Wenn Marc Schöttner die Wahl hat, schaut er sich am liebsten Action-Filme an. Aber, nun ja, es darf schon auch mal was Romantisches sein: Zu zweit im Kerzenschein, dazu ein Liebesfilm im Fernsehen, „wenn ich in der richtigen Stimmung bin“, wie er sagt. Als Schauspieler ist er da deutlich flexibler – und nun in der Verfilmung eines Rosamunde-Pilcher-Romans zu sehen. Weit über 100 davon hat das ZDF schon gemacht

Der Name der britischen Autorin war Schöttner schon vorm Dreh ein Begriff. Überzeugt hat ihn das Drehbuch, das er nach eigenen Angaben „wirklich sehr, sehr spannend“ fand. „Nanny verzweifelt gesucht“ ist eine Geschichte über einen jungen Mann mit Vater-Konflikt, der zwischen zwei Frauen steht. „Ich würde sagen, es ist ein sehr junger Pilcher“, so der 31-Jährige, „mit einer tollen Regisseurin und noch dazu einer mit einer großartigen Besetzung.“ Neben Ruby O. Fee ist beispielsweise Rufus Beck dabei. „So tolle Kollegen an meiner Seite zu haben, fand ich sehr schön.“

Wie eine andere Welt

Die Pilcher-Filme wirken wie aus einer anderen Welt. „Die Briten haben ja in vielerlei Hinsicht einen ganz außergewöhnlichen Geschmack“, sagt Schöttner und ergänzt: „Da fühlt man sich, wenn man aus Deutschland kommt, manchmal ein bisschen in der Zeit zurückgeworfen, zum Beispiel was die Kleidung betrifft.“ Aber: „Die passt natürlich zu dem ganzen Umfeld. In dem Herrenhaus, in dem wir gedreht haben, geht angeblich Prinz Charles zum Kaffeetrinken ein und aus.“

Schöttner hat sich auf die Rolle als Ryan Rushton „sehr bewusst, konzentriert und diszipliniert vorbereitet“, wie er sagt. Zuletzt hat er Theater gespielt, seine Festanstellung in Ingolstadt aber aufgegeben, weil er in den USA als Schauspieler vorankommen will. Während des Pilcher-Drehs hat er die Zusage für die Green Card bekommen. „Ich saß da in meinem kleinen Cottage in Cornwall – und dann kam die E-Mail.“ Kein Wunder, dass ihm der Film in guter Erinnerung geblieben ist. Aber auch, weil es in Cornwall „fast wie in einem Märchen“ ist. „Wenn tatsächlich mal die Sonne scheint – in Wirklichkeit nicht so oft wie im Film –, dann schaut man aus seinem Cottage raus und hört das Meer rauschen. Es ist ein Traum!“

Er liebt Film und Theater

Schöttner, der nun in Berlin und New York lebt, würde am liebsten auch weiterhin sowohl auf der Bühne als auch vor der Kamera stehen. Denn festlegen lassen will er sich nicht. Deshalb hat er auch die Rolle des Lukas Levin in der RTL-Seifenoper „Alles was zählt“ nach etwas mehr als einem Jahr aufgegeben. Er sagt dennoch: „Für mich war es eine tolle Zeit.“ Schöttner spielte in der Serie einen Tänzer – er selbst hat in der Bundesliga Showdance getanzt. „Die Rolle war quasi ein Geschenk für mich“, sagt er. „So ein James-Dean-Charakter, der zwischen zwei Frauen steht und mit seinem Vater nicht zurechtkommt.“

„Als wir in der achten Klasse im Kurs Darstellendes Spiel gefragt wurden, warum wir dieses Fach gewählt haben, war meine Antwort: Nach dem Abitur gehe ich nach Amerika und werde berühmt!“ Schöttner lacht – aber auch wenn ihm das Berühmtwerden nicht mehr wichtig ist, einen Fuß hat er in den USA in der Tür. Er hat dort eine Folge der FBI-Serie „Quantico“ gedreht. Für Schöttner heißt das: fürs Erste kein Theater mehr, sondern Film und Fernsehen. „Ich setze alles auf eine Karte“, sagt er, wohl wissend, dass es nicht leicht ist, es als Schauspieler in den USA zu schaffen.