
„Der Maler Hans Fähnle – in Überlingen ‚verschollen'?“ hat Volker Caesar, Denkmalpfleger im Ruhestand, seinen Beitrag im Nachrichtenblatt des amtlichen Denkmalschutzes überschrieben und erinnert an die Geschichte des versteckten Vermächtnisses.
Es soll zugleich ein Weckruf an die Kommune und deren Kunstfreunde sein. Denn hinter dem Wildwuchs und der nüchternen Fassade schlummert eine „spannende, qualitätsvolle Kunstsammlung“ (Caesar) seit einigen Jahren einen tiefen Schlaf. Einige Studentinnen vom Studiengang „Konservierung und Restaurierung von Gemälden und gefassten Skulpturen“ an der Staatlichen Akademie für Bildende Künste in Stuttgart haben in den vergangenen Wochen das vorhandene Werk erstmals in einer Datenbank systematisch erfasst und stehen kurz vor dem Abschluss. Ohne Lohn haben sie im Rahmen eines Projektes, für das Caesar deren Professor Volker Schaible gewinnen konnte, die Bilder auf ihren Zustand und ihre Schäden hin untersucht, fotografiert und so den Bestand erstmals komplett dokumentiert.
„Insgesamt sind es 272 Gemälde“, sagt Studentin Julia Langenbacher aus Stuttgart, die derzeit mit Meike Jokusch (Friedrichshafen) und Lilian Metz (Offenburg) die letzte Etappe bewältigt. Bilder haben unter Feuchtigkeitseinbrüchen im Depot gelitten. Efeutriebe schafften es durch die Wände bis in die Galerie, die in einfacher Holzständerbauweise, ohne Fenster und nur mit Oberlichtern erstellt wurde. Bei 20 Prozent der Gemälde erkannten die angehenden Restauratorinnen akuten Handlungsbedarf
Die versteckte Galerie ist für Volker Caesar viel mehr als ein verwunschenes Kleinod, das Ernst Fähnle (1899-1984), Bru der des Malers Hans Fähnle (1903-1968), im Jahr 1975 der Stadt Überlingen als Vermächtnis übergeben hatte. Caesar vergleicht es mit dem Otto-Dix-Haus auf der Höri. Dort gebe es ein Gebäude, doch das wichtige Werk befinde sich an anderen Orten. In der Überlinger „Galerie Fähnle“ habe man einen ganz besonderen Ausstellungsraum und den großen Teil eines künstlerischen Lebenswerks an einem Ort. „So etwas finden wir im großen Umkreis nicht wieder“, sagt Caesar. Doch dies sei bisher viel zu wenig erkannt und gewürdigt worden. Gerade der Stadtbezug sei etwas Besonderes und auch die Nachkommen der Familie seien offen für eine Kooperation. Er wisse wohl, dass die Stadt kaum Mittel für eine Revitalisierung habe, betont der engagierte Denkmalpfleger. Ideal wären für ihn daher „ein kleiner Förderverein und bürgerschaftliches Engagement“, um den Dornröschenschlaf der „Galerie Fähnle“ bald zu beenden.