Die Rückkehr von Georg Gänswein in sein heimatliches Bistum nimmt konkrete Formen an. Der ehemalige Kurienerzbischof wird in ein Priesterseminar ziehen – ein riesiges katholisches Haus mit einigen leeren Wohnungen. Das berichten kirchliche Insider in Köln und Rom übereinstimmend. Überraschend daran: Im Collegium Borromäum (CB) in Freiburg wohnte er schon als unbekannter Student.

Die Räume des CB kennt der 66-jährige Rom-Heimkehrer bestens. Als er in Freiburg von 1976 bis 1979 Theologie studierte, beherbergte ihn das Priesterseminar. Damals waren die Räume des umfangreichen Komplexes in der Freiburger Innenstadt noch voll mit jungen Theologen belegt. Inzwischen stehen viele Zimmer dort leer. Die Leitung des Seminars geht deshalb dazu über, die Zimmer auch an Studenten zu vermieten, die nicht Theologie studieren.
Stattliche 150 Quadratmeter
Georg Gänswein wird aber keines der kleinen Zimmer beziehen, die den Studenten zugewiesen werden und die direkt unter dem Dach liegen. Er wird vielmehr die Dienstwohnung des Regens (Direktor) des Borromäum beziehen können. Da der Regens Christian Würtz nicht in der Freiburger Schoferstraße, sondern eine Ecke weiter in der Herrenstraße wohnt, steht seine Wohnung im CB leer.
Dort soll der prominente Erzbischof aus Rom einziehen dürfen. Seine Räume erstrecken sich auf einer Fläche von 150 Quadratmetern, sie sind also durchaus stattlich und größer als die entsprechenden Gemächer in Rom.
Die Lösung mit dem Borromäum kommt am Ende überraschend. Erst vor einer Woche wurde offiziell bekannt, dass Gänswein in seine Heimat zurückkommt – auf Weisung von Papst Franziskus. Die Begeisterung im Erzbistum hält sich bisher in Grenzen.
Die Nachricht, dass der ehemalige Privatsekretär des verstorbenen Papstes Benedikt XVI. in unmittelbarer Nähe des Münsters residieren wird, wurde im Freiburger Ordinariat indirekt bestätigt. Die Kommentare dazu waren von delikater Zurückhaltung geprägt.
Nachdem die Wohnungsfrage großzügig gelöst ist, stellt sich die nächste Frage: Was wird der Erzbischof genau tun? Die bisherige Linie des Ordinariats, dass ein Erzbischof genug sei, lässt sich kaum mehr halten. Nach dem 1. Juli wird es zwei Männer mit Mitra geben. Einen gewählten, Stephan Burger, und einen entsandten, nämlich Georg Gänswein.