Daniel Gramespacher

Das Basel Tattoo erfindet sich nicht neu. Bei seiner 13. Ausgabe vom 18. bis 28. Juli 2018 wartet das Militärmusikfestival im Hof der Kaserne aber mit markanten Veränderungen auf. Produzent Erik Julliard reagiert damit nicht zuletzt auf in den vergangenen Jahren deutlich rückläufige Besucherzahlen.

Zu den besten Zeiten kamen zu den Vorstellungen des Basel Tattoo jährlich mehr als 100 000 Besucher. Seit einigen Jahren aber lässt das Interesse deutlich nach. Diesen Sommer waren es gerade noch um die 70 000 Besucher. Die Auslastung freilich lag mit mehr als 80 Prozent immer noch weit über dem, wovon andere Veranstalter träumen. Gleichwohl bessern die Organisatoren nach. So wurden die weniger beliebten Vorstellungen am Nachmittag, wenn die Abendstimmung fehlt und die Lichteffekte kaum zur Geltung kommen, weitgehend gestrichen.

Um die Besucherzahlen einigermaßen stabil zu halten, bringt das Festival 2018 einige Neuerungen. Das Konzept der rund zweistündigen Show, für die im Hof der Kaserne eigens eine Arena mit gut 7700 Sitzplätzen errichtet wird, wurde überdacht. War Julliard bislang stolz, dem militärischen Zapfenstreich eine eigene Basler Prägung zu geben, ist nun klar, dass er sich stärker als bisher am großen Vorbild, dem Edinburgh Military Tattoo, orientiert. „Wir sind kein Schweizer Tattoo mit schottischem Touch, sondern ein schottisches Tattoo mit ein wenig Swissness“, stellte der Produzent bei der Vorstellung des Programms für 2018 klar. Da mehr als 200 Dudelsackspieler und Trommler nicht gehen, werden diese Massed Pipes and Drums künftig häufiger und länger bei der Show auftreten.

Im Interesse älterer Menschen wird es wieder eine zweite Nachmittagsvorstellung geben. Schließlich beginnen die Vorstellungen von Sonntag bis Donnerstag bereits um 21 Uhr, also deutlich vor Einbruch der Dunkelheit, und enden auch eine halbe Stunde früher als bisher. Dies soll von weit her angereisten Besuchern eine entspannte Heimfahrt ermöglichen.

Vor den Medien hob Julliard darauf ab, mit den Neuerungen Wünschen des Publikums zu entsprechen. Es ist aber längst kein Geheimnis mehr, dass das Basel Tattoo seine allerbesten Zeiten hinter sich hat und auch finanziell unter Druck steht. Deutlicher wurde Julliard denn auch in einem Interview mit der Basler Zeitung. Der erfolgsverwöhnte Produzent sprach dort von seiner „bislang herausforderndsten Zeit“ und räumte ein, dass das in den Anfangsjahren stets ausverkaufte Tattoo 2017 erstmals mit mehreren hunderttausend Franken in die Verlustzone gerutscht ist. Das Budget für das Festival 2018, für das rund 85 000 Tickets in den Verkauf gegangen sind, wird mit neun Millionen Franken rund 1,6 Millionen unter dem des zu Ende gehenden Jahres liegen. Für einen Zwei-Jahres-Turnus sei das Tattoo zu groß – der Aufwand für Betrieb und Werbung wäre unverhältnismäßig, sagt Julliard. Um zu sparen will er dort optimieren, wo es der Zuschauer nicht merkt, etwa weniger Funkkanäle, eine weniger Großzügigkeit bei der Übernahme der Hotelkosten von rund 1000 Mitwirkenden, sagte er der Basler Zeitung. Der Produzent geht davon aus, dass das Basel Tattoo nach dem Hype nun „in einem normalen Bereich von etwa 60 000 Besuchern landet“ – was nur von Edinburgh übertroffen wird.

Bei der Qualität hingegen will Julliard keine Abstriche machen. Dafür stünden 2018 beispielsweise 50 Highland Tänzerinnen aus Kanada. Ein spielfreudiges Regimentsspiel aus der Ukrainie preist der Produzent als sensationelle Entdeckung an, die Swiss Army Central Band als „Nationalmannschaft der Schweizer Blasmusik“. Die US Army Europe Band bringt einen Chor mit. Das Top Secret Drum Corps hat ein Heimspiel mit neuer Show und neuen Kostümen. Von Basel aus geht es für die Showtrommler nach Edinburgh, ebenso für die 100-köpfige Banda Monumental aus Mexiko, die neben Blasmusik auch Mariachi-Musik spielt und Aztekentänzer auftreten lässt. Zum zweiten Mal nach 2011 in Basel mit dabei ist schließlich das Heeresmusikkorps aus Ulm. Dessen stellvertretender Leiter, Hauptmann Wolfgang Heinrich, lobte bei der Programmvorstellung die professionelle Organisation in Basel: „Wenn es schlecht läuft, gibt es 30 Sekunden Verspätung“, hat er sich von Kollegen sagen lassen.