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In der ARD-Dokumentation "Geheimsache Doping – Wie Russland seine Sieger macht" schilderte im Dezember 2014 die Ex-Weltklasseläuferin Julia Stepanowa das systematische Doping in der Leichtathletik ihres Landes. Damit gab sie die Initialzündung für Ermittlungen der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) in Russland, die offenbarten, dass das ganze Sportsystem auf Betrügereien aufgebaut war.

Auf die Frage, ob die Ergebnisse der Untersuchung zur Leichtathletik nur die Spitze eines Eisbergs sein könnten, entgegnete WADA-Ermittler Pound bei der Präsentation seines schon schockierenden Reports: "Ich fürchte, Sie haben recht." Neben ihm saß Richard McLaren, der dabei den ersten Blick in den russischen Doping-Abgrund werfen konnte. Der Pound-Bericht veranlasste den Weltverband IAAF, Russlands nationalen Leichtathletik-Verband zu suspendieren und von den Olympischen Spielen 2016 in Rio auszuschließen. Die Sperre ist bis heute nicht aufgehoben worden.

Kronzeuge Witali Stepanow und seine Frau Julia sind erleichtert, dass ihre Aussagen zum systematischen Doping in Russlands Leichtathletik durch die Ermittlungen einer unabhängigen Kommission bestätigt wurden. "Es macht uns glücklich, dass die Wahrheit im Sport etwas wert ist. Wir bereuen nichts, was wir getan haben", heißt es in einer in der ARD-Sportschau veröffentlichten Stellungnahme der beiden.

Der ehemalige Doping-Kontrolleur Witali und die Läuferin Julia Stepanow hatten nach ihren Enthüllungen in der im Dezember 2014 ausgestrahlten ARD-Dokumentation "Geheimsache Doping – Wie Russland seine Sieger macht" ihr Heimatland sofort verlassen und kehrten nie wieder zurück.

Unterdessen hat der russische Sportminister Witali Mutko in einem Sportschau-Interview betont, dass Russland den Anti-Doping-Kampf in der Welt mit hohen Beträgen mitfinanziere. "Wir zahlen eine Millionen Dollar, um Mitglied er Welt-Anti-Doping-Agentur WADA zu sein, und zahlen 300 000 Dollar an die UNESCO für Maßnahmen gegen Doping", erklärte Mutko. "Wofür machen wir das? Damit von unserem Geld neue Kontrollmethoden entwickelt werden, verschiedene Programme eingeführt werden – oder dass Denunzianten inkognito für Geld andere abhören und verraten", sagte er mit Bezug auf die Kronzeugen Witali und Julia Stepanowa.

Ihr wurde bei den Olympischen Spielen in Rio 2016 der Start verwehrt. Ohne sie wäre der "größte Doping-Skandal aller Zeiten" (WADA) womöglich nie aufgeflogen. Ohne sie würde die Sportmacht Russland vielleicht noch immer ungestört ihre Massenmanipulation organisieren. Dass ausgerechnet die Kronzeugin Julia Stepanowa bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro nicht starten durfte, ein russisches Team unter gewissen Auflagen aber sehr wohl, hat in der Sportwelt nicht bloß für Empörung gesorgt. Diese Entscheidung des Internationalen Olympischen Komitees wurde selbst von Sportfunktionären als verheerendes Signal mit möglicherweise fatalen Folgen für den Anti-Doping-Kampf gewertet.

Enttäuscht ist auch der Kronzeuge Grigori Rodschenkow, ehemaliger Leiter des Moskauer Anti-Doping-Labors, und derzeit wichtigster Zeuge vor dem CAS. Er gab wie Stepanowa zahlreiche Hintergrundinformationen preis, weshalb er fernab seiner Familie in den Untergrund abtauchen musste. Vom IOC fühlt er sich laut seinem Anwalt Jim Waldon im Stich gelassen. Waldon ist der Überzeugung, dass das IOC zu schwach sei im Kampf gegen organisiertes Doping.