Anna Hausburg kann sich nicht gerade über Langeweile beklagen – das konnte sie noch nie. Seit 2002 steht sie vor der Kamera, und mit ihren 27 Jahren hat sie nun schon eine lange Liste von Rollen in Serien und Filmen vorzuweisen. Dennoch macht sie sich Gedanken über die Zukunft. "Ich bin in einem Alter, in dem man sich dann doch langsam etablieren will und sich wünscht, dass die Leute wissen, wer man ist." Eine Traumrolle hat sie zwar nicht – und Drama ist ihr genauso lieb wie Komödie –, aber eine durchgehende Rolle in einer Serie, das könnte sie sich gut vorstellen. "Einerseits bietet so eine Serie eine gewisse Geborgenheit, die ich in meinem Arbeitsleben bisher noch nicht hatte – und es wäre ja auch mal ganz schön, eine Rolle über längere Zeit zu spielen", sagt Hausburg. Wichtig ist ihr die Abwechslung – es dürfen gern Rollen "fernab von dem lieben blonden lieben Mädchen, weg von der Sympathieträgerin" sein.

Als Sympathieträgerin ist Hausburg jetzt zum zweiten Mal in der ARD-Reihe um den von Horst Krause gespielten Paul Krüger zu sehen. „Küss die Hand, Krüger“ heißt der Film, den sie selbst "absolut amüsant" findet. Die 27-Jährige ist darin als Krügers Enkelin Annie zu sehen – eine kleine, aber feine Rolle. Es mache großen Spaß, in einer Rolle zu wachsen, so hausburg. "Annie ist inzwischen verheiratet, sie hat ein Kind – das zu erzählen, ist schön, weil es für mich mal etwas ganz anderes ist: Ich wechsle von der Teenager-Rolle in die Rolle der jungen Frau", erzählt sie im Interview. Ein bisschen was von Anna steckt auch in Annie, schließlich könne man sich als Schauspielerin nicht komplett von einer Rolle ablösen, sagt Hausburg. "Man schöpft ja aus den eigenen Erfahrungen und wandelt sie auf die jeweilige Situation um. Das ist wie emotionales Futter, das tief in einem drin ist."

In der Reihe dreht sich viel um die Familie. Die liegt auch Hausburg am Herzen – und umgekehrt. Denn als die Berlinerin mit der Schauspielerei anfing, haben ihre Mutter und ihr Vater sie immer begleitet, erinnert sie sich. "Ich habe das alles komplett meinen Eltern zu verdanken", sagt sie. "Wenn sie nicht gewesen wären, dann wäre sicher alles anders gekommen." Und auch wenn für sie früh feststand, dass die Schauspielerei nicht nur ein Hobby ist – eine Ausbildung hat sie nicht gemacht. Bereut sie das manchmal? Nein, und für die Schauspielschule sei sie inzwischen ohnehin zu alt, lacht sie. Die Grundlagen habe sie beim Drehen gelernt, inzwischen sehe sie aber, dass sie noch "ganz viel Potenzial" habe, was Stimme und Sprache betrifft. Das sei ihr Defizit, sagt Hausburg, oder – positiv ausgedrückt – ihre Baustelle, an der sie arbeiten will.

Dass sie Filme machen will, komme was da wolle, da gibt es für die Berlinerin keinen Zweifel. "Für mich steht ganz klar die Schauspielerei immer an der ersten Stelle", sagt Hausburg, die nebenbei Kunstgeschichte studiert. Das Studium will sie so bald wie möglich abschließen, auch wenn das sicher "zu Lasten meines eigentlichen Berufs gehen" wird. Im Moment liege es "noch immer in den letzten Zügen". Sie habe es zuletzt schleifen lassen, gibt Hausburg zu, "weil in den entscheidenden Phasen bisher immer irgendetwas dazwischen kam und das Studium unter der Schauspielerei gelitten hat".

Wenn morgen Abend ihr neuer Film gezeigt wird, wird wohl auch ihre Familie zuschauen. Sie müsse "immer Bescheid sagen, wenn etwas im Fernsehen läuft, sonst sind mir alle ganz böse", lacht sie. Zuerst einmal schaue sie sich ihre Filme aber allein an, "weil meine Familie und meine Freunde mich so gut kennen, dass ich immer das Gefühl habe, sie würden mich total durchschauen". Sie wolle erst einmal sehen, wie der Film geworden ist, bevor sie sich andere Meinungen anhört. Früher habe es sich "noch ganz schlimm angefühlt", sich selbst auf dem Bildschirm zu sehen, aber inzwischen hat sie sich daran gewöhnt. Dennoch sagt sie: "Ich kann es nicht wirklich genießen, weil ich immer noch etwas sehe, das man ändern kann – aber das treibt mich auch an."