Herr Steffen, ist Christian Sewing der richtige Mann, um die Deutsche Bank wieder aus der Krise zu führen?
Ja. Christian Sewing kommt aus der Deutschen Bank und hat fast seine gesamte Karriere dort verbracht. Außerdem liegt sein klarer Fokus auf Risikomanagement, Controlling sowie auf Privat- und Geschäftskunden. Zudem ist er deutscher Muttersprachler und gut in der deutschen Wirtschaft vernetzt. Von daher denke ich, dass er sehr gute Voraussetzungen mitbringt.
Was wird Christian Sewing anders machen als sein Vorgänger John Cryan?
Er wird vermutlich das Investmentbanking-Geschäft zurückfahren. Denn gerade in den USA hat die Deutsche Bank gegenüber Großbanken wie Goldman Sachs und Morgan Stanley schlechte Karten. Die Kernkompetenz der Deutschen Bank liegt in anderen Bereichen, zumal das Investmentbanking kapitalintensiv und risikobehaftet ist.
Welche Fehler hat John Cryan in der Rückschau gemacht?
Man kann schwer sagen, dass Herr Cryan Fehler gemacht hat. Es war immer klar, dass er nicht der langfristige Vorstandsvorsitzende ist. Seine Aufgabe war, Aufräumarbeiten zu leisten und Altlasten los zu werden. Scheinbar ist es Cryan nicht gelungen, seinen Sanierungskurs – auch gegen interne Widerstände – schnell genug umzusetzen.
Wie beurteilen Sie die Rolle von Aufsichtsratschef Paul Achleitner?
In den sechs Jahren unter Achleitner gab es schon drei verschiedene Vorstandsvorsitzende. Dementsprechend hat Achleitner mitzuverantworten, wie schlecht sich die Deutsche Bank entwickelt hat. Er muss jetzt im Tandem mit Christian Sewing die Deutsche Bank wieder profitabel machen.
Wo sehen Sie die Deutsche Bank in fünf bis zehn Jahren?
Im Moment haben es die Banken angesichts des Niedrigzinsumfelds schwer, das heißt auch ein stärkerer Fokus auf das Privat- und Firmenkundengeschäft, wenn es denn so kommt, bedeutet nicht, dass die Deutsche Bank wieder schnell profitabel wird. Aber ich traue es der Deutschen Bank zu beziehungsweise hoffe, dass sie mittelfristig wieder in der europäischen Top-Liga mitspielt.
Fragen: Thomas Domjahn