Brigitte Elsner-Heller

Der Sternenhimmel funkelt, der Mond ist eine schmale Sichel, die sich klar abzeichnet. Doch Zeit zum Träumen ist nicht immer, und schon wird Rudi Rakete von Mama geweckt – vielmehr von Prinzessin Moa. So viel Fantasie muss sein. Doch der Alltag hat dennoch seine Tücken: Anstelle von Schokoladenkuchen gibt es heute Apfelkuchen. Gesund und glutenfrei.

Unverhoffter Schatz

Rudi Raketes Welt wird mit dem Theater Konstanz auf der Bühne der Werkstatt so ausgebreitet, dass die Kleinen ab drei Jahren den Helden der Geschichte nah sind. Wobei die Geschichte mehr als eine Geschichte beinhaltet, denn „Prinzessin Moa“ denkt sich aus, was dann gleich auf der Bühne zu erleben ist. Wenn die Schreibmaschine anfängt zu klappern, sind Rudi, Moa und Käpt‘n Schleuder unterwegs zu Abenteuern. Was sie finden werden? Ja, es ist ein Schatz, aber ein unverhoffter – denn es geht auch um Gefühle und die Wärme des Miteinanders.

Rudi, so groß wie ein Junge nur sein kann, ist eine Puppe, die vom Puppenspieler Robert Buschbacher geführt wird, wohingegen Moa (Sylvana Schneider) und Käpt‘n Schleuder (Georg Melich) in Fleisch und Blut auf der Bühne stehen – was in der Fantasie, die das Ganze einhüllt, keinen Unterschied macht. Gut auch, dass Rudi Rakete mit einem alten Schiff ein buntes Zuhause hat (Ausstattung: Susanne Harnisch). Da kann man schon auf Reisen gehen. Selbst wenn der Motor schon lange keinen Muckser mehr macht.

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Doch zunächst Auftritt von Käpt‘n Schleuder, der im Prinzip auf Raubzug ist, in der Praxis aber auf eine Flasche vertraut, die ihm das Leben leichter machen soll. Da trifft es sich gut, dass er Rudi begegnet und dank des glutenfreien Apfelkuchens bald auch Prinzessin Moa, die die Flasche beherzt auskippt und das Etikett zur Schatzkarte erklärt. Die Reise kann starten. Die Schreibmaschine klappert.

„Dies ist aber nicht in echt!“

Nett anzusehen sind das Plüschschweinchen Nucki, dann eine mies gelaunte Katze (Vorbild Grumpy Cat?) sowie eine Krabbe, deren Existenz von einem beherzten Kind in der ersten Zuschauerreihe dann aber doch lautstark infrage gestellt wird: „Die ist aber nicht in echt!“

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Aufregend wird es, als eine Hexe mit langem roten Haar ins Spiel kommt (Robert Buschbacher). Da können nicht alle Kleinen mithalten und sich von der „Bühnenrealität“ distanzieren. Bei aller Liebe zum Detail schießt die Inszenierung von Magdalene Schäfer an dieser Stelle auch in anderer Hinsicht über das Ziel hinaus. Das von hoher Stimmlage begleitete Liebesgetändel zwischen Hexe und Pirat brachte zwar Lacher bei den Erwachsenen, dürfte für kleine Kinder jedoch wenig Zugewinn bringen, was das Erlebnis Theater ausmacht.

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Man spürt, dass Herzblut in die Produktion geflossen ist, und vor allem Georg Melich gibt sich der Rolle des Käpt‘n Schleuder mit Verve hin. Trotzdem bleibt – beim erwachsenen Zuschauer – eine gewisse Distanz. Die Frage, wie sich die Wahrnehmung der Kinder darin unterscheidet, muss hier naturgemäß unbeantwortet bleiben.

Kommende Vorstellungen: am 15. und 22. Dezember, jeweils um 15 und 17 Uhr. Weitere Informationen: http://www.theaterkonstanz.de

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