Es war ein Bilderbuchtag für Sigmar Gabriel, als er in Friedrichshafen landete. Erst ein Kurzgespräch mit Touristen, die sich in kurzen Hosen im Dornier-Museum umsehen wollten und plötzlich einen bekannten Politiker vor sich hatten. Dann zog sich Gabriel zum Gespräch mit Museumsleiter David Dornier zurück, dem Enkel des genialen Flugzeugbauers Claude Dornier. Dann der Auftritt vor der Presse, den der verschlankte SPD-Politiker im dunkelblauen Anzug genoss. Er kam als Bote guter Nachrichten und präsentierte die Botschaft als Folge konsequenten Handelns: Die Landshut, Schauplatz einer dramatischen Entführung 1977, fliegt noch dieses Jahr zurück in die Bundesrepublik. Sie wird bald in Brasilien zerlegt, verpackt, über den Atlantik geflogen und am Bodensee wieder zusammengebaut.
Auch der Standort steht fest. Die in Brasilien stationierte Boeing 737 soll ins Dornier-Museum nach Friedrichshafen kommen. Dort würde sie einen besonderen Platz einnehmen und das Angebot durch eine Maschine erweitern, die bereits einen Platz in den Geschichtsbüchern gefunden hat. Gabriel nannte die Einrichtung der Dornier-Erben "ein fantastisches Museum", und: "Dornier ist ein großer Name, ein Teil der deutschen Industriegeschichte."
Damals, im Herbst 1977
Gabriel begründete sein Eintreten für die Landshut sehr persönlich: "Ich kann mich gut erinnern, wie wir diese Nachrichten im Herbst 1977 verfolgt haben," sagte er auf dem Gelände des Dornier-Museums. Die Entführung und spätere Erstürmung der Landshut sei ein "prägendes Ereignis unserer Biografien." Die Boeing gehöre zum kollektiven Gedächtnis der Deutschen. Deshalb sei es logisch, sie im eigenen Land zu haben und nicht auf einem Abstellplatz in Südamerika. Nur in einer Frage bleiben einige Irritationen: Wer bezahlt die Operation? In diesem Punkt musste auch der schwungvolle Sigmar Gabriel einräumen, dass es mehr offene Wünsche wie vorhandene Schecks gibt. "Wir bezahlen die Rückholung", sagte Gabriel vollmundig und meinte mit wir: Das Auswärtige Amt, das er seit Beginn des Jahres leitet.

Die anderen Kosten außer dem Rücktransport sind teilweise offen. Denn sobald die baufällige Maschine – zerlegt und in Kisten verpackt – deutschen Boden berührt, ist das Außenministerium nicht mehr zuständig.
Ein weiterer Geldgeber auf staatlicher Ebene ist bereits gefunden: Die Kulturabteilung im Bundeskanzleramt habe sich zu finanziellen Hilfen bereit erklärt, berichtet der Außenminister. Monika Grütters (CDU) ist zuständig für Gedenkstätten und Gedenkkultur. Dazu wird auch eine restaurierte Landshut zählen, sodass einer Unterstützung durch die Staatsministerin nichts im Wege steht.

Bei der Stadt Friedrichshafen hält sich die Landshut-Begeisterung in Grenzen. Gabriel zeigte sich verwundert über die Zurückhaltung der reichen Gemeinde – und machte ein ungewohntes Angebot: Er komme gerne nochmals hierher, um mit OB und Gemeinderat über das Flugzeug zu sprechen. In seiner engeren Umgebung löste die Zusage einiges Erstaunen aus; der Terminkalender des Außenministers und Wahlkämpfers sei proppenvoll, hieß es über das spontane Angebot des Ministers. Ein Treffen von Gabriel mit Stadträten sei terminlich nicht vorgesehen. Man darf ergänzen: Wer nach der Wahl am 24. September was sein wird, weiß niemand.
Museumschef David Dornier hofft, dass sich die Stadt noch bewegen wird. "Wir können das Flugzeug nicht im Regen stehen lassen," sagte er. Seine Begeisterung für die alte Landshut erklärt er so: "Das hat mit der Seele von Deutschland zu tun."
Die Landshut
Am 13. Oktober 1977 entführten vier palästinensische Terroristen das Lufthansa-Flugzeug Landshut auf dem Flug von Palma de Mallorca nach Frankfurt. Damit wollten sie deutsche Terroristen freipressen. Es folgte ein fünf Tage dauerndes Nervendrama für die 91 Geiseln an Bord der Landshut. Der Pilot wurde getötet. In Mogadischu (Somalia) konnte die GSG 9 die Geiselnahme beenden. Drei der vier Terroristen wurden erschossen. (sk)