Zukunftspläne für die Krankenhauspolitik: Unter den landesweiten Klinik-Bauprojekten zählt das Zentralklinikum VS für den neuen ...
Zukunftspläne für die Krankenhauspolitik: Unter den landesweiten Klinik-Bauprojekten zählt das Zentralklinikum VS für den neuen Landessozialminister Andreas Renner zu den drei wichtigsten und daher vorrangigen Vorhaben. | Bild: Philipp Zieger.

Das Zentralklinikum in Villingen-Schwenningen ist das größte aktuelle Bauvorhaben in der Region. Damit das Haus aber wie geplant 2012 eröffnet werden kann, ist die Unterstützung des Landes unerlässlich - vor allem finanziell. Andreas Renner, neuer Sozialminister des Landes und zuständig für die Krankenhauspolitik, erläutert im Gespräch mit dem SÜDKURIER seine Sicht des Projekts.

Herr Renner, halten Sie von der Idee, in Villingen-Schwenningen ein komplett neues Zentralklinikum zu errichten?

Das Neubauprojekt ist mutig und zukunftsweisend. Das Land steht zu 100 Prozent hinter diesem Projekt. Sie haben hier ein Riesenvorhaben, das beispielhaft ist für das Land.

Wo sehen Sie die Chancen?

Das wird hier ein bärenstarkes Haus der Zentralversorgung für die Region südlich von Stuttgart bis zum Bodensee hinunter sein. Das Klinikum hat die Chance, mit diesen neuen Größenstrukturen zwischen den Uni-Kliniken Freiburg und Tübingen die zentrale Einrichtung im südlichen Baden-Württemberg zu werden.

Wird sich das Ganze rechnen?

Die Neubaukosten von 175 Millionen Euro sind ein Schätzwert, da ist natürlich dann noch eine individuelle und detaillierte Prüfung notwendig. Aber die Sanierungskosten, die für die Altbauten in Frage kämen, stehen in keinem Verhältnis zu den Einsparungen im täglichen Betrieb, die man durch die Synergieeffekte in einem Neubau realisieren kann.

Inwiefern?

Sehen Sie, hier kann man alles von vornherein ideal planen, wie das in einem Altbau gar nicht geht. Außerdem wurden die Pläne ja zig Mal begutachtet. Dabei hat sich gezeigt, dass man in den alten Strukturen viele Millionen an unnötigen Betriebskosten hat, die auf Dauer das Betriebsergebnis drücken. Da muss man dann die Gegenrechnung aufmachen.

Es gibt aber auch etliche Bürger - darunter auch Alt-Ministerpräsident Erwin Teufel -, die angesichts von früheren Millionen-Investitionen in die bestehenden Häuser Zweifel geäußert haben, ob der der Bau einer Zentralklinik wirklich nötig und tatsächlich günstiger ist.

Ich kann das durchaus verstehen. Aber wenn sich heraus stellt, dass man die alten Strukturen nicht mehr fit bekommt, ist es besser, man macht einen "Big Bang" und fängt neu an. Erwin Teufel hat sich als Landtagsabgeordneter jahrelang erfolgreich dafür eingesetzt, dass das Land in die hiesigen Krankenhäuser investiert. Und er hat seinen Meisterbrief gemacht, als er es geschafft hat, einen ordentlichen Landeszuschuss für das neue Klinikum zu sichern.

Vom Land werden rund 75 Millionen Euro Zuschuss erwartet - wird das Geld wirklich fließen? Teufel hatte ja vorgewarnt, dass es je nach Kassenlage des Landes auch weniger Geld sein könnte.

Zugegeben, in Zeiten, in denen Haushaltsmittel abgebaut werden, ist das schon eine Kraftanstrengung, aber ich glaube, dass wir das schaffen. Es wird ja noch sieben, acht Jahre dauern bis zur geplanten Eröffnung, und ich denke, über diesen langen Zeitraum bringt man das hin.

Aber es gibt ja auch andernorts im Land Klinik-Bauprojekte - Neubauten, aber auch Sanierungen. Die Träger wollen doch auch Geld vom Land, oder?

Stimmt, wir haben nicht nur das Bauprojekt in Villingen-Schwenningen, sondern auch noch große Neubauvorhaben in Stuttgart und Winnenden. Diese drei Vorhaben stehen aber im Fokus der Landespolitik und werden von uns sehr unterstützt. Dafür wird man unter Umständen auch andere Mittel umschichten müssen.

Was passiert mit dem Krankenhaus-Standort Donaueschingen? Wird er neben der modernen Zentralklinik wirklich auf Dauer bestehen können?

Dieser Standort dürfte keine Probleme haben. Im Gegenteil, mit dem jetzigen, gut sortierten Aufgabenmix zwischen den beiden Standorten hat Donaueschingen auch in Zukunft gute Chancen. Außerdem: Wir haben schließlich gerade erst 7,65 Millionen Euro für Investitionen in das Krankenhaus Donaueschingen frei gegeben. Das ist und bleibt ein kleines, feines Spezialkrankenhaus. Ich halte es im übrigen auch für psychologisch wichtig, diese Strukturen in Donaueschingen zu erhalten. Übrigens: Wir haben auch das Krankenhaus Engen erhalten, und das hat nur 50 Betten.

Wie beurteilen Sie die geplante Größe der Zentralklinik, reichen 700 Betten?

700 oder 800 Betten sind letztlich nicht die entscheidende Frage für die Zukunftsfähigkeit eines Klinikums. 50 Betten 'rum oder 'num spielen nicht die entscheidende Rolle. Viel wichtiger sind dafür beispielsweise die medizinischen Kompetenzen, die technische Infrastruktur etwa bei den Großapparaten, oder eine effiziente interne Organisation.

Und wie steht es mit künftigem Wachstum? Braucht es nicht noch viel intensivere regionale Kooperationen, beispielsweise mit den Krankenhäusern in Rottweil und Tuttlingen?

Mit Sicherheit wird es da noch mehr Kooperationen geben. Aber das Klinikum in Villingen-Schwenningen ist heute schon ein ordentlicher Solitär. Davor braucht man etwa in Rottweil keine Angst zu haben. Häuser mit Grund- und Regelversorgung wird man in der Nachbarschaft zu VS auch weiterhin brauchen.

Synergien und Einsparungen: Diese Worte übersetzen viel aber auch mit Arbeitsplatzabbau. Müssen sich die Klinikbeschäftigten angesichts der Zentralklinik Sorgen machen?

Die Zahl der Arbeitsplätze im Bereich der medizinischen Betreuung wird nicht wesentlich geringer sein als heute. Dagegen kann man im Back-Office-Bereich, also in der internen Verwaltung, sicher einige Stellen sparen.

Im Gemeinderat in Villingen-Schwenningen ist jüngst die Debatte über den künftigen Standort der Zentralklinik wieder aufgebrochen. Was halten Sie davon?

Wo das Klinikum am Ende hin soll, ist Sache des Gemeinderats. Dazu will ich mich nicht äußern. Entscheidend ist nur, dass das Klinikum verkehrsgünstig liegt, nicht nur aus Sicht der Stadt, sondern auch für den Landkreis.

Das Gespräch führten Norbert Trippl und Jürgen Dreher