Washington – Intrigen, Affären und ruchlose Gier nach Macht, Geld und Öl: Vor 25 Jahren, am 3. Mai 1991, lief im US-Sender CBS die vorerst letzte Folge der Fernsehserie „Dallas“ (1978-1991). Die Seifenoper über die Ewing-Familie auf der Southfork Ranch unweit des texanischen Dallas war ein TV-Hit. Anfang der 80er-Jahre war „Dallas“ die meistgesehene Sendung im US-Fernsehen. Auch für die deutschen Zuschauer öffnete sich ab 1981 mit „Dallas“ eine neue Serien-Welt.
Man musste aufpassen, um den Handlungssträngen zu folgen: Wer will J.R. Ewing (Larry Hagman) und seinem Unternehmen „Ewing Öl“ gerade die Geschäfte vermiesen, welche hinterhältigen Pläne schmiedet J.R. selber, wer geht mit wem fremd, kommt J.R. mit seinem Bruder Bobby (Patrick Duffy) und mit seiner Ehefrau Sue Ellen (Linda Gray) zurecht? Das Drama wollte nicht aufhören. Das musste es auch nicht: Die Serie durchbrach die gängige Erzählweise, wonach jede Episode in sich selber geschlossen war, wie Medienwissenschaftler Robert Thompson, Professor an der Syracuse Universität in New York, erklärt. „Dallas“ ließ das Ende offen, vertraute darauf, dass die Zuschauer wieder einschalten würden.
Das Fernsehpublikum sorgte sich um J.R. Ewing. „Who Shot J.R.“, wer hat J.R. erschossen, das war die Frage in den USA zwischen dem 21. März und 21. November 1980. Die Episode im März endete mit Schüssen auf J.R., der Täter oder die Täterin war nicht zu sehen. Und viele Charaktere in „Dallas“ hatten Gründe, J.R. ins Jenseits zu schicken.
Rund drei Viertel der US-Fernsehzuschauer und weltweit 350 Millionen Menschen saßen angeblich vor dem Bildschirm, als am 21. November die nächste Folge kam, verzögert durch einen Streik der Schauspielergewerkschaft. Geschossen hatte Kristin Shepard (Mary Crosby), die Schwester von Sue Ellen Ewing, angeblich schwanger von J.R. – der überlebte.
In Juni 1981 waren die Ewings auch nach Deutschland gekommen, und zwar ins Erste Programm. Die ARD-Chronik vermerkte: „Dallas“ komme auch in der Bundesrepublik bei den Zuschauern gut an, „wird allerdings in der Fach- und Publikumspresse zum Teil negativ beurteilt“. Die „Familienserie“ weiche ab vom Üblichen, da einer ihrer Helden, der „Tunichtgut J. R. Ewing“, eher zur Distanzierung als zur Identifikation anrege.
In der ARD lief die letzte CBS-Folge im September 1991. Das Ende gab Rätsel auf: Was war das für ein Dialog, den J.R. bei einer imaginären Zeitreise führte? Sprach er mit dem Teufel? Und dann ein Schuss: Suizid? Doch ganz das Ende sollte es noch nicht sein. Nachdem CBS die Serie 1991 eingestellt, wurde sie 2012 vom Kabelsender TNT wiederbelebt. Mit dabei waren Gray, Duffy und Hagman bis zu seinem Tod im November 2012. Drei Staffeln wurden produziert, bis 2014 endgültig Schluss war.