Herr Anders, Sie haben Ihre Karriere 1982 mit Liedern auf Deutsch begonnen. Mit den englischen Songs von „Modern Talking“ kam dann der Ruhm. Jetzt singen Sie wieder in deutscher Sprache. Warum diese Wende zurück nach all den Jahren?
Ich empfinde das gar nicht so als Wende zurück. Es ist einfach nur so, dass ich eine weitere Facette von mir zeige. Wenn man meine Diskografie durcharbeitet, sieht man viele verschiedene Richtungen, die ich eingeschlagen habe. Als ich anfing, deutsche Songs auszuprobieren, erforschte ich, was ich dabei empfinde, wie ich mich damit fühle. Das war ein langer Entwicklungsprozess. Fürs erste Album brauchte ich vom Einsingen des ersten Lieds bis zur Abgabe vier Jahre. Beim zweiten, also jetzt bei „Ewig mit Dir“, hat es „nur“ dreizehn Monate gedauert. Daran merkt man, dass ich wirklich angekommen bin.
Was sagen Ihre Fans weltweit dazu, die Sie ja nur über Ihre englischen Songs kennen?
Na gut, für die meisten Fans in anderen Ländern ist auch Englisch eine Fremdsprache. Es geht primär um die Musik, aber auch um die Person. Interessanterweise ist das deutsche Album auch in Russland in die Charts gegangen. Ich glaube, die Sprache ist am Ende gar nicht so entscheidend für die Fans.
Sie transportieren ein durch und durch positives Lebensgefühl. Sind Sie wirklich so?
Ja (lacht)! Bei mir ist das Glas immer halb voll. Wenn ich morgens aufstehe, freue ich mich auf den Tag und versuche, immer das Beste daraus zu machen. Wenn mal etwas nicht so super läuft, dann analysiere ich das und lerne daraus. Das ist doch das Schöne im Leben, dass man – egal, wie alt man ist – immerzu lernen kann.
Ihr neues Album hat ja auch als Credo: Träume können wahr werden. Glauben Sie daran?
Ja, klar. Vielleicht nicht jeder Traum. Mir geht es um die Einstellung. Viele Menschen glauben leider nicht an sich selbst. Das ist falsch! Ich darf doch nicht aufgeben, nur, weil ich mir von vornherein sage, dass es nichts wird. Damit vertut man zu viele Chancen. Ich muss schon versuchen, das Glück irgendwo sehen zu wollen – und es dann auch zu packen.
Auf dem neuen Album ist auch ein Duett mit Florian Silbereisen. Geht es jetzt für Sie in Richtung „Deutscher Schlager“?
Was ist denn genau „Deutscher Schlager“? Das müssen Sie mir bitte definieren. Und Sie werden merken, dass es da schnell schwierig wird. Ich empfinde es nicht als Makel, wenn man sagt, ich mache Schlager. Ich fühle mich aber wohler bei der Einordnung: Deutsche Popmusik. Was ich mache, sind Pop-Produktionen mit deutschen Texten.
Was können die deutschen Fans bei Ihrer Tournee erwarten?
Es ist eine Mischung aus „Modern Talking“-Hits und aus Songs aus meinen beiden deutschsprachigen Alben. Wir haben einige Medleys arrangiert. Es gibt eine große LED-Wand und verschiedene Ebenen auf der Bühne. Es ist ja nicht nur meine erste Deutschland-Tournee, sondern auch mein fünfzigstes Bühnenjubiläum.
Oh! Wahnsinn!
Ja (lacht)! Das sehe ich auch so! Dadurch habe ich natürlich einen großen Fundus. Ich möchte die Menschen wirklich mitnehmen, möchte vieles aus meinem Leben erzählen und mit Musik anreichern.
Hat der berufliche Ruhm auch Schattenseiten mit sich gebracht?
So in der Öffentlichkeit zu stehen, das muss man schon auch tragen können. Man wird immer beobachtet. Sobald ich aus meiner Haustür rausgehe, bin ich nicht mehr anonym. Ich habe gelernt, damit umzugehen.
Wie sehen Sie Ihr Verhältnis zu Dieter Bohlen heute?
Neutral. Wir sind zwei Menschen, die miteinander eine ganz großartige Karriere gemacht haben, die miteinander einen Teil ihres Lebens bestritten haben. Wir sind ein bisschen wie ein geschiedenes Ehepaar, die ein gemeinsames Kind haben. Für das Kind empfindet man noch Zuneigung, ansonsten hat man sich – wie man das so schön neudeutsch-juristisch sagt – auseinandergelebt. Es war eine Arbeitsbeziehung und nicht mehr.
Am 17. Mai tritt Thomas Anders in der Stuttgarter Liederhalle auf.
Zur Person
Thomas Anders, geboren am 1. März 1963, gehört zu den wenigen deutschen Stars, die internationale Musikgeschichte geschrieben haben. Schon während seiner Zeit mit „Modern Talking“ machten ihn Charterfolge in fast jedem Winkel der Erde berühmt. Alleine „You’re my Heart, you’re my Soul“ war in 81 Ländern auf Platz eins. (sk)
Thomas Anders: „Ewig mit Dir“, WM Germany; 14,99 Euro.