Frau Hoecke, Sie sind durch und durch Berlinerin, sind als Schauspielerin aber auch sehr viel unterwegs. Haben Sie es sich in Ihrer Berliner Wohnung trotzdem gemütlich gemacht?

Ja! Vergangenes Jahr hatte ich wenig Zeit zum Reisen, dafür habe ich aber dann mein Wohnzimmer komplett umgewandelt – und den Urlaub quasi nach Hause geholt. Ich habe mir ein riesengroßes Bild mit Palmen gekauft, viele echte Palmen besorgt und einen Sonnenstuhl. Sehr sommerlich. Jetzt glaubt man fast, man ist am Meer …

Das klingt sehr gut. Und wenn Sie dann in Ihrem Wohnzimmer sitzen und fernsehen – welche Arzt-Serie würden Sie lieber schauen: "Bergdoktor", "Grey's Anatomy", "Dr. House" oder doch "Lifelines"?

Definitiv "Lifelines"!

Das müssen Sie als Hauptdarstellerin ja sagen … Was ist denn Ihrer Meinung nach das gewisse Etwas, das "Lifelines" von anderen Arzt-Serien abhebt?

Unsere Produzentin war selber mal praktizierende Ärztin und hat ihr komplettes Herzblut in diese Serie gesteckt. Außerdem finde ich, dass wir wahnsinnig modern in der Machart sind. Und wir haben die Mischung relativ gut hinbekommen – Leben und Tod, Lachen und Weinen liegen immer sehr nah beieinander. In einem Moment ist man tief berührt von einer Geschichte und im nächsten muss man schon wieder schmunzeln. Außerdem hätte ich nicht gedacht, dass eine deutsche Serie sich traut, Themen anzusprechen, die manchmal echt harter Tobak sind, auf die man sich auch wirklich einlassen muss. Das macht unsere Serie besonders.

Können Sie ein Beispiel nennen?

In einer Folge muss sich eine schwangere Frau, bei der Krebs diagnostiziert wurde, entscheiden, ob sie sich behandeln lässt – also für das Leben ihres Kindes oder ihr eigenes. Da geht's echt ans Eingemachte – ich hatte schon beim Lesen Gänsehaut. Und dann wurde diese Frau von der wunderbaren Caro Frier gespielt, die man ja hauptsächlich aus komischen Formaten kennt. Wie sie das umgesetzt hat, das war wirklich ein Geschenk. Das größte Geschenk war aber, dass wir uns durch den Dreh richtig angefreundet haben. Das macht das Format für mich natürlich auch noch mal besonders.

Wie kamen Sie denn mit Ihrem Kollegen Jan Hartmann zurecht? Er hat sie in einem Interview als "starken Charakter" bezeichnet und gesagt, dass Sie beim Dreh auch mal aneinander geraten sind. Finden Sie solche Auseinandersetzungen wichtig, wenn sie der Sache dienen?

Klar. Wenn alles immer nur harmonisch läuft, ist das zwar schön, aber das kann auch schnell langweilig werden. Und ich finde es wichtig, dass man sich beim Dreh für seine Sache einsetzt. Ich bin da ganz ehrlich und direkt, manchmal waren wir aber einfach zu sehr in den Figuren drin, und da hat's dann auch mal geknallt. (lacht) Wir haben uns aber immer wieder gegenseitig herausgefordert – das hat sich hoffentlich auch auf das Format übertragen.

Wie nah ist Ihnen eigentlich Ihre Figur Laura?

Wir haben zwangsweise 'ne Menge voreineinander. (lacht) Ich bin wie sie ein sehr empathischer, direkter, ehrgeiziger und lebensfroher Mensch. Ich kämpfe und setze mich für andere ein, besonders wenn ich das Gefühl habe, dass jemand ungerecht behandelt wird. Andererseits könnte ich mir auch von Laura was abschauen, denn gerade in brenzligen Situationen, in denen es darauf ankommt, schnell eine Entscheidung zu treffen, behält sie einen klaren Kopf und bleibt immer souverän.

Sie haben zur Vorbereitung auf die Rolle ein Praktikum in einer Klinik gemacht. Haben Sie da auch mit angepackt, zum Beispiel mal einen Verband gewechselt?

Nein, gar nicht. Ich habe mich im Hintergrund gehalten und einfach nur zugeschaut, auch bei Operationen. Ich würde mir das nicht anmaßen, jemandem einen Verband zu wechseln, weil ich einfach nicht das Know-how habe. Ich hätte zu viel Angst, dass irgendwas schief läuft. Deshalb überlasse ich das den Leuten, die das wirklich können. Obwohl ich nach den Dreharbeiten definitiv einen Verband wechseln könnte! (lacht) Aber gerade damals, in dem Lernprozess, wäre ich auch viel zu aufgeregt gewesen, um so etwas zu machen. Da war es mir wichtiger zu sehen, wie die Abläufe in einer Klinik sind und wie die Ärzte miteinander umgehen, was sie beschäftigt.

Stand Ärztin jemals auf der Liste Ihrer Traumberufe?

Nein, da bin ich ganz ehrlich, mir wäre die Verantwortung zu groß, weil an dem, was man als Arzt tut, ja Leben hängen. Obwohl es natürlich ein Ansporn wäre, anderen zu helfen und Leben zu retten. Aber, wie gesagt, man kann eben auch Fehler machen, und davor hätte ich zu viel Angst.

"Lifelines" ist bei Weitem nicht Ihre erste Serie. Sie mögen das Format, oder?

Das Schöne an Serien ist, dass man in einem großen Team zusammenkommt und mehrere Wochen oder Monate an einem Format arbeitet, vielleicht sogar über mehrere Staffeln. Bei Filmen hat man vielleicht 20 intensive Drehtage, aber man weiß meist von Anfang an, dass man nie wieder in dieser Konstellation mit den Kollegen arbeiten wird. Der Zirkus zieht quasi weiter. Und die Figur, die man nur für diesen Film erschaffen hat, die ist nach dem Dreh einfach nicht mehr da. Gerade deshalb mag ich Serien: Man erschafft etwas, neue Figuren, ein ganzes Universum – und wenn das den Zuschauern gefällt, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass dieses Universum weiter existiert, dass man die Figuren über einen längeren Zeitraum weiterentwickeln kann.

Sie sind auch mit einer Serie bekannt geworden, "18 – Allein unter Mädchen". Hat die Rolle der Billy Sie verfolgt?

Billy war ein Biest. Die Rolle war fantastisch geschrieben und ich konnte mich da ordentlich austoben. Aber das war dann auch in den Köpfen drin. Ich war eine Zeit lang immer mehr die Gegenspielerin, habe oft die Zicken oder, sagen wir es so, hauptsächlich Figuren mit wenig Tiefgang gespielt. Natürlich hatte ich daran auch meinen Spaß, aber ich bin froh, dass die Leute inzwischen hinter die Fassade schauen und mich auch komplexere Rollen spielen lassen.

Sie haben, bevor Sie Schauspielerin geworden sind, gemodelt. War der Übergang zum Film schwer?

Nein, das ging relativ schnell. Ich habe ja vor allem gemodelt, um den Schauspielunterricht zu finanzieren. Mir hat der Job aber auch viel Spaß gemacht. Ich habe wahnsinnig viele Menschen und wahnsinnig viele Länder kennengelernt und bin für die Zeit total dankbar. Aber in dem Moment, als es mit "18 – Allein unter Mädchen" losging, habe ich mit dem Modeln dann relativ schnell aufgehört. Natürlich wird man als Schauspielerin gern in Schubladen gesteckt. Aber meine Agentin Uta Hansen hat immer für mich gekämpft und an mich geglaubt. Und dadurch habe ich das Glück, eigentlich überhaupt nicht festgelegt zu sein.

Auch wenn Sie nicht mehr modeln, sind Sie doch sicher jemand, der sich für Mode interessiert, oder? Auf Fotos sind Sie jedenfalls immer top gestylt.

Oh, vielen Dank, aber dafür sind hauptsächlich meine Freundinnen zuständig. Ich habe zwar eine Auge für tolle Klamotten, weiß aber selten, wie ich sie kombiniere, da mir hier dann doch das modische Know-how fehlt. Meine Freundinnen entscheiden dann für mich – sie sind eben die besten Modeberaterinnen. (lacht)

Bekommt man als Schauspieler heute eigentlich noch klassische Fan-Post an, also Briefe? Oder läuft das über "Gefällt mir"-Klicks und Kommentaren in den sozialen Medien?

Es kommen immer noch Karten und Briefe an, aber ich muss zugeben, dass ich da in letzter Zeit etwas nachlässig war. Ich muss mich wirklich mal hinsetzen und die Post beantworten! Wenn sich Leute zum Beispiel auf Instagram melden, kann man die Nachrichten natürlich viel schneller beantworten. Und ich weiß, dass man damit vielen eine große Freude macht. Also versprochen: Ich werde versuchen mehr zu interagieren.

Kommt auch Post aus Italien? Dort sind Sie ja durch "Sturm der Liebe" populär.

Ja. In Italien war die Serie ein riesengroßer Hype. Und es ist immer noch so, dass mich dort mehr Leute ansprechen als hier. Die Italiener sind halt einfach herzliche Menschen. Die Sendung lief dort immer um 20 Uhr, pünktlich zum Abendessen. Da hat man dann irgendwie mit zur Familie gehört. (lacht)

Sie sind jemand, der das Wort Privatleben sehr ernst nimmt. Bekommen Sie mit, was für Gerüchte über Sie im Umlauf sind?

Das kriege ich mit, aber es interessiert mich nicht.

Lachen Sie darüber oder ärgern Sie sich?

Ich ignoriere es.

Vor zwei Jahren waren Sie auf dem "Traumschiff". Das ist eins der Formate, bei denen in Deutschland gefühlt fast jeder Schauspieler irgendwann mal dabei war. Ähnlich wie beim "Tatort", der Ihnen allerdings noch fehlt. Würden Sie gern mal einen Krimi drehen?

Darauf hätte ich wirklich wahnsinnig Lust, aber bisher kam noch keine Anfrage. Ich würde mich dem Format auch jetzt erst richtig gewachsen fühlen, also gerne her mit den Angeboten! (lacht)

Fragen: Nicole Rieß"Lifelines": jeweils eine Doppelfolge dienstags um 20.15 Uhr bei RTL

Zur Person

Susan Hoecke wurde 1981 in Ost-Berlin geboren. Zunächst arbeitete sie als Model und wurde 2000 zur Miss World Germany gewählt. Ihren Durchbruch als Schauspielerin hatte sie mit der Serie "18 – Allein unter Mädchen" als Schulsprecherin Billy. Inzwischen hat sie in etlichen Serien mitgespielt und ist nun in "Lifelines" als Oberärztin Dr. Laura Seifert zu sehen. RTL sendet jeweils eine Doppelfolge dienstags um 20.15 Uhr. (sk)