Nun also soll es auf die letzte Etappe ihrer erfolgreichen Schlager-Karriere gehen. „Flutlicht“ wird der Anfang vom Ende sein. So heißt das neue Album von Michelle, die sich nach mehr als 30 Jahren im Showgeschäft von den Bühnen der Musikwelt verabschieden will.
Im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur betont die 52-Jährige, dass es sich keinesfalls um einen spontanen Entschluss handele. „Es war ein Prozess, eine Sehnsucht, die immer größer wurde“, erklärt Michelle: „Das hat nichts mit dem Publikum zu tun, sondern mit dem ganzen Drumherum. Business und Privatleben, eins leidet immer.“ Daher sieht sich die Mutter dreier Töchter „an einem Punkt, an dem ich sage: Ich möchte das nicht mehr.“
Zum großen Abschluss liefert sie ein Werk, das mal Feierlaune versprüht, aber auch mit Balladen bestückt ist und zum Nachdenken und Innehalten animiert. 16 Titel umfasst ihr Abschiedsalbum. Von „Du kannst mich mal“, über „Männer“ bis zu „Liebeskrank“ oder „Rache ist süß“.
Michelle beendet Schlager-Karriere: „Musste lernen, dass Menschen mich ausnutzen“
Dabei verarbeitet sie viele persönliche Erfahrungen. Etwa in „Der Junge mit den weißen Haaren“. Darin geht es um einen Jungen, mit dem sie zusammen in einer Pflegefamilie lebte.
„Bei Alpträumen schrie er und wurde deswegen mit einem Bambusstock geschlagen. Da habe ich mich zu diesem Jungen gelegt, damit er nicht schlecht träumt, nicht schreit und nicht geschlagen wird“, erinnert sie sich an düstere Erfahrungen aus der Kindheit.
Auch der Titelsong „Flutlicht“ handelt davon, dass auch das Leben eines Stars nicht immer hell erstrahlt. „Ich bin mit großer Naivität in diese Branche gekommen, mit dem Glauben, dass jeder mein Freund ist“, gibt Michelle zu: „Ich musste lernen, dass es nicht jeder gut mit mir meint, dass es Menschen gibt, die mich ausnutzen. Dann bist du am Ende nur ein Produkt.“
Michelle kündigt Karriereende bei Silbereisen an: Mehrere Gold- und Platin-Auszeichnungen
Bereits zweimal zog sie sich aus dem Showbusiness zurück. Ihr endgültiges Karriereende gab Michelle, die mittlerweile Großmutter ist, in der Show „Schlagerbooom“ von Florian Silbereisen im vergangenen Jahr bekannt. Zuvor war auf ihr Jubiläums-Album „30 Jahre Michelle – Das war’s … noch nicht“ der Song „Das war’s für mich“ gefolgt.
Zu ihren erfolgreichsten Alben zählen „Rouge“, „Leben“ und „Tabu“. Mit zehn ihrer Platten erreichte sie die Top 10 der deutschen Album-Charts. In Deutschland und Österreich wurde die aus dem Schwarzwald stammende Sängerin insgesamt 16 Mal mit Gold und zweimal mit Platin ausgezeichnet.
Michelle und ihr Album „Flutlicht“: „Im Hamsterrad gelaufen, ohne anzukommen“
Erst kürzlich verlobte Michelle sich mit dem Musiker Eric Philippi, der in ihr nie gekannte Gefühle weckte. Auch der 27-Jährige ist auf dem Album zu hören. „Falsch dich zu lieben“ ist ein Duett des auch in der Öffentlichkeit zu Scherzen aufgelegten Paares. Während er erst so richtig durchstarten will, fasst Michelle ihre Karriere so zusammen: „Ich bin durch viele Stürme geritten, hatte ungezählte Höhen und Tiefen, bin wie im Hamsterrad gelaufen, ohne anzukommen, und bin jetzt einfach müde.“
Dazu passen auch ihre noch sehr kurzfristigen Pläne nach der anstehenden Abschiedstournee. Am Tag nach ihrem letzten Auftritt möchte sie erst einmal „ausschlafen“.
Die Musik wird sie aber sicher nicht loslassen. „Der liebe Gott hat mir eine Stimme mitgegeben, die kein anderer hat. Man hasst oder liebt sie“, findet Michelle und gesteht augenzwinkernd: „Ich bin ein Mensch, der immer summt, meine Tochter sagt schon: ‚Mama, du singst wieder. Es nervt!‘ Ich merke das manchmal gar nicht.“
Künftig würden wohl viele Michelle-Fans gerne mit der Tochter tauschen. Denn ihr Idol summt und singt dann nur noch im privaten Rahmen. (mit dpa)