Der ARD-Doping-Experte Hajo Seppelt ist ein unbequemer Journalist, der mit Akribie, Ehrgeiz und manchmal auch Besessenheit recherchiert. Sein Thema ist der Anti-Doping-Kampf im Sport, er und sein Team sorgten dafür, dass systematisches russisches Staatsdoping entlarvt wurde. Dafür wurde Seppelt im Reich Putins zur unerwünschten Person erklärt und bedroht.

Uneingeschränkte Rückkehr in den Weltsport ermöglicht

Doch jetzt ist ja, um es zynisch zu formulieren, Entspannung da. Mit dem Beschluss der Welt-Antidoping-Agentur Wada, die Suspendierung der russischen (Anti-)Doping-Agentur Rusada aufzuheben, wurde der Sportgroßmacht Russland die uneingeschränkte Rückkehr in den Weltsport ermöglicht, obwohl mehrere Bedingungen hierfür gar nicht erfüllt worden sind.

Seppelt hat genau das vorhergesagt und mit Thomas Bach ausgerechnet den Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees als treibende Kraft im Hintergrund ausgemacht. O-Ton Seppelt:„Im IOC plädieren immer mehr Funktionäre vier Jahre nach Offenlegung der Dopingvergehen dafür, dass Russland zurückkehrt, ohne die Bedingungen erfüllen zu müssen. Auch die Welt-Anti-Doping-Agentur ist infiltriert von diesen Leuten, und Thomas Bach ist der maßgebliche Strippenzieher.“

„Putin-Versteher“ Bach in der Kritik

So sieht es auch der deutsche Dopingexperte Fritz Sörgel. Auch für ihn ist der selbsternannte „Putin-Versteher“ Bach der Hauptverantwortliche für die katastrophale Entscheidung: „Thomas Bach hatte einen Masterplan, in dem vorgegeben war, wie man es in dieser Sache gut sein lässt.“ Thomas Kistner, Doping-Spezialist der „Süddeutschen Zeitung“, hat nur noch Sarkasmus parat: „Die Wada-Offensive pro Russland hat innere Logik, dort sitzen Leute aus dem Milieu an der Spitze. Wada-Chef Craig Reedie ist IOC-Mitglied, das sagt alles.“ US-Dopingjäger Travis Tygart, der Mann, der den Betrüger Lance Armstrong zu Fall brachte, spricht in diesem Zusammenhang vom „Fuchs IOC, der den Wada-Hühnerstall bewacht“.

Die Entscheidung ist ein vernichtender Schlag gegen alle sauberen Athleten. Eigentlich kann der Kampf gegen Doping eingestellt werden. Denn wer will sich noch von der Wada Leitlinien zur weltweiten Anti-Doping-Arbeit geben lassen?