Guy Simon und dpa

Der heimliche Sieger des britischen Wahlkreises Maidenhead, in dem auch Theresa May angetreten ist, heißt Elmo Bobby Smith. Der 34 Jahre alte Vater ist schon zum dritten Mal in einem Elmo-Kostüm für seine „Gebt mir Elmo zurück“-Partei angetreten. Den drei Wählern, die für ihn gestimmt haben, kann er persönlich die Hand schütteln. Trotzdem feiert er seinen kleinen Erfolg und macht sich weiter für die Rechte von Vätern stark.

Aber Elmo war in Maidenhead nicht der einzige skurrile Kandidat. Lord Buckethead, „der intergalaktische Weltraum-Fürst“, bekam immerhin 249 Stimmen. Der Unbekannte konnte damit einen neuen Rekord feiern. 1987 trat ein Kandidat mit dem gleichen Namen gegen Margaret Thatcher an und holte 131 Stimmen.

„Mr. Fish Finger“, der Fischstäbchen-Mann, hat in seinem Wahlkreis Westmoreland und Lonsdale 309 Stimmen geholt. Der Kandidat sieht sich als Alternative zum Chef der Liberaldemokraten, Tim Farron.

Skurrile Kandidaten und Spaßparteien gibt es in vielen Ländern, in denen demokratische Wahlen abgehalten werden. Wir haben uns einige davon genauer angeschaut.
 
 

Lord Buckethead

  Besonders auffällig bei den britischen Wahlen wirkte Lord Buckethead. Er ist allerdings kein Unbekannter: Die Figur mit dem schwarzen Schornstein-Helm und dem Raumanzug trat schon bei der Wahl 1987 gegen Margaret Thatcher an. Zu Lord Bucketheads Wahlprogramm gehörte etwa die Forderung, die englische Stadt Birmingham abzureissen und stattdessen einen Weltraumhafen bauen zu lassen.

Bei dem kostümierten Kandidaten handelt es sich um einen satirischen Charakter, der seitdem bei mehreren Wahlen antrat. Name und Kostüm von Lord Buckethead sind aus der britischen Filmkomödie "Hyperspace" von 1984 entlehnt. 2017 konnte er mit 249 Stimmen sein bisher bestes Ergebnis erzielen.
 
Ob es sich jeweils um den selben Darsteller handelt, ist allerdings nicht klar. Bei der vergangenen Wahl wurde Jonathan Harvey als sein offizieller Name angegeben, die Jahre zuvor gab es dazu keine Informationen. Nach der Wahl wurde Lord Buckethead in die amerikanische Latenight-Show "Last Week Tonight" eingeladen. Moderator John Oliver schlug dort vor, den Satiriker anstatt Premierministerin May zu den Brexit-Verhandlungen zu schicken. 

Official Monster Raving Loony Party

Der Gründer der Monster Raving Loony Party, der ehemalige Rocksänger Screaming Lord Sutch posiert vor dem Londoner Wahrzeichen Big Ben.
Der Gründer der Monster Raving Loony Party, der ehemalige Rocksänger Screaming Lord Sutch posiert vor dem Londoner Wahrzeichen Big Ben. | Bild: dpa

Die Partei, deren Name ins Deutsche übersetzt etwa bedeutet: "Offizielle Partei der rasenden verrückten Ungeheuer", nimmt schon seit 1983 an den Unterhauswahlen in Großbritannien teil. Gegründet wurde die Spaßpartei vom ehemaligen Rocksänger Screaming Lord Sutch. Seit dessen Tod 1999 ist Alan "Howlin' Laud" Hope Parteivorsitzender. Die Parteiführung teilte er sich bis 2002 mit seiner Katze Cat Mandu, die überfahren wurde. Daraufhin forderte die Partei, Zebrastreifen für Katzen einzurichten.

Auf kommunaler Ebene gelangen der Official Raving Monster Loony Partei sogar einige Erfolge und sie bildete teilweise eine ernstzunehmende Opposition zu den dort seit Jahrzehnten dominierenden Parteien. Einige Anregungen der Monster Loonies schafften es gar, als Gesetz verabschiedet zu werden. So setzten sie sich dafür ein, dass britische Pubs den ganzen Tag geöffnet haben dürfen, was schließlich 1995 auch gesetzlich so festgelegt wurde.

Mit ihrem Wahlprogramm greift die Partei in satirischer Weise reale Themen auf.
So fordern sie etwa, den Eurotunnel auf britischer Seite zuzuschütten, eine 99-Pence-Münze einzuführen, um das lästige Wechselgeld-Problem zu lösen, und Verkehrspolizisten, die zu dumm für ihre eigentlichen Aufgaben sind, zu Geistlichen umzuschulen.  
 

Deutsche Biertrinker Union

  Kurz vor den Volkskammerwahlen in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) wurde 1990 in Rostock die Deutsche Biertrinker Union (DBU) gegründet. Sie trat dort zur Wahl an und erhielt in ihrem Bezirk 2534 Stimmen, was in Rostock einen Anteil von 0,4 Prozent ausmachte.

Nach der Wiedervereinigung trat die Partei in allen fünf neuen Bundesländern an. Der DBU gelang es sogar, auf kommunaler Ebene Mandate in Rostock und im Kreistag Parchim zu bekommen.

Die Themen der DBU hatten, logischerweise, auch alle mit Bier zu tun. So ging es den Mitgliedern etwa darum, das deutsche Reinheitsgebot beim Brauen des Bieres zu schützen. Zur ersten gesamtdeutschen Bundestagswahl wurde die Partei nicht zugelassen und verlor im Anschluss an Bedeutung.

Anarchistische Pogo-Partei Deutschland

Karl Nagel war bei der Bundestagswahl 1998 Kanzlerkandidat für die Anarchistische Pogo-Partei Deutschlands (APPD).
Karl Nagel war bei der Bundestagswahl 1998 Kanzlerkandidat für die Anarchistische Pogo-Partei Deutschlands (APPD). | Bild: Kay_Nietfeld (dpa)
Die Anarchistische Pogo-Partei Deutschlands (APPD) wurde 1981 in Hannover gegründet und nahm 1998 das erste Mal an einer Bundestagswahl teil. Zu den Wahlkampfslogans der Partei zählen unter anderem: "Ultimative und totale Rückverdummung der Menschheit" und "Nie wieder Arbeit." Die APPD will in Deutschland die Schulpflicht abschaffen und alle Drogen legalisieren. Ärger hatte die APPD allerdings mit einem Wahlwerbespot 2005, dessen Ausstrahlung zuerst verhindert wurde. In der Begründung des Westdeutschen Rundfunks (WDR) hieß es, durch den Werbespot werde „die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen und ihre Erziehung zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit schwer gefährdet.“ Der damalige Innenminister Otto Schily bezeichnete den Spot als "eine Schande für Deutschland." In dem Film schaut der damalige APPD-Kanzlerkandidat, Wolfgang Wendland, in die Kamera und sagt: "Maden der Welt, schaut auf dieses Land!" - dann fallen Menschen und ein Hund übereinander her, nehmen Drogen und essen Tierfutter aus Dosen.

Bis auf einige Auftritte bei
Kommunalwahlen ist die APPD kaum in der Öffentlichkeit wahrzunehmen. Nach einer Spaltung 2005 tritt die aus der APPD hervorgegangene Pogo-Partei (POP) von Karl Nagel gemeinsam mit der satirischen Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative (Die PARTEI) an. 

Vermin Supreme

Der Performance-Künstler Vermin Supreme tanzt 2012 vor dem amerikanischen Saint Anselm College, wo die Präsidentschaftsdebatte der ...
Der Performance-Künstler Vermin Supreme tanzt 2012 vor dem amerikanischen Saint Anselm College, wo die Präsidentschaftsdebatte der Republikaner stattfand. Supreme stellte sich damals selbst zur Wahl. | Bild: dpa

Vermin Supreme ist ein amerikanischer Performance-Künstler, über den nur vage Informationen bekannt sind. Er gibt kaum Auskunft über sich und wenn, dann macht er widersprüchliche Angaben. Was jedoch feststeht: Er wollte sich 2004 und 2008 zum amerikanischen Präsidenten wählen lassen und trat dazu bei den Vorwahlen der Republikaner an. 2012 erreichte er bei den Vorwahlen der Demokraten mit 833 Stimmen und 1,4 Prozent Anteil, den dritten Platz in New Hampshire.

Markenzeichen von Vermin Supreme sind sein langer Bart und ein Gummistiefel, den er als Kofbedeckung trägt. Politisch vertritt er anarchistische Ansichten und ist der Meinung, es brauche eigentlich keine Regierung, das Volk könne sich selbst viel besser um sich selbst und andere kümmen. Wenn sich alle gegenseitig helfen würden, gebe es auch keine Probleme. 

Bei der Wahl 2012 versprach Vermin, sich der Erforschung von Zeitreisen zu widmen. Er versprach außerdem jedem Amerikaner ein Pony, um der Bevölkerung zu ermöglichen, sich aus der Abhängigkeit fossiler Treibstoffe zu befreien. Wirklich ernst gemeint ist davon jedoch nichts. Supreme will provozieren. So taucht er bei Wahlkampfveranstaltungen anderer Politiker auf, um sie zu verspotten. Er überschüttete beispielsweise den christlich-konservativen Abtreibungsgegner Randall Terry mit Glitzer und sagte dazu: "Jesus hat mir befohlen, Randall Terry schwul zu machen." So sah das aus: