dpa
Ein Jahr nach den massiven sexuellen Übergriffen in der Silvesternacht hat Köln unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen ins neue Jahr gefeiert. „Die umfangreiche Vorbereitung war richtig und notwendig“, sagte Polizeipräsident Jürgen Mathies am frühen Sonntagmorgen. Allein in der Kölner Innenstadt waren rund 1500 Beamte eingesetzt, die vermehrt Personalien kontrollierten. Eine erste Zwischenbilanz von Polizei und Stadt in der Nacht fiel verhalten positiv aus.

Am Hauptbahnhof setzten Polizisten mehrere hundert verdächtige Männer fest, vornehmlich nordafrikanischer Herkunft. Weitere 300 Personen wurden am Deutzer Bahnhof aus einem Zug geholt und überprüft. „Sie werden von uns befragt, und wir werden ihre Identität feststellen. Es wird keiner zu früh gehen“, sagte Mathies. Er habe kurzfristig zwei zusätzliche Hundertschaften zur Verstärkung angefordert. In der Silvesternacht vor einem Jahr hatte es in Köln massenhaft sexuelle Übergriffe auf Frauen gegeben. Zeugen beschrieben die Täter als nordafrikanisch oder arabisch aussehend. Viele der Beschuldigten waren Flüchtlinge.

Polizei berichtet am frühen Morgen von zwei gemeldeten Sexualstraftaten 

Am frühen Neujahrsmorgen 2017 berichtete die Polizei von zwei gemeldeten Sexualstraftaten, bei denen Frauen angefasst und begrapscht worden seien. Ein Verdächtiger sei festgenommen worden, in dem anderen Fall seien die drei Täter noch flüchtig. Nach den Geschehnissen vor einem Jahr hatten Stadt und Polizei bei der Sicherheit stark aufgerüstet.
Die Domplatte war mit Absperrgittern gesichert, es gab Einlasskontrollen, weil dort Feuerwerk verboten war.

Neu installierte hochauflösende Videokameras übertrugen Bilder vom Vorplatz des Hauptbahnhofs live ins Polizeipräsidium. Zudem gab es mehrere Straßensperren. Nach dem Anschlag auf dem Berliner Weihnachtsmarkt wurden unter anderem Betonklötze aufgestellt, um zu verhindern dass Lastwagen in Menschenmengen fahren können.

Auf der Kölner Domplatte inszenierte der Berliner Lichtkünstler Philipp Geist eine Multimedia-Show, die sich nach Angaben eines Stadt-Sprechers bis zu 50 000 Menschen ansahen. Dabei wurden Wörter auf den Boden und an Häuser projiziert, die die Kölner in den Tagen zuvor vorgeschlagen hatten - etwa „Anstand“ und „Erinnerung“. Der Boden unter den Füßen driftete langsam weg, so die Illusion. Aus Lautsprechern tönten sphärische Klänge.

Kardinal Woelki: Köln steht für Mitmenschlichkeit und Geschwisterlichkeit 


Kardinal Rainer Maria Woelki äußerte sich zuversichtlich, dass von Köln in dieser Silvesternacht eine friedliche Botschaft ausgehen werde. Die Wörter der Lichtinstallation zeigten: „Köln ist eine Stadt, die für Mitmenschlichkeit und Geschwisterlichkeit steht.“

Zuvor hatte Woelki in seiner Jahresabschluss-Predigt im Dom die vergangene Silvesternacht als „Katastrophe“ bezeichnet. Zeitgleich zum Silvester-Gottesdienst seien damals Hunderte Frauen einer Bedrohung ausgesetzt gewesen, „die so und in dem Ausmaß bislang nicht vorstellbar war“.


 Silvester verläuft laut vorläufiger Bilanz ohne große Zwischenfälle


Ein Jahr nach den Übergriffen von Köln ist die Silvesternacht in Nordrhein-Westfalen laut einer vorläufigen Bilanz ohne größere Zwischenfälle verlaufen. Allerdings hatten die Polizeibeamten beim Jahreswechsel rund 3.800 Einsätze zu bewältigen, wie das Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste NRW in Duisburg am Sonntag mitteilte. Gegenüber dem Vorjahr nahm die Zahl damit um etwa 400 zu.

Die Polizei in Köln nahm laut Bericht mehr als 40 Personen in Gewahrsam - unter anderem, weil sie Platzverweise nicht befolgten, sie sich illegal in Deutschland aufhielten oder ein Haftbefehl gegen sie vorlag. Bis zwei Uhr registrierte die Kölner Polizei vier Sexualdelikte.