Vizemeister, Champions-League-Teilnehmer und dann auch noch acht Punkte in der Abschlusstabelle vor Borussia Dortmund: Schalke 04 hat eine bärenstarke Spielzeit hinter sich. Die Frage ist, welche Rolle die „Knappen“ in der neuen Saison spielen können, die für sie heute Abend mit dem DFB-Pokalspiel beim bayrischen Regionalligisten FC Schweinfurt 05 beginnt.
- Ist Schalke nur ein Scheinriese oder wirklich ein Gigant hinter den Bayern? Der Aufsichtsratsvorsitzende Clemens Tönnies sieht Schalke jedenfalls nicht als Bayern-Jäger. „Wenn sich jemand dazu berufen fühlt, soll er. Wir machen das nicht“, sagte der starke Mann auf Schalke jüngst einer Lokalzeitung.
- Wie groß ist Schalke denn nun wirklich? Riesengroß, zumindest in der Abwehr: Das Abwehrzentrum mit Naldo (1,98 Meter) und Salif Sané (1, 96 Meter, kam von Hannover 96), mit Torhüter Ralf Fährmann (1,96 Meter) dahinter ist an Größe kaum zu überbieten. Die beiden Feldspieler haben zudem ihre Torgefährlichkeit bei Standards unter Beweis gestellt und machen die Knappen noch unberechenbarer.
- Schalke galt einst als Sammelbecken von Individualisten, die den Familienfrieden mehr gestört, denn gestärkt haben. Und heute? Trainer Domenico Tedesco setzt auf genau diesen Familienfrieden und sagt: „Die Spieler sind wie Brüder.“ Soll heißen: Der Teamgeist steht über allem. Und Manager Christian Heidel bestätigte im Trainingslager: „Man kann sagen, dass die Integration unserer Zugänge schon jetzt abgeschlossen ist.“
- Was kann die Offensive? Publikumsliebling Guido Burgstaller wird sich auf starke interne Konkurrenz einstellen müssen: Mit Mark Uth (26 Jahre, 14 Tore, acht Vorlagen für 1899 Hoffenheim in der vergangenen Saison) kam ein laufstarker und schussgewaltiger Angreifer hinzu. Breel Embolo deutete zudem an, dass nach seiner schweren Verletzung wieder mit ihm zu rechnen sei. Und dann ist ja auch noch der vielversprechende Angreifer Steven Skrzybski, der vom Zweitligisten Union Berlin verpflichtet wurde. Tedesco geht das Gerede von den „Schalker Minimalisten“ ohnehin auf den Geist: „Wir würden auch lieber 20 Mal aufs Tor ballern. Aber uns ist es wichtig, clever und intelligent zu spielen.“
- Wer soll die neue Angriffsreihe bedienen? Das Schalker Mittelfeld ist trotz der Abgänge von Leon Goretzka (Bayern München) und Max Meyer (Crystal Palace) rein nominell stark besetzt: Die Neuzugänge Suat Serdar (Mainz 05) und Omar Mascarell (Eintracht Frankfurt) gelten schon jetzt als Top-Einkäufe und dürften vor allem Nabil Bentaleb (23) unter Druck setzen. Der Franko-Algerier, bislang ein Zauberfuß ohne rechte Durchschlagskraft, wird sich strecken müssen, zumal auch Benjamin Stambouli eine bärenstarke Saison gespielt hat, zudem in den Mannschaftsrat aufgestiegen ist und möglicherweise wieder von der Verteidigerposition ins defensive Mittelfeld rücken könnte.
- Das Berger Feld, auf dem die Arena beheimatet ist, wird umgebaut. Fast 100 Millionen Euro investiert Schalke in neue Infrastruktur. Welche Baustellen hat Trainer Tedesco im Team noch? Nachdem Thilo Kehrer am gestrigen Donnerstag für geschätzte 37 Millionen Euro Ablöse zu Trainer Thomas Tuchel und Paris Saint-Germain abgewandert ist, sieht Tedesco auf der linken Verteidigerposition unbedingten Handlungsbedarf. Denn Abdul Rahman Baba ist nach seiner Kreuzbandverletzung immer noch nicht in Form, Bastian Oczipka musste sich einer Leistenoperation unterziehen – und daran ändert dann auch die Tatsache nichts, dass Matija Nastasic wieder gesund ist. Achtung: Möglich ist auch, dass die Schalker einen Teil des Geldes in Sebastian Rudy vom FC Bayern München investieren. Der ist zwar kein gelerneter Verteidiger, aber vielleicht im Mittelfeld stärker als andere.
- Zugänge: Sané (Hannover 96, 7,0 Millionen Euro), Mascarell (Real Madrid/Eintracht Frankfurt, 10 Mio.), Serdar (FSV Mainz 05, 11 Mio.), Skrzybski (Union Berlin, 3,5 Mio.), Uth (1899 Hoffenheim, ablösefrei), Geis (war ausgeliehen an FC Sevilla)
- Abgänge: Kehrer (Paris Saint-Germain, 37 Mio.), Goretzka (Bayern München, ablösefrei), Meyer (Crystal Palace, ablösefrei), Coke (UD Levante, 1,5 Mio.), Höwedes (Lok Moskau, 5 Mio.)