Frau Frier, wie war es für Sie, „Klassentreffen“ im Kino zu sehen?
Zu Hause habe ich den Film ja in einem anderen Format gesichtet und ihn hier nun auf der großen Leinwand gesehen: Das war wie ein anderer Film!
Auf der großen Leinwand fallen sicher auch noch viele Details auf, die man vorher nicht so wahrgenommen hat. Es wurden ja von Regisseur Jan Georg Schütte Figuren und Bezüge angelegt, und der Rest war dann Improvisation.
Das eine betrifft die Vita, also das, was bisher war. Man muss ja wissen, in welchem Verhältnis man zu jedem Einzelnen stand. Lustigerweise reichen oft zwei, drei Sätze. Sachen wie: War deine beste Freundin! Konntest dich immer auf sie verlassen! Außerdem habe ich natürlich viel mit meinem Partner Oliver Wnuk, der meinen Ehemann Thorsten spielt, besprochen. Und mit Anna Schudt, Nina Kunzendorff und Elena Uhlig gab es dann eine kleine Probe, weil wir ja immer dieses Lied zusammen performt haben. Und dann kommen so ein, zwei Sachen mit in den Rucksack als Gepäck für den Abend. Bei mir ist ganz klar, dass ich allen zeigen will: Meine Ehe ist super!
Dieses Ehepaar Gesa und Thorsten ist ja auch gleich in der ersten Szene zu sehen, wo das Garagentor aufgeht, sie sich auf die Fahrräder setzen, mit gleichem Helm und gleicher Jacke, wie aus einem Guss!
Ein deutsches Pärchen! Ein deutsches Windjackenpärchen. Nee, anders: ein Funktionswäschepärchen nennt man das wohl! (grinst)
Alles einstimmig und etwas kontrolliert.
Ich finde, das hat ja auch was Rührendes! Das mit dem gleichen Fahrradhelm hat sich halt so ergeben, weil sie die im selben Geschäft eingekauft haben. Die Hose ist auch die gleiche. Die gehen anscheinend auch ab und zu zusammen shoppen. Es ist ja gar nicht so, dass man sich darüber nur lustig macht, sondern das passiert ja auch mal so im Leben. Man kennt das doch selber, in Kleinigkeiten, ach, wieder diese Geschichte, huch, haben wir gerade im gleichen Moment dasselbe über unser Kind gesagt? – Das wäre uns vor zehn Jahren aber auch nicht passiert! Positiv formuliert würde man das „eingespieltes Team“ nennen.
Gesa und Thorsten haben das Klassentreffen organisiert. Das Gros der Leute wurde eingeladen, einige aber explizit nicht: Leute, die man nicht dabei haben wollte.
Ich hatte als Regieanweisung ganz klar: Marion hatte ich nicht eingeladen. Weil ich die nicht leiden kann. Was ich nicht wusste, ist, dass mein Mann sie eingeladen hat!
Welche Erinnerungen haben Sie denn an Ihre eigenen Klassentreffen?
Da habe ich viele Erinnerungen. Lustigerweise hatten wir auch vergangenes Jahr 25-jähriges Abiturtreffen im Kölner Süden. Das war natürlich anders als das, was wir im Film gesehen haben. Aber es ist schon so, dass alle wieder sofort in ihre Rollen von früher kommen. Das geht ganz schnell. Ruckizucki bist du wieder der von früher. Stehst auch sofort wieder mit denselben Leuten zusammen wie früher. Und dann gibt es zwei, drei Begegnungen, wo du denkst: Das hätte ich aber von dem oder der nicht gedacht, ist ja ein Ding! Wo dann noch mal was Neues, Unerwartetes kommt. Dann gibt es wehmütige Momente, und dann gibt es die eine Stunde, wo du denkst: Ich geh’ jetzt nach Hause.
Als Kind stellt man sich vor, dass man als Erwachsener die Dinge endlich im Griff hat.
Und dabei wird es unsicherer! Das mit der Sicherheit ist wirklich ein Riesenirrtum. Und dann ist man aber wieder damit beschäftigt, so zu tun, als ob alles normal ist, weil man selber Kinder hat. Da ist man dann in der nächsten Lebensphase. Ich habe zwei Kinder, und da ist ja meine Aufgabe, denen zu zeigen, wie Dinge gehen und wie man was macht. Und natürlich wache ich manchmal auf und frage mich selbst: Meinst du das jetzt wirklich ernst? Dass du denen jetzt sagen sollst, wie das Leben geht? Dabei hast du doch selber gar keine Ahnung!
Nun sind Sie als Comedy-Frau bekannt. Wie empfinden Sie die Balance zwischen Humor und ernsten Themen?
Dazwischen bewegt sich doch unser ganzes Leben: lustig und ernst und ein bisschen furchtbar und ein bisschen schön. Und ich will es mir gut machen!
Fragen: Elke Eich„Klassentreffen“ ist heute Abend um 20.15 Uhr in der ARD zu sehen.
Zur Person
Annette Frier, 45, wurde durch ihre Auftritte in Comedy-Hits wie „Switch“ und „Die Wochenshow“ bekannt. Die Schauspielerin gewann fünf Mal den Deutschen Comedy-Preis (unter anderem für „Danni Lowinski“). Frier ist mit dem Drehbuch-Autor und Regisseur Johannes Wünsche verheiratet, Mutter von Zwillingen und lebt in Köln. (sk)