Tilmann P. Gangloff

Dramen wie „Aenne Burda“, Krimis wie die ZDF-Reihe „Stralsund“, dazwischen auch mal eine Komödie: Mit bis zu sechs Filmen pro Jahr ist Katharina Wackernagel eine der meistbeschäftigten deutschen Schauspielerinnen, zumal die gebürtige Freiburgerin einfach alles spielen kann.

Ihr kunstvolles Regiedebüt „Wenn Fliegen träumen“ fällt allerdings derart aus dem Rahmen, dass sich kein TV-Sender an den Produktionskosten beteiligen mochte. Fördergelder gab‘s ebenfalls nicht, und ein nennenswert großes Publikum wird „Wenn Fliegen träumen“ auch nicht erreichen: Dafür ist die Geschichte zu schräg und die Umsetzung zu ungewöhnlich.

Es bleibt in der Familie

Mit ihrem Bruder Jonas Grosch erzählt Wackernagel von zwei Halbschwestern, die nach dem Tod ihres gemeinsamen Vaters in dessen ausrangiertem Feuerwehrtransporter zu einer Reise nach Norwegen aufbrechen.

Die Schauspielerin Katharina Wackernagel und ihr Bruder, de Regisseur Jonas Grosch, haben für „Wenn Fliegen träumen“ zum ...
Die Schauspielerin Katharina Wackernagel und ihr Bruder, de Regisseur Jonas Grosch, haben für „Wenn Fliegen träumen“ zum vierten Mal zusammengearbeitet. | Bild: Jens Kalaene / dpa

Die Frauen könnten kaum unterschiedlicher sein: Die dunkelhäutige Naja (Thelma Buabeng) wird umgehend von Panik befallen, wenn ein Auto schneller als Tempo 70 fährt, die hellhäutige Hannah (Nina Weniger) hat Krebs und keine Lust auf Konversation.

Weitere Mitwirkende sind ein spanischer Tramper (Johannes Klaußner), der seine finnischen Wurzeln erkunden will, sowie Najas Therapiegruppe, die glaubt, ihre Therapeutin sei entführt worden.

Die Fliegen mit Gorilla (von links: Robert Glatzeder, Niels Bormann, Zoltan Paul und Tina Amon Amonsen) in einer Szene des Films ...
Die Fliegen mit Gorilla (von links: Robert Glatzeder, Niels Bormann, Zoltan Paul und Tina Amon Amonsen) in einer Szene des Films „Wenn Fliegen träumen“- | Bild: Résiste Film

Für Wackernagel und Grosch ist die vierte gemeinsame Arbeit ein „skurril-melancholischer Roadtrip über Einsamkeit und das pralle Leben.“ Für die meisten Zuschauer dürfte die Betonung auf „skurril“ liegen – gerade die Therapiegruppe ist ein schräger Haufen.

Außerdem unterbricht der mit ganz wenig Geld entstandene Film immer wieder den Handlungsfluss, weil sich eine Ärztin (Wackernagel) Sorgen um Hannah macht und sich gemeinsam mit deren Lebensgefährten (Sebastian Schwarz) auf einen Trip ganz anderer Art begibt.

Ein Film mit Liebe zum Detail

Selbst die Liebe zum Detail kann jedoch nicht kaschieren, dass die Erzählweise recht sprunghaft ist – Wackernagel spricht von „dramaturgisch unkonventionellen Strukturen“. Die durchaus reizvolle kunstvolle Gestaltung hat zur Folge, dass die Handlung mitunter bemüht rätselhaft wirkt. Aber die Musik (Jochen Wenz) ist klasse.