Herr Schöttner, Sie sind in einer Rosamunde-Pilcher-Verfilmung zu sehen. Da frage ich mich: Sind Sie eigentlich ein Romantiker?

Es gibt schon Abende, da mache ich auch mal eine Kerze an. (lacht) Vor allem, wenn man zu zweit ist, ist so etwas doch ganz schön. Auch Rosen schenke ich natürlich immer gern. Das ist schon romantisch, oder?

Durchaus. Schauen Sie sich auch mal einen Liebesfilm an?

Grundsätzlich schaue mir lieber etwas mit ein bisschen Action an. Aber wenn ich in der richtigen Stimmung bin oder nicht allein bin, dann schaue ich mir auch sehr gern mal einen Romantik-Film ein.

Gibt es einen, der Ihnen in Erinnerung geblieben ist?

Oh Gott … So gut kenne ich mich mit Romantik-Filmen jetzt auch nicht aus. (lacht) Aber von der Story und von der Besetzung her finde ich "Liebe braucht keine Ferien" gut.

Wie sind Sie an die Rolle in "Nanny verzweifelt gesucht" gekommen?

Ich habe vor einiger Zeit schon mal mit der Regisseurin Heidi Kranz gedreht. Danach war ich für zwei Jahre fest am Theater, da war es mit Film und Fernsehen dann etwas schwieriger. Vergangenes Jahr habe ich meine Festanstellung aufgegeben, weil ich eine Green Card bekommen habe und in die USA gehen wollte. Und dann habe ich Heidi Kranz beim Münchener Filmfest wiedergetroffen. Sie hat mir erzählt, dass sie einen Rosamunde-Pilcher- Film macht – und wenn eine Rolle für mich dabei sein sollte, dann würde sie mich dafür unbedingt haben wollen. Ich habe mich dann später noch bei ein paar Leuten vorgestellt und hatte kurz darauf die Zusage. Dafür bin ich Heidi Kranz auch sehr dankbar.

War Ihnen der Name Rosamunde Pilcher ein Begriff?

Ja, ich kannte das Format. Ich habe auch relativ schnell das Drehbuch bekommen und fand es wirklich sehr, sehr spannend – eine Geschichte über einen jungen Mann mit Vater-Konflikt, der zwischen zwei Frauen steht. Ich würde sagen, es ist ein sehr junger Pilcher, mit einer tollen Regisseurin und noch dazu einer mit einer großartigen Besetzung. Rufus Beck spielt meinen Vater, Ruby O. Fee und Vijessna Ferkic die zwei Frauen, zwischen denen meine Figur schwankt. So tolle Kollegen an meiner Seite zu haben, fand ich sehr schön.

Sie erinnern sich also gern an die Dreharbeiten?

Absolut. Dazu kommt: Während wir gedreht haben, habe ich die definitive Zusage für die Green Card bekommen. Ich saß da in meinem kleinen Cottage in Cornwall – und dann kam die E-Mail. Das war toll!

Apropos Cornwall: Die Landschaft macht die Pilcher-Verfilmungen ja aus. Wie hat es Ihnen dort gefallen?

Ich habe vorher in Ingolstadt am Theater gearbeitet, jetzt lebe ich in Berlin und New York. Aber Cornwall ist natürlich etwas ganz anderes, es ist fast wie in einem Märchen. Wenn tatsächlich mal die Sonne scheint – in Wirklichkeit nicht so oft wie im Film -, dann schaut man aus seinem Cottage raus und hört das Meer rauschen. Es ist ein Traum! Es gibt einen großen Surfer-Strand, das kam mir sehr gelegen. Und wir sind ausgeritten, auch das war ein richtig schönes Erlebnis.

Für die Zuschauer wirken die Filme immer ein wenig wie aus einer anderen Welt …

Ja, irgendwie märchenhaft. Und natürlich sind die Filme sehr britisch. Die Briten haben ja in vielerlei Hinsicht einen ganz außergewöhnlichen Geschmack. (lacht) Da fühlt man sich, wenn man aus Deutschland kommt, manchmal ein bisschen in der Zeit zurückgeworfen, zum Beispiel was die Kleidung betrifft. Aber die passt natürlich wiederum zu dem ganzen Umfeld. In dem Herrenhaus, in dem wir gedreht haben, geht angeblich Prinz Charles zum Kaffeetrinken ein und aus.

Ryan Rushton, den Sie spielen, ist seine Familie sehr wichtig. Gilt das auch für Sie?

Ich habe leider keine Geschwister, deshalb waren mir Freunde immer sehr wichtig. Seit der ersten Klasse habe ich sehr gute Freunde, die mich mein ganzes bisheriges Leben lang begleitet haben, das ist mir wirklich wichtig. Aber natürlich ist mir die Familie, die ich habe, wichtig – auch wenn sie klein ist.

Sie haben bislang viel Theater gespielt, jetzt steht eher das Fernsehen im Mittelpunkt. Wollen Sie auch in Zukunft beides machen?

Das ist natürlich schwierig, und es hängt ja auch immer von Angebot und Nachfrage ab. Jedem Schauspiel-Studenten wird gesagt, dass einem ein paar Jahre Theater gut tun. Ich hatte, bevor ich ans Theater gegangen bin, für etwas mehr als ein Jahr eine Hauptrolle in der RTL-Serie "Alles was zählt". Ich wollte mich aber nicht auf diese eine Rolle festlegen, deshalb bin ich nach Ingolstadt gegangen, wo ich auch richtig glücklich war. Dank der Green Card konnte ich in den USA schon eine Folge der FBI-Serie "Quantico" drehen und habe auch schon bei einer Agentur und einem Management unterschrieben. Dadurch ist für das kommende Jahr jetzt erst mal Film und Fernsehen angesagt. Zwei Theater-Angebote habe ich deshalb abgesagt, weil ich der Meinung bin, dass ich mich jetzt auf eine Sache fokussieren muss. Ich setze alles auf eine Karte. Wobei es natürlich utopisch ist zu glauben, dass man als Schauspieler in einem Jahr den großen Durchbruch in den USA schafft.

Wie kamen Sie eigentlich an die Rolle in "Quantico"?

Ich bin am 10. Januar in die USA eingereist. Vorher hatte ich schon einige Manager und Agenten angeschrieben und tatsächlich mehrere Termine bekommen. Das muss man sich mal vorstellen, mich kennt da ja keiner! Gleich am 11. Januar habe ich mich mit einem Agenten getroffen, der seit über 20 Jahren im Geschäft ist, und der fragte noch am gleichen Abend, ob ich zu einem Casting für eine Episoden-Rolle in "Quantico" gehen könnte. Ich bin dann dorthin gegangen, hatte zwei Tage später die Zusage und habe noch mal zwei Wochen später gedreht.

Hatten Sie schon lange den Wunsch, auch international zu arbeiten?

Oh ja! Als wir in der achten Klasse im Kurs "Darstellendes Spiel" gefragt wurden, warum wir dieses Fach gewählt haben, war meine Antwort: "Nach dem Abitur gehe ich nach Amerika und werde berühmt!"

Obwohl man es als Schauspieler nicht leicht hat heutzutage?

Mir war damals schon bewusst, dass man gerade als Theater-Schauspieler nicht viel verdient. Deshalb wollte ich lieber zum Film. (lacht) Ich habe tatsächlich beim Jugend-Club des Staatstheaters Wiesbaden angefangen, und dort habe ich gemerkt, dass es mir eigentlich völlig egal ist, wie viel Geld ich verdiene. Es ging mir um den Job an sich, darum, in verschiedene Rollen zu schlüpfen. Das interessiert mich – nicht das Geld. Der Traum von Amerika war mir dann nicht mehr so wichtig, und auch darum, berühmt zu werden, geht es mir nicht. Im Gegenteil: Seit "Alles was zählt" weiß ich, wie es ist, wenn man immer erkannt wird. Natürlich gehört das dazu, wenn man vor der Kamera steht. Aber wenn ich nicht drehe, dann möchte ich auch ein Privatleben haben.

War "Alles was zählt" trotzdem ein guter Einstieg ins Fernsehgeschäft?

Für mich war es eine tolle Zeit. Ich habe in der Serie einen Tänzer gespielt, und fünf Jahre zuvor habe ich in der Bundesliga Showdance getanzt. Die Rolle war quasi ein Geschenk für mich. Lukas Levin, den ich gespielt habe, war so ein James-Dean-Charakter, der zwischen zwei Frauen steht und mit seinem Vater nicht zurecht kommt. So etwas zu spielen, macht Spaß. Und ich habe natürlich auch viel gelernt.

Tanzen Sie immer noch?

Ja, klar. Ich gehe gern weg, und da tanze ich auch gern.

Motsi Mabuse, die man aus der Jury der RTL-Show "Let's Dance" kennt, war ja Ihre Tanz-Trainerin. Hatten Sie damals schon das Gefühl, dass sie ins Fernsehen gehört?

Mir war zumindest klar, dass sie einen großen Unterhaltungswert hat. Sie hat immer für eine super Stimmung im Training gesorgt. Wenn man mal darüber nachdenkt, dann ist eigentlich klar, dass jemand mit einer so positiven Energie unbedingt ins Fernsehen gehört!

Noch einmal zurück zu Rosamunde Pilcher. Es gibt inzwischen weit über 100 Filme. Haben Sie Respekt vor einem so langlebigen Format?

Ich habe mich in jedem Fall sehr bewusst, konzentriert und diszipliniert vorbereitet. Ich habe mir sogar einen Fitness-Coach genommen, weil ich für die Rolle noch ein bisschen schlanker und durchtrainierter sein wollte. Ein Schauspiel-Coaching habe ich auch gemacht.

Sie sind auf Instagram sehr aktiv, zeigen dort zum Beispiel oft Bilder von Dreharbeiten. Ist das ein Teil Jobs?

Ich war schon auf Facebook sehr aktiv, als ich bei "Alles was zählt" war. Mit Instagram habe ich erst vor ein paar Monaten angefangen. Erst war ich ein bisschen zögerlich, aber tatsächlich haben mir viele Leute geraten, das zu machen. Es ist natürlich ein guter Weg, um die Fans auf dem Laufenden zu halten, was man gerade so macht. Man ist als Schauspieler eine Person des öffentlichen Lebens, und für die Fans ist es einfach spannend, einen Einblick in dieses Leben zu bekommen. Und deshalb will ich sie auch daran teilhaben lassen.