David Bieber, Herbert Schabel und Felix Bender, Rust

Etwas liegt in der Luft an diesem sonnigen Sonntagmorgen. Ein leichter Brandgeruch, der bereits in der Ruster Ortsmitte wahrnehmbar ist. Durch einen Aufsteller vor den Kassenhäuschen werden die Besucher darüber informiert, dass ein Teil des Parks „aufgrund des Brandereignisses“ geschlossen sei. Sachverständige der Polizei treffen ein, die die Ursache für das Großfeuer herausfinden sollen, das am Samstag im skandinavischen und holländischen Themenbereich gelodert hatte.

Um 18.22 Uhr ging der Notruf ein. Eine Lagerhalle stand in Brand. Augenzeugen berichten von einem lauten Knall, dann war schon der Rauch zu sehen. Kilometerweit zu sehen, beißend und schwarz. Die Anwohner wurden gebeten, Türen und Fenster geschlossen zu halten. Mehr als 500 Helfer von Feuerwehr, THW und Polizei aus dem Südwesten waren im Einsatz, um den Brand zu bekämpfen und die Besucher in Sicherheit zu bringen. Es gelang, gegen 22 Uhr meldete die Polizei: Feuer unter Kontrolle und, keiner der 25 000 Besucher verletzt. Einige Feuerwehrmänner trugen Rauchgasvergiftungen davon, sollen das Krankenhaus aber bereits wieder verlassen haben.

Michael Mack hatte weniger gute Nachrichten: „Wir haben ,Piraten von Batavia’ und Norwegen komplett verloren!“, schrieb der Geschäftsführer auf Twitter. Es sei ein trauriger Tag für den Europa-Park, er könne seine Gefühle nicht in Worte fassen. Das Feuer hatte sich von der Lagerhalle in Windeseile ausgebreitet, Teile des skandinavischen und holländischen Themenbereichs in Schutt und Asche gelegt. So entschieden die Macks, dass der Park tags darauf öffnen wird. Es ist ein Sonntag in den Pfingstferien, gut 25 000 Besucher werden erwartet – klar, die Show muss weitergehen.

Pünktlich um 9 Uhr öffnete der Park am Sonntag seine Tore. Die Massen strömten, als ob nichts geschehen wäre, als hätte es den bisher schwärzesten Tag in der 43-jährigen Geschichte des Europa-Parks nicht gegeben. Bis zum Mittag sollen 15 000 Menschen die Drehkreuze am Eingangsbereich passiert haben.

Großbrand im Europapark Rust
Bild: Joost Derijck (dpa)

Der betroffene Parkbereich ist durch Sichtwände abgesperrt. Zwischen den Stoffplanen gibt es Lücken, durch die Gäste Handykameras auf den Brandort richten. Andere steigen sogar auf Sitzbänke, um eine bessere Sicht auf den Unglücksort zu haben. Um das Treiben der Gaffer zu beenden, ziehen Park-Mitarbeiter ein paar Meter vor den Sichtwänden noch zusätzliche Absperrbänder auf. Es sind insgesamt aber nicht viele Gäste, die einen Blick erhaschen möchten; die meisten Besucher wollen, so wirkt es, einfach nur einen unbeschwerten Tag verbringen.

Am Morgen danach sind die Brandbekämpfer noch mit einem Großaufgebot vor Ort. Mit einem Schlauch halten sie auf den Brandort, um mögliche Glutnester zu löschen. Die Feuerwehr hat gute Arbeit geleistet, das ist am Sonntag trotz der Absperrungen zu erkennen. Denn manches im skandinavischen Themenbereich ist unbeschädigt geblieben. Die Schiffsschaukel hebt und senkt sich, auch die norwegische Stabkirche scheint noch heil zu sein.

Schlechter sieht es im Herzstück des Themenbereichs aus, eine schmale Gasse mit bunten Häusern. Die Szenerie war einem Fischerdorf nachempfunden. Dort hat das Feuer offenbar den größten Schaden angerichtet. Aus der Ferne ist nur noch ein einzelnes Gebäude zu erkennen, von dem auch nur noch die Fassade steht. Von den anderen Häusern scheinen nur noch verkohlte Reste übrig zu sein.

Am Tag nach dem Großbrand im Europa-Park Rust sind verkohlte Wände in dem Park zu sehen
Am Tag nach dem Großbrand im Europa-Park Rust sind verkohlte Wände in dem Park zu sehen | Bild: Achim Keller (dpa)

Von rund 100 Attraktionen seien nur drei nicht nutzbar, hieß es aus dem Park. Unter anderem waren das Fjord Rafting und die Dschungel-Floßfahrt betroffen. Das alles dürfte recht bald funktionieren wie immer. Wie es mit den „Piraten von Batavia“, ein echter Park-Klassiker aus dem Jahr 1987, weitergeht, ist aktuell unklar. Die Bahn brannte komplett aus. Wird sie wieder aufgebaut oder weichen die Ruinen einem anderen Konzept? Eine Frage, die die Zukunft beantworten wird. Am Tag eins nach der Beinahe-Katastrophe ist das bei Weitem nicht das Dringlichste.

Anderes scheint wichtiger. Etwa, wie es zu solch einer verheerenden Feuersbrunst kommen konnte. Bis die Spezialisten der Kripo und des Landeskriminalamts die Ursache ausgemacht haben, werden wohl noch Tage oder gar Wochen ins Land gehen. Auch der Schaden ist noch nicht zu beziffern, dürfte aber in die Millionen gehen, so die vorläufige Einschätzung der Geschäftsführung des Europa-Parks.

 

 

Was Besucher wissen sollten

  • Wie es weitergeht: Wer für die Pfingstferien einen Besuch im Europa-Park geplant hat, muss nicht umdisponieren. „Auch in den kommenden Tagen wird der Europa-Park geöffnet sein“, sagte eine Sprecherin. Wie der Europa-Park mitteilte, bleiben die Themenbereiche Skandinavien und Holland jedoch geschlossen. Einen Preisnachlass wegen der gesperrten Attraktionen werde es nicht geben.
  • Vorerst geschlossen: Nach dem Brand sind die Fahrgeschäfte Koffiekopjes, „Piraten in Batavia“ und das Fjord-Rafting geschlossen. Im Gastronomiebereich sind das Restaurant Bamboe Baai, das Fjord-Restaurant, das Molencafé, das Friethuys und Fiskhuset Meermaid nicht in Betrieb. Das stark betroffene Fahrgeschäft „Piraten von Batavia“ liegt im niederländischen Teil des Parks, der an den skandinavischen Themenbereich angrenzt. Es handelt sich um einen „Wasser-Dark-Ride“, die Bahn ist rund 400 Meter lang. Erbaut wurde die Attraktion im Jahr 1987.
  • Der Europa-Park Rust zieht jährlich 5,6 Millionen Besucher an. Der 100 Hektar umfassende Park bei Freiburg, 1975 eröffnet, ist der größte und besucherstärkste Freizeitpark in Deutschland. Der Europa-Park ist nach Branchen-Angaben außerdem der größte private Hotelbetrieb Deutschlands.