Herr Brink, vor 51 Jahren hatten Sie ihren ersten TV-Auftritt: Sie sangen in der ZDF-Hitparade den Song „Bombenfest“. Wie fühlte sich das für Sie aus heutiger Sicht an?
Es war ganz fürchterlich, ja, sogar desaströs, denn ich war extrem aufgeregt. Aber ich habe es überlebt.
Das ist eine überraschende Antwort. Denken Sie nicht gerne daran zurück?
Es ist doch so: Jeder, der sich über Jahre oder Jahrzehnte weiterentwickelt hat und dann alte Bilder von sich sieht, schlägt beide Hände über den Kopf zusammen und findet sich heute deutlich besser als damals. Ich glaube, das ist ein ganz normaler Prozess. Man schaue sich nur die Klamotten und Frisuren von früher an, auch wenn das alles damals zeitgemäß war. Ich war zwangsläufig noch unbedarft und unerfahren, aber ich bereue nichts.
Zur Person
Haben Sie schon mal daran gedacht, mit der Musik aufzuhören?
Ich mache meinen Abschied von der Bühne nicht an einer Zahl fest. Wer weiß, vielleicht stehe ich auch mit 80 noch auf der Bühne. Es hängt davon ab, ob ich dann noch gesund und fit bin. Das ist derzeit absolut der Fall. Ich spiele regelmäßig Tennis, gehe öfter ins Fitnessstudio. Auch meine Auftritte halten mich natürlich in Form. Aber wenn ich merke, dass ich zu einer Parodie von mir selbst werde, höre ich sofort auf.
Wie gehen Sie mit dem Älterwerden um?
Es schwankt. Ich habe die 40, 50 und auch die 60 ganz locker hingenommen. Aber ich muss zugeben: Die 70 hat was mit mir gemacht. Ich war geschockt, es war ein gewaltiger Einschnitt. Das Älterwerden ist eine Leistung, die eigentlich von allen wertgeschätzt werden sollte, aber in Deutschland wird man mit 70 aufwärts gerne mal outgesourct, was ja bei mir auch passiert ist: Beim MDR hatte ich von 2018 bis Anfang 2023 die Sendung „Schlager des Monats“ präsentiert, dann war Schluss. Aber das war völlig in Ordnung.
Sie sind 2024 Stargast beim internationalen Schlagerwettbewerb Stauferkrone in Donzdorf. Welche Tipps würden Sie jungen Musikern geben?
Das ist gar nicht so einfach, denn die Situation hat sich im Vergleich zu der Zeit, als ich im Geschäft anfing, komplett verändert. Der Platten-Markt ist völlig eingebrochen, es wird fast nur noch über Streamingdienste und Downloads Kasse gemacht. Ich möchte heute nicht mehr als Sänger anfangen müssen und bin echt froh, dass ich seit fünf Jahrzehnten bis heute Erfolg, einen Plattenvertrag und Auftritte habe. Deshalb tue ich mich schwer damit, anderen Künstlern in der heutigen Zeit Tipps zu geben.
Was ist unerlässlich für den Erfolg?
Fleiß, Ehrgeiz, Kampfwille, Authentizität, Talent, die Bereitschaft zum Learning By Doing und ein stabiles Umfeld. Heute kommen viele junge Leute daher und denken, sie wären Stars, obwohl sie nichts geleistet haben und sie kaum jemand kennt. Ich habe mir viel von Kollegen abgeschaut, etwa von Jürgen Marcus, Peter Alexander, Udo Jürgens.

Es gibt ja viele andere Shows dieser Art. Was halten Sie zum Beispiel von „Deutschland sucht den Superstar“?
In Formaten wie DSDS oder „The Voice“ treten viele Künstler auf, die richtig gut sind. Ich finde es bedauerlich, dass ein Großteil von ihnen ganz schnell wieder von der Bildfläche verschwindet. Das ist natürlich der Schnelllebigkeit dieser Zeit geschuldet.
Damals in den 70er-Jahren war die Situation eine völlig andere: Im Fernsehen gab es zwei Sender, das Dritte wurde gerade erst entwickelt. Wir hatten deutlich mehr Zeit. Ich habe jedes halbe Jahr eine Single gemacht. Das hat gereicht. Man hatte einfach auch Zeit, um sich persönlich wie musikalisch zu entwickeln. Ich möchte nicht behaupten, dass früher alles besser war, aber es war irgendwie betulicher und schöner.
Sie haben 1971 Ihren ersten Plattenvertrag unterschrieben. Wenn Sie 50 Jahre jünger wären: Würden Sie am Wettbewerb Stauferkrone teilnehmen?
Klar, warum nicht? Ich hätte auch bei DSDS teilgenommen. Für uns gab es damals halt nur die ZDF-Hitparade. Heute ist es nicht anders: Ich möchte nach wie vor singen und auch ins Fernsehen. Wenn mich beispielsweise ein Florian Silbereisen ruft oder ein Giovanni Zarrella, komme ich sehr gerne.