Die israelische Armee beschoss im Gazastreifen unter anderem ein Hochhaus, in dem der katarische Fernsehsender Al-Jazeera und die US-Nachrichtenagentur Associated Press (AP) ihre Büros haben. Das Gebäude sei von mehreren Raketen getroffen und zerstört worden, berichteten Journalisten der Nachrichtenagentur AFP. Nach Angaben eines AP-Journalisten wurde der Eigentümer des Hochhauses von der israelischen Armee vor dem bevorstehenden Angriff „gewarnt“.

Die Explosion am Jala Tower fordert den Tod von zehn Familienmitgliedern.
Die Explosion am Jala Tower fordert den Tod von zehn Familienmitgliedern. | Bild: MAHMUD HAMS

Zehn Familienmitglieder getötet

In der Nacht zuvor hatte die israelische Armeen nach eigenen Angaben ein „Einsatzbüro“ der Hamas nahe dem Zentrum von Gaza getroffen. Auch unterirdische Abschussanlagen wurden demnach bombardiert. Bei einem Angriff im Westen des Gazastreifens wurden nach Angaben von Ärzten zehn Familienmitglieder getötet: Acht Kinder und zwei Frauen starben demnach, als ein dreistöckiges Gebäude im Flüchtlingslager Al-Schati einstürzte.

„Sie haben keine Waffen getragen, sie haben keine Raketen abgefeuert“
Mohammed Al Hadidi beklagt den Tod seiner vier Kinder, die unter den Opfern waren.

Aus dem Palästinensergebiet wurden derweil die Raketenangriffe auf Israel fortgesetzt. Bei Raketenbeschuss am Samstagmittag wurde in Ramat Gan, einem Vorort von Tel Aviv, nach Polizeiangaben ein 50-jähriger Israeli getötet. In der Nacht zuvor seien rund 300 Raketen auf den Süden Israels abgefeuert worden, teilte das israelische Militär mit.

Die Gewalteskalation hält an

Trotz internationaler Vermittlungsversuche hält die schwerste Gewalteskalation seit Jahren in Nahost an. Seit Montag wurden bereits mehr als 2300 Raketen aus dem Gazastreifen auf Israel abgefeuert. Nach Behördenangaben starben zehn Menschen in Israel, mehr als 560 Menschen erlitten Verletzungen.

Die israelische Armee griff ihrerseits fast 800 Ziele im Gazastreifen an. 139 Menschen im Gazastreifen wurden nach Hamas-Angaben getötet, darunter 39 Kinder. Etwa 950 weitere Menschen wurden verletzt.

Ägypten nimmt schwerverletzte Palästinenser auf

Ägypten öffnete am Samstag vorübergehend seine Grenze zum Gazastreifen, um schwer verletzte Palästinenser zur Behandlung aufzunehmen. Rund 10.000 Palästinenser sind nach UN-Angaben aus Angst vor einer Bodenoffensive aus ihren Häusern im Gazastreifen nahe der israelischen Grenze geflohen.

Mitglieder der israelischen Sicherheitskräfte am Einschusspunkt einer Luftrakete am Gaza Streifen nahe des israelischen Ben Gurion ...
Mitglieder der israelischen Sicherheitskräfte am Einschusspunkt einer Luftrakete am Gaza Streifen nahe des israelischen Ben Gurion Flughafens am 15. Mai 2021. | Bild: GIL COHEN-MAGEN

Am Freitag hatte der Konflikt auch auf das Westjordanland übergegriffen

Dort starben bei schweren Zusammenstößen zwischen Palästinensern und israelischen Sicherheitskräften elf Menschen.

Nach Angaben der israelischen Armee wurden zudem aus dem Libanon und Syrien Raketen in Richtung Israel abgefeuert. Die israelische Armee teilte am Samstag mit, sie habe an der Grenze zum Libanon auf mehrere Männer geschossen, die versucht hätten, „in israelisches Gebiet einzudringen“.

Ein Endes des Konflikts ist nicht in Sicht

„Sie bezahlen und werden weiter teuer dafür bezahlen. Es ist noch nicht vorbei“, hatte Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu mit Blick auf die Hamas am Freitag gesagt.

Benjamin Netanjahu, Ministerpräsident von Israel, während eines Treffens mit der israelischen Grenzpolizei. Netanjahu hat die Bürger des ...
Benjamin Netanjahu, Ministerpräsident von Israel, während eines Treffens mit der israelischen Grenzpolizei. Netanjahu hat die Bürger des Landes erneut auf einen längeren Einsatz im Gazastreifen eingestimmt. | Bild: YUVAL CHEN

Der Nahost-Gesandte der US-Regierung, Hady Amr, wird sich voraussichtlich am Sonntag zu Gesprächen mit israelischen Regierungsvertretern und im Anschluss mit palästinensischen Verantwortlichen treffen. Amr werde bei beiden Seiten für „nachhaltige Ruhe“ werben, sagte eine Sprecherin des US-Außenministerium. Am Sonntag soll zudem der UN-Sicherheitsrat erneut über den Konflikt beraten.

(AFP)