KARIN WALZ

Hans Fähnle, der 1903 in Flein bei Heilbronn geboren wurde, lebte und wirkte vor allem in Stuttgart, wo er auch 1968 starb. Dass jetzt ein Querschnitt seiner Werke am Bodensee gezeigt werden kann, ist dem elterlichen Haus in Überlingen zu verdanken, welches Fähnle seit den frühen dreißiger Jahren als Atelier nutzte. Und: einer engen Kooperation zwischen öffentlicher Hand und Wirtschaft, gepaart mit bürgerlichem Engagement.

Kuratorin Ulrike Niederhofer erläuterte bei der Vernissage in der Städtischen Galerie die Einstellung des Künstlers zu seiner Profession mit dessen eigenen Worten: „Kunst ist eine Grundbedingung der menschlichen Existenz“, zitierte die Kunsthistorikerin. Fähnle sei „keine Kompromisse eingegangen“. Die Zahl seiner Werke beeindruckt. „Er schuf über 900 Ölgemälde und 1300 Grafiken.“ Seine Arbeiten sind ein Stück Kunstgeschichte. Sie reichen vom Impressionismus über Expressionismus, integrieren abstrakte Einflüsse und enden in Fähnles „Bilderfindungen“ zum Ende seines Schaffens. „Er war ein Künstler, der sich von Vorbildern leiten, aber nicht beherrschen ließ“, erläuterte Niederhofer.

Bernadette Siemensmeyer, Vorsitzende des Fördervereins Fähnle, freute sich besonders über die Anwesenheit von Mitgliedern der Familie Fähnle. Hans Fähnle sei in Überlingen öffentlich wenig in Erscheinung getreten, aber „er hat Spuren hinterlassen“. Sichtbare Zeichen dafür sind nicht nur sein umfangreicher künstlerischer Nachlass, sondern auch die inzwischen in die Denkmalliste aufgenommene Galerie Fähnle, die sein Bruder Ernst 1969 auf dem elterlichen Grundstück errichten ließ.

Landrat Lothar Wölfle äußerte seinen Respekt gegenüber denen, die Fähnle und sein Werk „aus dem Schattendasein ins Leben zurück gebracht haben“ und sagte zu, „die Aktivitäten weiterhin finanziell zu begleiten“. Das, was in Überlingen „als Schatz geborgen wurde, hat nationale und internationale Bedeutung“. Junge Menschen, fügte Wölfle hinzu, könnten aus den Botschaften dieser Bilder lernen. Gerade Fähnles Motive, die sich mit dem Krieg und seinen Folgen beschäftigen, hätten zeitlose Qualität.

Oberbürgermeisterin Sabine Becker freute sich über die große Resonanz. 301 Gäste hatte die Vernissage in die Städtische Galerie gelockt, darunter Alexander Flein, Bürgermeister der Geburtsstadt des Künstlers, sowie private Leihgeber. Becker würdigte die hohe Qualität der Doppelausstellung, deren überregionale Bedeutung, den heimatkundlichen Aspekt sowie die gesellschaftspolitische Aussagekraft von Fähnles Werken.

Eine Bresche für die Kultur schlug auch Alexander Meßmer, der als Stellvertretendes Vorstandsmitglied der Sparkasse Bodensee für die Sponsoren sprach. Kultur schaffe Identität und sei eine Gemeinschaftsaufgabe. „Fördern sie diese Initiative weiter mit“, lautete sein Aufruf an die Zuhörer.

Nach der Eröffnung der beiden Ausstellungen in der Städtischen und in der Galerie Fähnle, so die Rednerinnen und Redner einhellig, sei zu hoffen, dass Überlinger Bürger – von Besuchern nach Hans Fähnle gefragt –, nicht mehr mit einem erstaunten Kopfschütteln antworten. Diese Erfahrung hatte Volker Caesar bei der Recherche zum Ausstellungskatalog gemacht.
 

Öffnungszeiten

Unter dem Titel „Auf dem Weg zu neuen Wahrheiten“ zeigt die Städtische Galerie „Fauler Pelz“ bis 29. Juni einen Querschnitt der Werke, die den künstlerischen Weg von Hans Fähnle aufzeigen. Geöffnet Dienstag bis Freitag 14 bis 17 Uhr, Samstag, Sonntag und Feiertag 11 bis 17 Uhr. Führungen: 6. April, 4. Mai, 1. Juni und 22. Juni, jeweils um 15.30 Uhr. Der Fokus der zeitgleichen Ausstellung in der Städtischen Galerie Fähnle liegt auf der Region. „Überlingen – Landschaft am See“ präsentiert Arbeiten, die Fähnle in der Umgebung seines Elternhauses gemalt hat. Die Ausstellung in der Goldbacher Straße 70 ist Samstag, Sonntag und an Feiertagen von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Führungen an den Sonntagen 16. März, 13. April, 11. Mai, 15. Juni, jeweils 15 Uhr.