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Basel (gra) „Vor 25 Jahre ist mit dem Top Secret Drum Corps der hellste Stern am Trommlerhimmel aufgegangen“, sagt Moderator René Haefliger bei jeder Vorstellung des Basel Tattoo 2016. Sascha Karle würde den Mund nie so voll nehmen. Dabei ist der 39-jährige Lörracher nicht nur dabei, sondern im Sinne des Wortes mittendrin: Als einer der Ehemaligen, die sich mit der aktuellen Besetzung anlässlich des Jubiläums zum Top Secret Jubilee Corps formiert haben, steht er derzeit bei dem Militärmusikfestival im Rampenlicht.

Karle ist nicht der Einzige aus Südbaden, der bis Samstagabend mit der virtuosen Trommeltruppe bei den Vorstellungen im Basler Kasernenhof auftritt. Mit dabei sind auch Stefan Himmler, ebenfalls aus Lörrach, und Marc Reichert aus Schopfheim. Von 2008 bis 2012 war Karle, der bei der Feuerwehrmusik Haagen musikalisch groß geworden ist, festes Mitglied beim Top Secret Drum Corps (siehe Info). Und zwar in der sogenannten Bassline, also bei den Männern, die die großen Trommeln spielen. „Das hat sich für mich als Schlagzeuger angeboten, weil die Bassline für das musikalische Grundgerüst verantwortlich ist“, erklärt Karle. Mehr ins Auge stechen freilich die Männer davor mit den kleineren Trommeln und den visuellen Effekten. Das wäre für Karle aber nie in Frage gekommen, weil er die Basler Trommelschule mit eigener Schlagtechnik, wie sie vor allem bei der Fasnacht zu erleben ist, nicht durchlaufen hat.

In den dreieinhalb Jahren kam Karle mit dem Corps in der Welt herum. Unvergessen bleiben ihm etwa die Auftritte 2009 beim Edinburgh Military Tattoo, gewissermaßen die Mutter aller Tattoos und nach wie vor das größte unter freiem Himmel. Von der Kulisse her unübertroffen bleibt für den Lörracher die Show im Olympiastadion von Sydney vor 25¦000 Australiern.

Auch auf dem Roten Platz in Moskau zu musizieren, sei nicht vielen vergönnt. Natürlich war Karle auch beim Basel Tattoo dabei, wo das Corps regelmäßig ein Heimspiel gibt. Bei den Reisen verbringe man so viel Zeit miteinander, dass das Corps wie eine Familie zusammenwächst und Freundschaften entstehen, erzählt Karle. Irgendwann war ihm aber der Zeitaufwand schlicht zu hoch. „Da ging der ganze Jahresurlaub drauf“, erinnert sich der gefragte Amateurschlagzeuger, der beim Messtechnikunternehmen Endress + Hauser in Reinach im Vertrieb arbeitet.

Als vor einem Jahr die Anfrage kam, beim Jubiläum des Corps mitzumachen, überlegte Karle nicht allzu lange. „Das ist etwas Spezielles, Einmaliges.“ Seit der Basler Fasnacht wurde zunächst wöchentlich, zuletzt täglich geprobt, damit die Darbietung in der Arena die von den Lokalmatadoren gewohnte Präzision erreicht. In der großen Jubiläumsbesetzung mit rund 40 Männern im Alter von 18 bis 61 Jahren mit kleinen und großen Trommeln sowie Fahnen synchron zu agieren, sei noch schwieriger als in der halb so großen Standardbesetzung. Einige seiner Kollegen fahren auf elektrischen Rollbrettern in die Arena. Sascha Karle bleibt lieber auf dem Boden. „Die Verletzungsgefahr war mir zu hoch.“ Seine Anspannung ist auch so riesig. „Es geht um viel und es kann viel schief gehen“, weiß er. Bei der Premiere ging alles glatt.

Selbst Tattoo-Produzent Erik Julliard, der als einer der Gründerväter des Corps erstmals bei seinem Event trommelnd in der Arena steht, war zufrieden. Spätestens wenn die Zuschauer auf den Tribünen begeistert applaudieren, ist alle Anstrengung vergessen. „Da habe ich jedes Mal eine Gänsehaut“, gesteht Sascha Karle. Fünf Mal noch darf er diesen Dank für seinen Einsatz entgegennehmen. Dann ist die letzte Vorstellung des Basel Tattoo 2016 vorbei und das Top Secret Jubilee Corps Geschichte.

Top Secret Drum Corps

1991 taten sich sieben talentierte Teenager, darunter Basel-Tattoo-Erfinder und -Produzent Erik Julliard, zusammen, um neue Formen der traditionellen Basler Trommelmusik auszuprobieren. Inzwischen tritt die gut 20-köpfige Gruppe, die sich neben schnellem und anspruchsvollem Trommeln durch visuelle Effekte, wie etwa das Jonglieren und das Zuwerfen der Schlägel, auszeichnet, regelmäßig weltweit bei internationalen Veranstaltungen auf. Im Mai spielte sie bei den Paraden zum 90. Geburtstag von Queen Elizabeth II.