Welche Folgen könnte eine Nuklearkatastrophe in der Ukraine haben? Nach dem Feuer auf dem Gelände des Atomkraftwerks Saporischschja hat der baden-württembergische Katastrophenschutz das Szenario im Blick.
Wie reagiert Baden-Württemberg bei einer hohen Strahlenbelastung nach einer Nuklearkatastrophe?
Das Land hält 35 Millionen Jodtabletten bereit. Der Bestand soll ausgegeben werden, falls es zu einer nuklearen Katastrophe kommt.
Was passiert bei einer Nuklearkatastrophe?
Wird ein Kernkraftwerk angegriffen, kann es zur Freisetzung von radioaktiven Stoffen kommen – darunter radioaktives Jod. Dieses wird in der Schilddrüse gespeichert und kann Schilddrüsenkrebs verursachen. Kinder sind laut Experten besonders gefährdet.
Warum helfen Jodtabletten?
Laut der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände kann durch die Einnahme von Jod in hoher Dosierung die Speicherung von radioaktivem Jod verhindert werden. Wichtig ist: Die Tabletten sollen nur dann eingenommen werden, wenn Behörden dazu auffordern. Wird das Medikament eingenommen, schützt es allerdings nur davor, dass die Schilddrüse radioaktives Jod aufnimmt. Werden die Tabletten zu früh oder zu spät eingenommen, verfehlen sie ihre Wirkung.
Käme es zum Horrorszenario mit dem Einsatz von Nuklearwaffen, sind die Jodtabletten nicht hilfreich. „Sie schützen nicht vor den Folgen der Aufnahme anderer Radionuklide in den Körper, die bei einem möglichen Einsatz von Nuklearwaffen freigesetzt werden“, sagt eine Sprecherin des Innenministeriums.
Wie sollen die Tabletten in Baden-Württemberg verteilt werden?
Die Jodtabletten sollen im Katastrophenfall über die vier Regierungspräsidien in die Kommunen verteilt werden. Für die Verteilung haben die Südwest-Regierungspräsidien ein Konzept mit den Stadt- und Landkreisen erarbeitet.
Sollen Jodtabletten präventiv genommen werden?
„Apotheker raten von der selbständigen Einnahme, um sich vor einer vermeintlichen Belastung mit radioaktivem Jod zu schützen, dringend ab“ sagt Martin Schulz, Vorsitzender der Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker. „Eine Selbstmedikation birgt erhebliche gesundheitliche Risiken, hat aktuell aber keinerlei Nutzen.“
Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände erklärt, es sei wegen der Entfernung zur Ukraine nicht damit zu rechnen, dass Jodtabletten im Notfall eingenommen werden müssen.
Sind Jodtabletten auch in den Apotheken zu kaufen?
Ja. Es gibt zunächst verschieden dosierte Jodtabletten. Laut Frank Eickmann, Sprecher des Landesapothekerverbands, helfen bei Nuklearkatastrophen nur die hochdosierten Tabletten.
Da die eigenmächtige Einnahme des Medikaments sehr heikel sei, entscheide jede Apotheke individuell und nach einem Gespräch, ob sie die Tabletten an Kunden verkaufen. Allerdings würden wegen der Lage in der Ukraine immer mehr Kunden versuchen, Jodtabletten zu kaufen.