Lorenzo Gavarini

Das Wort Insulin ist jedem bekannt. Mit einer großen Wahrscheinlichkeit ist eine Person in der näheren Umgebung darauf angewiesen, um ein gutes und gesundes Leben führen zu können. Immerhin sind über vier Millionen Erwachsene in Deutschland Diabetikerin oder Diabetiker, die meisten von ihnen an Typ-2-Diabetes erkrankt.

Aber was ist Insulin eigentlich? Was ist dieser Stoff, den sich so viele Menschen weltweit jeden Tag per Spritze verabreichen müssen, um keine schlimmen gesundheitlichen Folgen davon zutragen? Warum brauchen wir Menschen Insulin, was macht es in unserem Körper und wieso müssen manche Menschen es sich künstlich zuführen? Alle Antworten im Überblick.

Insulin: Was ist das für ein Stoff?

Wie das Öffentliche Gesundheitsportal Österreichs auf seiner Website erklärt, handelt es sich bei Insulin um ein Hormon, das in der Bauchspeicheldrüse hergestellt wird. Es wird dann ausgeschüttet, wenn der Blutzuckerspiegel einen bestimmten Wert erreicht hat. Das Insulin hilft dann, den Zucker in die Zellen zu transportieren, wo daraus Energie hergestellt werden kann. Besonders Leber-, Muskel- und Fettzellen können viel Zucker aufnehmen. 

Durch den Transport des Zuckers vom Blut in die Zellen, sinkt der Blutzuckerspiegel wieder. Dieser Prozess ist für den Stoffwechsel des Menschen überlebenswichtig, weshalb Insulin eine Schlüsselfunktion in der Gesundheit des Menschen erfüllt. Ist diese Funktion gestört, weil ein relativer oder absoluter Insulinmangel vorherrscht, spricht man von einem Diabetes mellitus.

Diabetes: Was bedeutet ein relativer oder absoluter Insulinmangel?

Gibt der Körper überhaupt kein oder nicht genug Insulin ab, leidet die betroffene Person an Diabetes. Denn dann können die Zellen keinen oder zu wenig Zucker aus dem Blut aufnehmen, der Blutzucker steigt und es wird schnell gefährlich für betroffene Personen. Man unterscheidet zwischen Typ-1- und Typ-2-Diabetes und einigen selteneren Formen.

Typ-1-Diabetes ist deutlich seltener als Typ 2, laut dem Bundesgesundheitsministerium (BMG) sind nur etwa fünf Prozent der Diabetes-Patientinnen und Patienten in Deutschland daran erkrankt. Wie die Apotheken Umschau erklärt, entsteht Typ-1-Diabetes dann, wenn aus bisher unerklärlichen Gründen das eigene Immunsystem die Insulin produzierenden Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse angreift. Das führt dazu, dass der Körper überhaupt kein Insulin produziert und es einen absoluten Mangel an dem Hormon gibt. Bei Typ-1-Diabetes ist zur Therapie daher eine künstliche Zuführung von Insulin überlebenswichtig und bisher auch ein Leben lang nötig, da diese Form von Diabetes aktuell nicht heilbar ist. Die Behandlung ist also darauf ausgelegt, regelmäßig den Blutzuckerspiegel zu messen und die passende Menge Insulin hinzuzuführen. 

Viele Diabetiker sind im Laufe oder gleich zu Beginn ihrer Erkrankung auf Insulin angewiesen und müssen das Hormon regelmäßig über einen sogenannten Pen spritzen.

Bei Typ-2-Diabetes, der deutlich häufigeren Form der Stoffwechselerkrankung, gibt es meistens keinen absoluten, sondern einen relativen Mangel an Insulin im Körper. Das kommt daher, dass die insulinproduzierenden Zellen durch jahrelange Überproduktion von Insulin „erschöpft“ sind und nicht mehr genug Insulin liefern können. Dazu kommt häufig eine „Insulinresistenz“ der Körperzellen, die das Hormon nicht mehr zur besseren Aufnahme von Zucker verwenden können.

Das führt dazu, dass der Blutzuckerspiegel steigt und gefährliche Werte erreicht. Da aber bei Typ-2-Diabetes kein absoluter Mangel, sondern ein relativer herrscht, ist hier auch häufig eine Umstellung des Lebensstils ausreichend, um eine normale Produktion und Aufnahme des Insulins zu gewährleisten. Das bedeutet in den meisten Fällen eine zuckerärmere, ausgewogenere Ernährung sowie mehr Bewegung. In ernsten Fällen oder zur Erleichterung des veränderten Lebensstils, kann zusätzlich Insulin verabreicht werden.

Diabetes: Gibt es Alternativen zur Insulin-Behandlung?

Seit einigen Jahren gibt es außerdem im Volksmund genannte „Abnehmspritzen“, wie die Medikamente Trulicity und Ozempic, die eigentlich als Behandlung für Typ-2-Diabetiker gedacht sind, häufig aber zum Abnehmen von Nicht-Diabetikern zweckentfremdet wurden. Ozempic des Herstellers Novo Nordisk wurde der Gelben Liste zufolge zum Beispiel im November 2018 in Deutschland zur Diabetes-Behandlung zugelassen. Die Wirkstoffe in den Spritzen helfen, den Blutzuckerspiegel zu senken und vermitteln gleichzeitig ein Sättigungsgefühl, damit die Patienten schneller abnehmen. Die Spritzen haben allerdings auch viele Nebenwirkungen, einige Experten sprechen sogar von einem erhöhten Krebsrisiko.

Für Patienten mit Typ-1-Diabetes sind diese Spritzen allerdings keine Lösung, da sie – anders als Typ-2-Diabetiker – einen absoluten und nicht nur einen relativen Insulinmangel haben. Sie müssen sich also Insulin künstlich zuführen, um zu überleben. Eine simple Änderung des Lebensstils bringt ihnen nichts.