Herr Dittberner, wie schreibt man einen Hit wie Wolke 4? Spürt man da im Prozess, dass man an einem besonderen Song arbeitet?
Als ich den Song geschrieben habe, war ich einfach von dieser Idee einer Wolke 4 begeistert. Es hat dann gerade mal 20 Minuten gedauert, den Song selbst zu schreiben. Marv und ich haben ihn dann immer hin und her geschickt, und der Song ist zunehmend gewachsen. Und als ich dann einmal abends aus der Arbeit raus bin, da dachte ich mir: Hey, das klingt krass, das könnte auch im Radio laufen. Ich habe aber nie gedacht, dass das ein Selbstläufer ist. So habe ich nie gedacht und so denke ich auch heute nicht.
Mittlerweile hat sich in Ihrem Leben ja einiges geändert?
Ich war schon immer ein Typ, der zu viel nachgedacht und Situationen hinterfragt hat. Und auch heute frage ich mich: Kannst du so weiterschreiben wie bisher? Früher habe ich den Tag lang gearbeitet, bin dann nach Hause und habe so lange Musik geschrieben, bis ich irgendwann schlafen gegangen bin. Das hat man heute nicht mehr, das ist anders geworden. Heute komme ich nach 35 Tagen im Tourbus nach Hause, da denkt man nicht unbedingt daran, gleich den nächsten Song zu schreiben. Aber wenn ich dann miterleben kann, wie die Leute mit meiner Musik und meinen Texten umgehen, dann macht mich das schon sehr stolz.
Wie haben Sie den plötzlichen Aufstieg erlebt?
Ich finde es heute noch absolut Wahnsinn, was da passiert ist. Ich meine: Keiner hat auf uns gewartet und keiner hat uns gekannt. Die Leute, die im Radio laufen, die produzieren seit Jahren und Jahrzehnten Hits. Aber dass das so geklappt hat und bis heute gewachsen ist, das ist schon cool. Ich meine, solche Geschichten gibt es ja heute gar nicht mehr, dass einer aus seiner Einzimmer-Wohnung direkt ins Radio und auf die Bühne katapultiert wird.
Wie müssen deutsche Poptexte im Jahr 2016 aussehen? Viele Künstler singen ja ganz bewusst auf Englisch...
Sobald man auf Deutsch singt, stehen der Inhalt und der Text automatisch viel eher im Vordergrund. Da läuft man auch durchaus Gefahr, dass ein Song in Richtung Kitsch abdriftet. Das ist schon ein immenser Unterschied. Ich selbst habe kein wirkliches Grundrezept, aber einen recht hohen Anspruch an mich selbst. Bevor ich etwas veröffentliche, habe ich meine Texte vier, fünf Mal überarbeitet und auch hinterfragt. Ich denke, so kann man sich absichern, in dem, was man schreibt.
Sie selbst machen ja eigentlich Singer-Songwriter-Musik, experimentieren aber durchaus mit anderen Musikrichtungen wie Elektro oder Hip-Hop. Was macht Ihnen am meisten Spaß?
Ich kann das gar nicht so richtig sagen, ich habe wirklich an allem Freude. Und es ist ja heute wirklich nicht mehr so, dass man sich auf einen Genrestein setzt und dort für seine gesamte Karriere kleben bleiben muss. Ich bin immer offen für neue Sachen. Es gibt so viele unterschiedliche Türen, die man öffnen kann und die einem die Chance geben, einmal hier abzuhängen und später wieder da.
Wie geht es in naher Zukunft für Sie weiter?
Erst mal werden wir auf Festivaltour gehen. Wir haben ja bereits im Frühjahr eine Tour gespielt, und jetzt im Sommer geht es auf die Festivals. Mein Plan ist, dass ich mein zweites Album irgendwann 2017 veröffentliche. Aber eines habe ich gelernt: Ein solches Projekt geht nicht schnell vonstatten, das braucht Zeit, und die werde ich mir nehmen. Nach der Tour werde ich mich zurückziehen und intensiv daran arbeiten – und dann 2017 wieder mit neuer Musik auftauchen. Ich habe aber auch jetzt immer weiter mit Marv gearbeitet, wir machen da sehr viel. Es kann also durchaus sein, dass da noch mal etwas nachkommt.
Haben Sie sich mittlerweile an die ganz großen Bühnen gewöhnt?
Auf der großen Bühne zu stehen, ist immer noch ungewohnt für mich. Vor circa einem Jahr, da waren es etwa 100 Leute, die zu meinem Konzert gekommen sind, und ich war total überrascht, dass so viele Leute bereit waren, einen Zehner für meine Show zu zahlen. Damals bin ich mit meiner Gitarre und mit der Bahn durch Deutschland gefahren. Im Herbst waren es dann teilweise schon 500 Leute, jetzt teilweise 1500 Besucher. Und ich habe mich gefragt: „Hä, sind die alle nur für uns gekommen? Oder tritt noch jemand anderes auf?“ Das war Schwachsinn, denn natürlich kannte ich die Antwort ja. Aber ja, es ist wirklich schön, sich daran zu gewöhnen. Jetzt sind wir wieder mit der Band unterwegs, die sich über die letzten eineinhalb Jahre gefunden hat und da werden wir einfach unser Ding durchziehen.
Fragen: Jeremias Heppeler
Video: Philipp Dittberners Song "Wolke 4" in einer Live-Interpretation:
Philipp Dittberner ist beim Honberg Sommer zu erleben: Am Freitag, 8. Juli (20 Uhr), tritt er in den Tuttlinger Hallen auf. Weitere Informationen: www.tuttlinger-hallen.de