Burschikos, konfliktstark und manchmal ruppig – das ist Kriminalhauptkommissarin Lena Odenthal. So kennen und lieben Millionen Zuschauer die Ludwigshafener „Tatort“-Ermittlerin mit der Vorliebe für Lederjacken und schwierige Mordfälle. Ganz anders wirkt dagegen die Frau, die Lena Odenthal seit nunmehr dreißig Jahren ein Gesicht gibt: Ulrike Folkerts.
Lässig lehnt die Schauspielerin im Türrahmen, als sie am Rande der Dreharbeiten zu ihrem neuesten Fall nach Drehschluss noch einmal in ihrem Büro vorbeischaut. Dieselben kinnlangen Locken, dieselben braunen Augen, dieselbe tiefe, sympathische Stimme – und doch ist etwas anders. Ulrike Folkerts trägt eben keine dunkle Lederjacke, sondern helle Jeans und ein sommerliches Batik-Shirt. Um ihren Hals hängt eine auffällige Kette mit Kreuzanhänger und sie spielt mit der Sonnenbrille in ihren Händen. Die 58-Jährige wirkt entspannt, fast jugendlich. Von der gestressten Kommissarin scheint jetzt, nach Drehschluss, nichts mehr übrig zu sein. „Ich bin ja auch Ulrike und nicht Lena“, sagt die Schauspielerin und lacht. Das könne sie ganz gut trennen, denn sie habe weniger mit ihrer Rolle gemeinsam, als die Zuschauer wahrscheinlich vermuten.

Ein ganz neuer Frauentyp
Ulrike Folkerts ist ein echtes „Tatort“-Urgestein. Seit 1989 jagt sie als Lena Odenthal Mörder in der pfälzischen Stadt und mimt somit die dienstälteste Kommissarin der Kult-Krimireihe. „Diese Rolle ist das Beste, was mir passieren konnte“, sagt Folkerts heute. Dabei war es damals alles andere als selbstverständlich, dass es so eine Frauenrolle überhaupt zur Hauptsendezeit auf den Bildschirm geschafft hat. „Mit Lena Odenthal ist plötzlich ein neuer Frauentypus auf der Bildfläche erschienen“, erklärt Ulrike Folkerts. „Eine burschikose Ermittlerin, die mit dem Auto durch die Gegend rast, mit Pistolen schießt und auch noch einparken kann, war in den frühen Neunzigern für viele noch ziemlich seltsam.“

Und auch außerhalb ihres Büros war Lena Odenthal immer eine besondere Figur. Die Polizistin zog sich als einsame Wölfin oft zurück und machte viele Dinge am liebsten mit sich allein aus. Sie hatte eine Reihe aufregender, aber fataler Männerbekanntschaften, zwei kurze Flirts mit Frauen waren ebenfalls dabei. Doch am Ende blieben Odenthal immer nur ihr Kollege und Mitbewohner Mario Kopper und ihr Kater Mikesch. Auch darin unterscheidet sich Ulrike Folkerts von ihrer Rolle. Sie sei ein geselliger Typ und habe gern Menschen um sich herum, erzählt die Schauspielerin. Und mit ihrer Partnerin Katharina Schnitzler, mit der sie zusammen in Berlin lebt, hat sie bereits vor 16 Jahren ihr Glück gefunden.
Odenthal ermittelt weiter
Auch nach dreißig Jahren „Tatort“ denkt Ulrike Folkerts noch nicht ans Aufhören. „Es wird nie langweilig, weil sich die Rolle mit der Zeit weiterentwickelt und ich mit vielen spannenden Menschen zusammenarbeiten darf“, sagt sie. Die nächsten drei Ludwigshafener Krimis seien schon fertig und der neueste „Tatort“, der voraussichtlich im kommenden Jahr zu sehen sein wird, werde gerade gedreht.

Angesprochen auf ihre persönlichen „Tatort“-Höhepunkte macht sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht breit. „Da gab es so viele, dass ich sie gar nicht aufzählen kann.“ Gemeinsam mit ihren Kollegen habe sie viel gelacht, viel geweint und viele Herausforderungen gemeistert. Während sie darüber nachdenkt, wird ihr Lächeln noch ein wenig breiter.
Erinnerung an vergangene Gefühle
Für Ulrike Folkerts‚ Jubiläumsfall „Die Pfalz von oben“, der im November in der ARD ausgestrahlt wird, hat sich der SWR etwas ganz Besonderes ausgedacht: Ein junger aufmerksamer Polizist wird bei einer nächtlichen Kontrolle auf einer Landstraße rücksichtslos von einem Lastwagen überfahren und stirbt. Er ist einer der Mitarbeiter von Stefan Tries, dem Leiter des Polizeireviers in Zarten. Für Lena Odenthal ist Tries kein Unbekannter: Vor fast 30 Jahren stand er ihr bei, als sie in Zarten einen Mordfall aufzuklären hatte. Alte Gefühle werden geweckt, das gelebte und das ersehnte Leben von einst, die vergebenen Träume werden nebeneinandergestellt. Gespielt wird Stefan Tries, wie schon vor dreißig Jahren, von Schauspieler Ben Becker. „Es war toll, diesen Bogen zu schlagen und gemeinsam mit Ben an die Geschichte von damals anzuknüpfen“, sagt Ulrike Folkerts. „Es hat irre Spaß gemacht.“

Plötzlich steht die Schauspielerin auf, streicht ihr T-Shirt glatt und rückt ihre Kette gerade. „So, jetzt gehe ich aber mal nach Hause, ich habe schließlich Feierabend“, sagt sie freundlich, aber bestimmt. Ulrike Folkerts weiß, was sie will – vielleicht steckt ja inzwischen doch ein kleines bisschen Lena Odenthal in ihr.
Verlosung
Vor 30 Jahren wurde der erste „Tatort“ mit Kommissarin Lena Odenthal ausgestrahlt. Anlässlich dieses Jubiläums machen der SÜDKURIER und der SWR es nun möglich, hinter die Kulissen der „Tatort“-Produktion zu schauen.
Der Preis: Unter dem Motto „So geht Tatort! – Ein Blick in die Kommissariate von Lena Odenthal und Co.“ haben 5 SÜDKURIER–Leser mit jeweils einer Begleitperson die Chance, am 26. September bei diesem besonderen Erlebnis in Baden-Baden dabei zu sein. Wie sehen die Büros der Kommissare aus? Wo werden die Täter verhört? Wie viel Blut fließt bei der Obduktion der Leichen? Bei der Führung durch das „Tatort“-Haus auf dem Gelände der Eventakademie EurAka (Breisgau Straße 19) werden diese und weitere Fragen beantwortet.
Jürgen Weissenrieder, der Tatort-Produktionsleiter, nimmt die Gewinner ab 16.30 Uhr mit auf eine spannende Reise und hat alles parat – von den Tricks der Filmemacher über Anekdoten von den Dreharbeiten bis hin zu Daten und Fakten aus drei Jahrzehnten Tatortproduktion. Auch die SWR Landesschau wird vor Ort sein und über die Führung berichten.
So können Sie gewinnen: Wer dabei sein möchte, sollte in der Zeit von Freitag, 26. Juli, bis Sonntag, 11. August, 12 Uhr, unter der Telefonnummer 01379/370 500 66 (50 Cent/Anruf aus dem Festnetz der DTAG, Mobilfunkpreise abweichend) anrufen und das Stichwort „Tatort“, seine Telefonnummer und E-Mail angeben. Die Gewinner werden benachrichtigt.