegen den Hunger der Welt?
Ja, wenn sie den Champagner selber zahlen (lacht). Nein, im Ernst. Das Event wird ja nicht von den Spenden, sondern den Sponsoren finanziert. Ich weiß, das wird oft verkannt. Aber ohne Promis kommen die Medien nicht. Und durch die Medien transportiere ich die Hilfsprojekte in die Köpfe der Menschen.
Wie sind Sie eigentlich zum Reiten gekommen?
(Lacht) Um ehrlich zu sein, irgendwann habe ich mal entdeckt, dass es im Reitstall die schönsten Mädchen gibt. Dann fing ich mit Reitkursen an, so als Alibi. Aber irgendwann vergaß ich bei einem Ausritt den Sattel nachzugurten – vielleicht, weil ich dabei etwas geflirtet hatte – und dann kam die Birke. Nach diesem schmerzhaften Schnellabstieg war ich kurz bewusstlos und hatte danach erstmal keine Lust mehr zu reiten. Später habe ich das Reiten dann für meine Dreharbeiten professionalisiert. Und so mit 20 saß ich schließlich beim „Landarzt“ viel und fest im Sattel.
Was war Ihr bisher schönster Moment in der Kalkberg-Arena?
Als ich bei der Pressevorführung aus der Kutsche stieg und zum ersten Mal die Shatterhand-Musik eingespielt wurde – da hat’s mich schon ein bisschen erwischt. Das war etwas sehr Schönes, Berührendes. Und ich habe mich in diesem Moment ganz besonders geehrt gefühlt, Old Shatterhand hier spielen zu dürfen. Dabei kamen mir Winnetous Worte in den Sinn: „Ich spüre: Dies wird ein wunderbarer Sommer.“
Fragen: Claudia PlessPerson und Festspiele
Till Demtroeder, 49, Hamburger Schauspieler, ist als Zivialfahnder Henning Schulz aus der ARD-Kultserie „Großstadtrevier“ und als Förster Thomas Wolf in „Verbotene Liebe“ bekannt. Für die 65. Karl-May-Spiele schwingt er sich als Old Shatterhand in den Westernsattel. (ple)
- Die Karl-May-Spiele finden seit 1952 im schleswig-holsteinischen Bad Segeberg statt. „Der Schatz im Silbersee“ ist zum 4. September zu sehen.