Eigentlich soll man Geburtstage nicht vorfeiern – für das elsässische Multitalent Tomi Ungerer reicht ein Tag aber nun einmal nicht aus. Also lässt ihn seine Heimatstadt in seinem Museum schon seit vergangem Jahr hochleben. Zunächst die politischen Plakate, dann die Kinderbücher und jetzt alles zusammen und noch vieles mehr. Denn wer weiß schon, dass Tomi nicht nur ein furioser Zeichner und Illustrator für die verschiedensten Aspekte des Lebens ist, sondern auch ein Drachenbauer, ein Schmuckdesigner, ein Keksverkäufer und ein Architekt?
Das Straßburger Museum hat, dank Ungerers großzügigen Schenkungen, noch auf Jahre hinaus Material für Wechselausstellungen im Dreimonatsrhythmus. Genau das scheint das Volk von Verehrern zu wünschen. „Dieses Museum ist immer voll!“ freut sich die Direktorin der Straßburger Museen, Joëlle Pijaudier-Cabot. Auch wenn aus Sicherheitsgründen nur je 99 Personen zeitgleich in die schmucke Villa dürfen.
Diese 11. Ausstellung des Hauses zeigt auch weniger bekannte Seiten des Meisters. Ungerer zeichnete am Anfang nicht nur gegen den Krieg und für Kinder, sondern auch Keksslips für Backwarenhersteller, heiße Toasterpaare für New Yorker Rocktempel und – für alle fernsehenden Deutschen der 70er Jahre unvergesslich – singende menschliche Schubkarren für das famose Zartgemüse in der Dose. Das Museum widmet dieser Bonduelle-Werbung samt Gemüse-Quartett einen ganzen Saal.
Daneben kann man zum ersten Mal Ungerers unerhörten ersten Entwurf für die Architektur des öffentlichen WCs in Plochingen sehen. Nicht korrekt genug, um verwirklicht zu werden, die Entscheider nicht schneidig genug, um Ungerer auf seinen schlüpfrigen Wegen zu folgen – schade. Verwirklicht wurde schließlich die zweite Fassung. Aber Ungerer schuf nicht nur Klos sondern auch einen Katzen-Kindergarten in Karlsruhe, einen Janus-Brunnen in Straßburg, ein Energie-Rad für die Weltausstellung in Shanghai. Kurz vor Ungerers 80. Geburtstag am 28. November startet dann die richtig große Ausstellung: „Tomi und seine Meister“.
„Bis 31. Oktober im Tomi Ungerer Museum, 2, avenue de la Marseillaise, Straßburg: Mo, Mi, Do, Fr 12-18 Uhr, Sa/So 10-18 Uhr.
Daten und Info: