Martin Himmelheber

Großes Interesse der Bürger besteht offenbar nach wie vor an der Zukunft des Krankenhauses und des Hallenbades. Oberbürgermeister Thomas Herzog konnte bei der Bürgerversammlung in der Aula des Gymnasiums am Dienstagabend jedenfalls 350 Bürger begrüßen.

Zunächst stellte Herzog dar, weshalb der Gemeinderat beschlossen hatte, das leer stehende Krankenhaus zu kaufen. Außerdem erläuterte er, warum die Sanierung des Hallenbades einerseits so lange auf sich warten ließ, nun aber doch dringlich ist.

Das Krankenhaus mit dem Gut Berneck und dem Personalwohnheim war nach dem Verkauf der Kreiskliniken im Eigentum des Helioskonzerns. Die Stadt hatte ein Vorkaufsrecht und konnte die Immobilien samt Grundstück für einen Euro kaufen. „Es war zu befürchten, dass der Helioskonzern in die nach der Schließung des Krankenhauses ungenutzte Immobilie nichts mehr investieren und so das Gelände nebst den Immobilien im Laufe der Zeit verkommen würden“, begründete Herzog die Kaufentscheidung.

Schließlich erwarb die Stadt die ehemalige Einrichtung für einen symbolischen Euro. Zudem sei es gelungen, noch einen „Bewirtschaftungszuschuss in Höhe eines mittleren sechsstelligen Euro-Betrags“ herauszuhandeln. Nach Informationen dieser Zeitung handelt es sich um 400 000 Euro.

Nach mehreren Verzögerungen (wir berichteten) hatte Helios es schließlich am 22. Oktober doch noch geschafft, vertragsgemäß das Gebäude besenrein an die Stadt zu übergeben. Nun werde überlegt, wie die Immobilien genutzt werden können. In der Verwaltung und im Gemeinderat gebe es durchaus die eine oder andere Idee. „Die sind jedoch noch nicht so ausgereift, dass man sie schon vorstellen könnte“, sagte Oberbürgermeister Thomas Herzog.

Fachbereichsleiter Andreas Krause stellte anschließend die drei Gebäude vor: Gut Berneck steht demnach unter Denkmalschutz und soll erhalten bleiben. Beim Personalwohnheim ist derzeit noch ein Teil der Apartments vermietet. Der eigentliche Krankenhausbau gliedere sich in drei Bereiche, den Behandlungstrakt und die Bettenbauten West und Ost.

Wegen der schwierigen Bodenverhältnisse sei beim Bau 1964 sehr viel Strahlbeton verwendet worden. „Alle Wände in den Obergeschossen sind massiv gemauerte 24er-Ziegelwände und tragend.“ Das bedeute, dass die Zwischenwände gar nicht oder nur mit hohem technischen und finanziellem Aufwand entfernt werden könnten. Die bauliche Struktur an sich sei gut, aber wegen der tragenden Wände sei der Bau sehr unflexibel, „die bestehende Struktur ist schlecht abzuändern“.

Nichtsdestotrotz meldet sich der Rektor der Realschule, Udo Trost, als erster aus dem Publikum zu Wort: Er schlug vor, die Realschule und die Graf-von-Bissingen-Schule im ehemaligen Krankenhaus anzusiedeln. So könnte man die Platzprobleme an der Realschule überwinden und alle Schüler auf einem Campus unterrichten.

Klaus Dreyer, Liegenschaftsverwalter im Junghans-Gewerbepark riet dagegen, so rasch als möglich abzureißen. „Das wird sonst nur ein Zuschussgeschäft“, ist sich Dreyer sicher.

Detlev Kügler, der jahrelang als Oberarzt im Krankenhaus gearbeitet hatte, erinnerte an ein kleines Bad im Behandlungstrakt, das man wenigstens vorübergehend als Lehrschwimmbecken nutzen könnte. Kügler wollte wissen, ob nicht zumindest in den Obergeschossen, die Wände versetzt werden könnten. Krause bestätigte, dass es dort eher möglich wäre, weil dort die Lasten noch nicht so hoch seien.

Robert Maier wie auch Oskar Stern wandten sich gegen einen Abriss des gut erhaltenen Gebäudes. Maier fragte, weshalb man nicht das Ärztezentrum dort ansiedle und Stern wies auf die städtebauliche Bedeutung des Krankenhauses hin.

Fachbereichsleiter Franz Moser machte klar, dass die Ärzte nur dann aus ihren bisherigen Praxen in ein Ärztezentrum wechselten, wenn dort die Arbeitsbedingungen und die Wirtschaftlichkeit besser wären. Das bedeute aber Neubau nach modernsten Kriterien und nicht Umbau einer bestehenden Immobilie.

Johannes Grimm und Andreas Kohlhaase schlugen vor, mit dem Abriss nicht lange zu warten und die Fördermittel lieber für den Abriss einzusetzen. Altstadtrat Klaus Grüner wollte wissen, welche Ideen die Stadt entwickelt hätte und fand den Vorschlag der Realschule „sympathisch“.

Walter Storz fragte, weshalb die Stadt das Gebäude kaufe, ohne zu wissen was damit geschehen soll. Oberbürgermeister Herzog erläuterte, dass man vor dem Kauf berechnet habe, welche Kosten bei einem Abriss (etwa zwei Millionen Euro) auf die Stadt zukämen. Dank Zuschüssen rechne man mit einer „schwarzen Null“, so Moser.